gms | German Medical Science

46. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

14.05. - 16.05.2020, Nürnberg

Der natürliche Verlauf der Urindiagnostik nach Harnableitung

Meeting Abstract

Search Medline for

  • G. Magistro - Urologie am Klinikum München, LMU, München, Deutschland
  • C. G. Stief - Urologie am Klinikum München, LMU, München, Deutschland

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 46. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Nürnberg, 14.-16.05.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20urobay098

doi: 10.3205/20urobay098, urn:nbn:de:0183-20urobay0984

Published: July 30, 2020

© 2020 Magistro et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Die radikale Zystektomie und die rekonstruktive Harnableitung stellen weiterhin das operative Therapieverfahren der Wahl für das muskelinvasive und nicht-muskelinvasive high-risk Urothelkarzinom der Harnblase dar. Im präsentierten Projekt werden der Einfluss der Harnableitung auf Parameter der Urindiagnostik, die hinweisend sind für das Vorliegen einer Harnwegsinfektion, und Risikofaktoren für die Entwicklung von Infektkomplikationen untersucht.

Methoden: In einer retrospektiven, monozentrischen Studie wurden 429 Patienten evaluiert, die sich vom Januar 2013 bis Juli 2017 einer radikalen Zystektomie unterzogen. Dabei erhielten 185 Patienten eine orthotope Ilemneoblase (NB) und 244 Patienten ein Ileumkonduit (IC). Die Patienten wurden über ein Follow-Up von 12 Monaten zu drei definierten Zeitpunkten anhand kompletter Urindiagnostik (Urinteststreifen, Mikroskopie, Urinkultur) analysiert.

Ergebnisse: Zwei Wochen nach OP wies der Urinstix positive Reaktionen für Leukozyten und Hämoglobin in 80.7% nach IC und in 80% nach NB auf. Ein Jahr nach OP waren beide Testfelder in beiden Kohorten für alle Patienten stets positiv. Entsprechend zeigte die Mikroskopie zwei Wochen post-OP in hohem Maße Leukozyten (84% vs. 85.4%), Erythrozyten (82.8% vs. 83.8%) und Bakterien (94.3% vs. 96.8%) in Urinproben aus IC und NB. Nach einem Jahr war auch dies unabhängig von der Harnableitung stets positiv. Die Urinkultur 2 Wochen nach OP war in 50% positiv für IC und in 60.5% für NB (p>0.05). Allerdings konnten mehr polymikrobielle Ergebnisse nach NB (81.3%) als nach IC (67.2%) festgestellt werden (p=0.018). Die häufigsten Erreger waren E. coli (IC vs. NB: 27.4% vs. 16.9%) and Enterococcus spp. (IC vs. NB: 34.2% vs. 16.6%).Kontaminierende Bakterien der Hautflora wurden öfter nach IC (34.2%) als nach NB (16.6%) (p=0.005) festgestellt. Den einzigen Parameter, der nach univariater (p= 0.006) und multivariater Analyse (OR 4.2; CI 95% 1.525 – 11.569; p= 0.006) mit einer fieberhaften Harnwegsinfektion/Uroepsis assoziiert war, stellte die Harntransportstörung mit Hydronephrose.

Schlussfolgerung: Eine positive Urindiagnostik ist nach Harnableitung ein häufiger Normalbefund, der für die Interpretation für diese Patienten berücksichtigt werden muss. Eine Harntransportstörung ist ein Risikofaktor für symptomatische Harnwegsinfektionen. Der Befund einer positiven Urindiagnostik rechtfertigt keine standardmäßige antibiotische Therapie/Prophylaxe.