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Obstipation und Überaktive Blase – gibt es ein Crossover zweier geriatrischer Syndrome?
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Published: | July 30, 2020 |
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Zielsetzung: Ziel der vorliegenden Untersuchung war der Versuch der Reproduktion der in der Literatur postulierten Zusammenhänge zwischen den geriatrischen Syndromen „Obstipation“ und „Überaktive Blase“ (ÜAB) an einem größeren Patientengut als in den bisher durchgeführten Studien.
Material und Methoden: Bei 165 Patienten wurden die Abschlußdiagnose einer funktionsurologischen Untersuchung den Ergebnissen des Cleveland Obstipations Scores (COS) gegenübergestellt („epidemiologischer Teil“) und bei 113 dieser Patienten neben einer standardmäßigen Zystomanometrie ein zweiter Messdurchgang vorgenommen, bei dem ein handelsüblicher Harnblasenkatheter im Rektum platziert und dessen Ballon bis zur subjektiven Angabe eines Stuhldranges geblockt wurde („Simulationsteil“).
Ergebnisse: Eine Obstipation gemessen mit dem COS lag bei 64,6 % der Patienten mit Überaktiver Blase, bei 58 % der Patienten mit einer anderen Blasenfunktionsstörung wie Belastungsinkontinenz oder Blasenentleerungsstörung vor (p > 0,05).
Im Simulationsteil zeigte die Blasensensibilität („Volumen des ersten Harndranges“) keine statistisch signifikante Veränderung durch die Rektumdistension (Vorzeichentest: z = -0,096; p > 0,05; n = 113). Ihr Median erhöhte sich sogar von 92 ml auf 103 ml im Durchgang mit Rektumdistension. Die Blasenkapazität („maximale Blasenkapazität“) hingegen zeigte eine statistisch signifikante Veränderung durch die Rektumdistension (Vorzeichentest: z = -2,021; p = 0,043; n = 113). Ihr Median verminderte sich von 190 ml auf 171 ml im Durchgang der Rektumdistension.
Zusammenfassung: Gemessen mit dem COS ließ sich in der untersuchten Patientengruppe keine erhöhte Inzidenz einer Obstipation bei ÜAB-Patienten finden. Unter den Bedingungen einer Obstipation simulierenden Rektumdistension zeigte sich die Harnblasenkapazität, nicht jedoch deren Sensibilität beeinflussbar. Eine funktionell kleinkapazitäre Blase könnte somit auch durch eine chronische Obstipation mitbeeinflußt oder verstärkt werden, wie es die neuronale Verschaltung plausibel machen würde. Eine potenzielle Obstipation sollte daher im Rahmen der Diagnostik und Therapie einer ÜAB Berücksichtigung finden.