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46. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

14.05. - 16.05.2020, Nürnberg

Die Zukunft der Urologie: Demographie und 12 Monate Überlebensrate von stationären neunzigjährigen Patienten

Meeting Abstract

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  • S. Madersbacher - Kaiser Franz Josef Spital, Urologie, Wien, Österreich
  • T. Luef - Kaiser Franz Josef Spital, Urologie, Wien, Österreich
  • K. Eredics - Donauspital, Urologie, Wien, Österreich

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 46. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Nürnberg, 14.-16.05.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20urobay053

doi: 10.3205/20urobay053, urn:nbn:de:0183-20urobay0536

Published: July 30, 2020

© 2020 Madersbacher et al.
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Hintergrund: Innerhalb der nächsten 30 Jahre kommt es in Österreich zu einer 175%igen Zunahme von 90+ Patienten. Dieser demographische Wandel wird zu einer deutlichen Zunahme von hochbetagten Patienten führen, die stationär aufgenommen werden müssen. In der Literatur finden sich kaum Daten zu dieser hochbetagten Kohorte.

Methodik: In einer retrospektiven Studie wurden alle 90+ Patienten, welche 2014-2018 auf der urologischen Station im Kaiser-Franz Josef Spital aufgenommen wurden, inkludiert. Neben einer Reihe demographischer Parameter wurden alle relevanten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen im Zuge der stationären Aufnahme erfasst. Die Patienten wurden für 12 Monate nachkontrolliert und Prädiktoren für die Mortalität errechnet.

Ergebnisse: Insgesamt konnten 191 Patienten (Männer: n=121, Frauen: n=70) mit einem Durchschnittsalter von 91.7 Jahren (90-102) in diese retrospektive Studie eingeschlossen. Die häufigsten Aufnahmegründe (Mehrfachangaben möglich) waren Makrohämaturie (Männer 46%, Frauen 44%), Blasenfunktionsstörungen (Männer 41%, Frauen 37%), Harnwegsinfekte (Männer 35%, Frauen 61%), Hydronephrose (Männer 22%, Frauen 21%) und Harnverhaltung (Männer 15%, Frauen 10%). Die Patienten wiesen durchschnittlich 5 Diagnosen auf und nahmen regelmäßig 7 Medikamente ein. Die häufigsten invasiven Maßnahmen waren die Einlage eines Spülkatheters (Männer 28%, Frauen 31.4%), eine Zystoskopie (Männer 11%, Frauen17%), eine transurethrale Blasen/Prostataresektion oder Koagulation (Männer 12%, Frauen 4%) und die Einlage eines DJ-Katheters (Männer 12%, Frauen 11%). Insgesamt erhielten 108 Patienten (57%) eine invasive Intervention. Die durchschnittliche Hospitalisierungsdauer betrug 6.2 Tage. Die 12 Monate Gesamtmortalität betrug 44% (Männer 46%, Frauen 40%). Prädiktoren für eine erhöhte Mortalität waren die Anzahl der Diagnosen (< 5: 31%, >5: 51.2%), der geriatrische CSHA-Score (< 6: 38%, >6: 67%). Hinsichtlich urologischer Diagnosen bestand die höchste 12-Monate Mortalität für das Prostatakarzinom (69%), gefolgt von Makrohämaturie (52%), Harnblasenkarzinom (49%) und Harnwegsinfekt (42%).

Schlussfolgerung: Urogerontologische Aspekte stellen eine der großen zukünftigen Herausforderungen für unser Fach dar. Stationär aufgenommene Neunzigjährige benötigen in einem hohen Prozentsatz invasive Interventionen. Die 12-Monate Mortalitätsrate beträgt annähernd 50% und die erarbeiteten Risikofaktoren können in den Entscheidungsprozess dieser Patientengruppe einfließen.