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182nd Meeting of the Ophthalmologists of the Rhineland and Westfalia

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

31.01. - 01.02.2020, Münster

Kombination von zwei Pathomechanismen – ein neuer Ansatz in der Glaukomforschung?

Meeting Abstract

  • Julien Wulf - Bochum
  • S. Reinehr - Bochum
  • A.T. Hensel - Bochum
  • R. Fuchshofer - Institut für Anatomie, Lehrstuhl für Humananatomie und Embryologie, Universität Regensburg
  • H.B. Dick - Bochum
  • S.C. Joachim - Bochum

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 182. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Münster, 31.01.-01.02.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20rwa70

doi: 10.3205/20rwa70, urn:nbn:de:0183-20rwa702

Published: April 29, 2020

© 2020 Wulf et al.
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Text

Hintergrund: Neben einem erhöhten Augeninnendruck scheinen auch immunologische Prozesse am Glaukomschaden beteiligt zu sein. Bisherige Glaukom-Tiermodelle untersuchten immer nur einen Pathomechanismus. Hier soll ein Modell etabliert werden, welches den Hauptrisikofaktor Augeninnendruckerhöhung und autoimmune Prozesse kombiniert, um den multifaktoriellen Charakter der Erkrankung besser untersuchen zu können. Grundlage hierfür bieten CTGF-Mäuse, bei denen es durch eine Überexpression des Proteins Connective Tissue Growth Factor zu einem Hochdruckglaukom kommt. Kombiniert werden diese mit dem sogenannten autoimmunen Glaukommodell, bei dem eine Immunisierung mit dem bovinen Sehnervenhomogenat (ONA) ohne Augeninnendruckerhöhung zu einem Verlust der retinalen Ganglienzellen (RGZ) führt.

Methoden: Es wurden drei Gruppen 6 Wochen alter Mäuse (n=10/Gruppe) verglichen: CTGF-Mäuse (CTGF-Gruppe), sowie gesunde Wildtypmäuse (WT-Gruppe) als Kontrolle. Und um immunologische Mechanismen zu untersuchen, wurde ein Teil der CTGF-Mäuse zusätzlich mit ONA immunisiert (Kombination-Gruppe). Sechs Wochen nach Immunisierung erfolgte eine immunhistologische Färbung mit dem RGZ-Marker RBPMS sowie eine Zellzählung. Des Weiteren wurden mit VGLUT1 glutamaterge Synapsen untersucht und mittels Flächenauswertung analysiert.

Ergebnisse: Kein signifikanter Unterschied in der Anzahl der RGZ ergab sich im Vergleich von CTGF- und WT-Gruppe. Ein deutlicher Untergang der RGZ war in der Kombination-Gruppe verglichen mit der WT-Gruppe (p=0,0009) zu verzeichnen. Zudem wies die Kombination-Gruppe auch im Vergleich mit den reinen CTGF-Tieren signifikant weniger RGZ auf (p=0,02). Die Färbung der Synapsen zeigte ein signifikant stärkeres Signal in der Kombination-Gruppe verglichen mit der WT-Gruppe (p=0,02).

Diskussion: Die Ergebnisse weisen auf eine kumulative Schädigung der RGZ durch die Kombination von Augeninnendruckerhöhung mit autoimmunen Prozessen hin. Die Verstärkung des VGLUT1-Signals in der Kombination-Gruppe kann als möglicher Kompensationsmechanismus auf den RGZ Verlust gewertet werden. Somit scheint eine authentische Darstellung der multifaktoriellen Pathogenese des Glaukoms gegeben. Folglich eignet sich das kombinierte Glaukommodell als Grundlage für weiterführende Studien in Bezug auf die Entstehung und Behandlung dieser Erkrankung.