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Evidenzbasierte Gesundheitsinformationen in „Leichter Sprache“ – geht das überhaupt?
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Published: | February 12, 2020 |
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Beschreibung: Evidenzbasierte Gesundheitsinformationen stützen sich auf das beste aktuelle Wissen und folgen den Anforderungen der „Guten Praxis Gesundheitsinformationen“ [1]. Diese verlangt u. a. den Verzicht auf direktive Empfehlungen sowie eine angemessene Darstellung von Unsicherheiten oder von Nutzen und Schaden einer medizinischen Maßnahme. Zudem sollen die Untersuchungen und Behandlungen verständlich erklärt sein.
Allerdings sind hochwertige Gesundheitsinformationen für Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeiten oder geringen Sprachkenntnissen oft zu lang und zu kompliziert. Dadurch bleibt diesen Menschen – trotz ethisch und juristisch verbrieften Rechts – der Zugang zu verlässlichen Gesundheitsinformationen verschlossen. Leichte Sprache mit ihren eigenen Regeln [2] kann hier eine Brücke schlagen. So erarbeitet SOD eine Webseite „Gesundheit leicht verstehen“ (gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit) mit sehr leicht verständlichen und niedrigschwelligen Informationen und Materialien. Gemeinsam mit dem ÄZQ werden im Rahmen dieser Plattform die Gesundheitsinformationen in Leichte Sprache übersetzt und bestehende Materialien verlinkt. Auch der Krebsinformationsdienst bietet bereits eine Broschüre zum Lungenkrebs in Leichter Sprache an.
Der Workshop soll der Frage nachgehen, ob und wie evidenzbasierte Gesundheitsinformationen in Leichte Sprache übertragen werden können, ohne dass Inhalte verloren gehen. Welche Schwierigkeiten gibt es dabei? Wo gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den Regelwerken für gute Gesundheitsinformationen [1] und Leichte Sprache [2], z. B. Einbezug von Patientenvertretern oder Menschen aus der Zielgruppe an der Erstellung?
Geplante Methoden: Der Workshop (mögliche Dauer 90 bis 120 min) besteht aus Kurzvorträgen und einem praktischen Teil.
Im ersten Teil beschreiben Referate von Sabine Schwarz (ÄZQ) und Susanne Weg-Remers (KiD) Grenzen und Erfahrungen bei der Übersetzung von guten Gesundheitsinformationen in Leichte Sprache. In einer offenen, moderierten Diskussion können alle ihre Ansichten dazu einbringen und den Bedarf an Informationen in Leichter Sprache identifizieren.
Im zweiten Teil gibt Walburga Fröhlich (capito) einen Einblick in das Regelwerk und den TÜV-zertifizierten Übersetzungsprozess von Texten in Leichte Sprache des capito Netzwerks. Anschließend üben die Teilnehmenden an konkreten Textbeispielen die Umsetzung. Die Ergebnisse werden gemeinsam diskutiert.
Interessenkonflikte: Corinna Schaefer, Sabine Schwarz und Svenja Siegert erstellen im Rahmen ihrer Tätigkeit beim Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) evidenzbasierte Gesundheitsinformationen.
Imke Kaschke und Ines Olmos bearbeiten, erstellen und führen im Rahmen des Projektes „Gesundheit leicht verstehen“ und als Mitarbeitende von Special Olympics Deutschland Gesundheitsinformationen in leichter Sprache zusammen.
Susanne Weg-Remers erstellt im Rahmen ihrer Tätigkeit beim Krebsinformationsdienst evidenzbasierte Gesundheitsinformationen (siehe auch https://www.krebsinformationsdienst.de/interessenkonflikte.php).
Walburga Fröhlich ist Co-Gründerin der atempo-Gruppe, die das Social-Franchise Netzwerk capito betreibt. capito ist Marktführer im deutschen Sprachraum für Übersetzungen in leicht verständliche Sprache: https://www.atempo.at/?team=walburga-froehlich&c=241
Literatur
- 1.
- DNEbM. Gute Praxis Gesundheitsinformation. Ein Positionspapier des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e.V. Version 2.0. Berlin; 2015. Vergfügbar unter: https://www.ebm-netzwerk.de/de/medien/pdf/leitlinie-evidenzbasierte-gesundheitsinformation-fin.pdf
- 2.
- Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Leichte Sprache – ein Ratgeber [online]. Bonn. 2014. Vergfügbar unter: https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Publikationen/a752-ratgeber-leichte-sprache.pdf;jsessionid=C585316A3B6E09F55BA2DD4169D6D8C8?__blob=publicationFile&v=4