gms | German Medical Science

21. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13. - 15.02.2020, Basel, Schweiz

Ja immer, kommt darauf an, oder nie? Früherkennung von Prostatakrebs mittels PSA-Test – Befragung von Hausärzten und Urologen im Nordwesten

Meeting Abstract

  • Michael Hermann Freitag - Universität Oldenburg, Abt. Allgemeinmedizin, Dept. für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Sanny Kappen - Universität Oldenburg, Abt. Epidemiologie und Biometrie, Dept. für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Verena Jürgens - Universität Oldenburg, Abt. Epidemiologie und Biometrie, Dept. für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Alexander Winter - Klinikum Oldenburg, Universitätsklinik für Urologie, Oldenburg, Deutschland

Nützliche patientenrelevante Forschung. 21. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Basel, Schweiz, 13.-15.02.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20ebmPP1-09

doi: 10.3205/20ebm048, urn:nbn:de:0183-20ebm0487

Published: February 12, 2020

© 2020 Freitag et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Zum PSA-Test existieren weiterhin unterschiedliche Auffassungen und Einstellungen. Die deutsche S3-Leitlinie Prostatakarzinom beinhaltet ein Sondervotum der DEGAM, welches Hausärzten in Anbetracht der nicht eindeutigen Evidenzlage keine aktive Patientenansprache bzgl. der PSA-Testung empfiehlt.

Fragestellung: Wie unterscheiden sich Aufklärung und Anwendung des PSA-Tests in urologischen Praxen und Hausarztpraxen im Nordwesten?

Methoden: 172 Hausärzte des Lehrpraxennetzwerks der Universität Oldenburg und 128 niedergelassene Urologen (Mitglieder des Berufsverbandes der Deutschen Urologen) wurden in Niedersachsen und Bremen in eine Onlinebefragung eingeschlossen (Juni-Juli 2016). Befragt wurde zum Umgang mit dem PSA-Test und dessen Ergebnissen, der Informationsvermittlung und zum Kenntnisstand bzgl. der nationalen und internationalen Leitlinien.

Ergebnisse: 55 Ärzte (davon 14 Urologen) haben die Befragung vollständig durchgeführt. Die Mehrzahl der Ärzte (n=39, 71%; Hausärzte 66%; Urologen 86%) wendet den PSA-Test standardisiert an. Alle Urologen sahen den Test als sinnvoll an, während fast die Hälfte der Hausärzte (n=19, 46%) diesen nur als neutral oder nicht sinnvoll einstuften. 57% der Hausärzte und alle (!) Urologen hatten den PSA-Test bereits selbst in Anspruch genommen. Alle Urologen informieren bei einer Früherkennungsuntersuchung (häufig oder immer) über den PSA-Test (Hausärzte 76%, n=31). 24% der Hausärzte (n=10) fragen, ob der Wunsch nach einem PSA-Test besteht (Urologen 100%). Ein Viertel der Hausärzte gab an, über die Inhalte der Deutschen S3-Leitlinie Prostatakarzinom im Detail informiert zu sein (Urologen 100%). Internationale Leitlinien bzw. Studien waren weniger bekannt als nationale. Inhalte der ERSPC- und der PLCO-Studie waren 50% bzw. 28,6% der Urologen und jeweils 4,6% der Hausärzte bekannt.

Schlussfolgerung: In dieser Pilotuntersuchung bzgl. der PSA-Testung zeigten Hausärzte ein zurückhaltendes und Urologen ein proaktiveres Vorgehen, was die unterschiedlichen Empfehlungen der S3-Leitlinie für Urologen und Hausärzte (Sondervotum) widerspiegelt. Welche Informationen und welches Vorgehen den Patienten am gerechtesten wird, muss noch weiter untersucht werden.

Take Home Message für die Praxis: In Anbetracht der kontroversen Studienlage zur Prostatakrebsfrüherkennung sind die Informationsvermittlung und die fachliche Diskussion besonders wichtig, um eine informierte Entscheidungsfindung zu ermöglichen.

Interessenkonflikte: Keine