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Deutscher Rheumatologiekongress 2020, 48. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 34. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)

09.09. - 12.09.2020, virtuell

Lyme-Arthritis – Ist ein protrahierter Verlauf eher die Regel als die Ausnahme?

Meeting Abstract

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  • Andreas Dormann - Krankenhaus St. Josef, Klinik für Rheumatologie, Immunologie und Osteologie, Wuppertal
  • Tim Schmeiser - Krankenhaus St. Josef, Klinik für Rheumatologie, Immunologie und Osteologie, Wuppertal

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Deutscher Rheumatologiekongress 2020, 48. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 34. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh). sine loco [digital], 09.-12.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. DocVS.17

doi: 10.3205/20dgrh201, urn:nbn:de:0183-20dgrh2015

Published: September 9, 2020

© 2020 Dormann et al.
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Einleitung: Eine Infektion durch Borrelia burgdorferi kann im Rahmen einer Borreliose in 60% der Patienten eine Arthritis insbesondere im Bereich der Kniegelenke auslösen [1].

Nach Diagnosesicherung und antibiotischer Therapie mit Doxycyclin oder Ceftriaxon gilt die Erkrankung in den aller meisten Fällen als ausgeheilt, eine „chronische Borreliose“ ist nicht bekannt. Jedoch sind trotz der leitliniengerechten antibiotischen Therapie Verläufe mit rezidivierenden Arthritiden in der Literatur beschrieben [2], [3], [4].

Methoden: Retrospektiven Analyse des Patientenkollektiv unserer Klinik anhand der Verläufe, Beschwerdedauer und Therapien in dem Zeitraum von 01.01.2014 bis 31.03.202.

Ergebnisse: Wir ermittelten dazu anhand unserer Datenbank der letzten 6 Jahre Patienten, welche als Lyme-Arthritis codiert worden waren (ICD-Code A69.2 mit M01.2). Auf diesem Wege ließen sich insgesamt neun Patienten ermitteln, vier Frauen und fünf Männer. Bei allen wurde eine unilaterale Gonitis als Aufnahmegrund definiert und die Diagnose über den Nachweis von Borreelien-DNA im Gelenkpunktat gestellt. Laborchemisch zeigte sich bei acht Patienten eine CRP-Erhöhung und bei zweien ein positives HLA B27-Gen. In den Analysen der Gelenkpunktate zeigten sich bei acht initial ein entzündlicher Erguss (> 8.000 Zellen/µl) und einer Neutrophilie. Sämtliche Patienten hatten oder erhielten eine leitliniengerechte antibiotische Therapie der Borreliose mittels Doxycyclin oder Ceftriaxon, jedoch waren nur zwei im Verlauf nach einmaliger Punktion und antibiotischer Therapie beschwerdefrei. Eine Nachbeobachtung gelang bei acht Patienten. Drei Patienten erhielten bei therapierefraktärem Verlauf (erneut schmerzhafte Gelenkschwellungen mit entzündlichem Erguss bei zwei Patienten) eine Radiosynoviorthese. Im Verlauf wurde bei insgesamt zwei eine milde immunsuppresive Therapie mit Sulfasalazin begonnen. In den weiteren Kontrolluntersuchungen waren sie beschwerdefrei. Acht Patienten waren trotz mehrmaliger Injektionen im Laufe eines Jahres beschwerdefrei. Nach antibiotischer Therapie gelang ein Borrelien-DNA Nachweis in der Gelenkflüssigkeit bei 4 von 4 untersuchten Patienten nicht.

Schlussfolgerung: Anhand der Daten zeigten sich trotz antibiotischer Therapien bei sieben Patienten rezidivierende Gelenkergüsse und ein protrahierter Verlauf. Die Zellzahl der Ergüsse nahm nach antibiotischer Therapie und gegebenenfalls erfolgter Corticoid-Injektion/RSO immer weiter ab. Es deutete sich ferner eine Verminderung der Neutrophilie und Zunahme der Lymphozyten an.

Besteht somit möglicherweise ein „Switch“ vom angeborenen zum erworbenen Immunsystem [4]?

Disclosures: Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.


Literatur

1.
Steere AC, Malawista SE, Snydman DR, et al. Lyme arthritis: an epidemic of oligoarticular arthritis in children and adults in three Connecticut communities. Arthritis Rheum. 1977;20(1):7-17.
2.
Wormser GP, Dattwyler RJ, Shapiro ED, et al. The clinical assessment, treatment, and prevention of lyme disease, human granulocytic anaplasmosis, and babesiosis: clinical practice guidelines by the Infectious Diseases Society of America. Clin Infect Dis. 2006;43(9):1089-134.
3.
Steere AC, Angelis SM. Therapy for Lyme arthritis: strategies for the treatment of antibiotic-refractory arthritis. Arthritis Rheum. 2006;54(10):3079-86.
4.
Brouwer MAE, van de Schoor FR, Vrijmoeth HD, Netea MG, Joosten LAB. A joint effort: The interplay between the innate and the adaptive immune system in Lyme arthritis. Immunol Rev. 2020 Mar;294(1):63-79. DOI: 10.1111/imr.12837 External link