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45. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung

09.05. - 11.5.2019, Wien, Österreich

Nutzung des Internets durch Langzeitüberlebende nach Prostatakarzinomdiagnose und deren subjektive Gewichtung und Einschätzung erkrankungsrelevanter Informationen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Arne Janosch Linden - Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Klinik und Poliklinik für Urologie
  • Andreas Dinkel - Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
  • Stefan Schiele - Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Klinik und Poliklinik für Urologie
  • Valentin Henri Meissner - Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Klinik und Poliklinik für Urologie
  • Jürgen Erich Gschwend - Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Klinik und Poliklinik für Urologie
  • Kathleen Herkommer - Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Klinik und Poliklinik für Urologie

Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Bayerische Urologenvereinigung. 45. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung. Wien, 09.-11.05.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19oegu071

doi: 10.3205/19oegu071, urn:nbn:de:0183-19oegu0715

Published: April 8, 2019

© 2019 Linden et al.
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Fragestellung/Ziel: Das Internet bietet eine stetig wachsende Quelle an Informationen. Dies erschwert dem Nutzer, die richtigen Informationen zu finden und diese auch korrekt einzuordnen. Ob Prostatakarzinom (PCa)-Patienten, welche häufig eine lange Überlebenszeit aufweisen, das Internet nutzen, inwieweit sie den Informationen aus dem Netz vertrauen, ob und welche Informationen sie suchen und von welchen Faktoren dies abhängig ist, wurde in vorliegender Studie untersucht.

Methoden: 2017 wurden im Zuge der jährlichen Nachsorge der nationalen Datenbank 'Familiäres Prostatakarzinom' Langzeitüberlebende hinsichtlich ihrer Internetnutzung befragt. Die Abhängigkeit von soziodemographischen (Alter, Kinder, Partnerschaft, Schulbildung) und krankheitsbezogenen Parametern (Zeit seit Diagnose, Familienanamnese, Zweittumor, Progress) wurde mittels Chi-Quadrat-Test analysiert.

Ergebnisse: Das Durchschnittsalter des Gesamtkollektivs (n=4.636) war bei Befragung 76,9 Jahre (bei Diagnose 62,9 Jahre), mit einem medianen Follow-Up von 13,7 Jahren. 62,1% der Patienten nutzten das Internet. Unter den Nichtnutzern gaben 23,5% starke Bedenken an, bei den Nutzern nur 2,8%. Das Internet wurde häufiger von Jüngeren (p<0,001) und von Patienten mit höherer Schulbildung (p<0,001) genutzt. Es bestand kein Zusammenhang zwischen der Nutzung und dem Vorhandensein von Kindern. 47,2% der Nutzer suchten nach Informationen zum PCa, dies war unabhängig von einer positiven PCa-Familienanamnese, Söhnen oder einem Partner. Es zeigte sich ein Zusammenhang zwischen Informationssuche und kürzerer Zeit seit Diagnose (p<0,001) und keinem Zweittumor (p=0,048). Unter den sich Informierenden gaben 39,0% Schwierigkeiten bei der Informationssuche an. 55,1% fanden die Informationen zum PCa unpassend. Nur ein Drittel vertraute den Informationen voll, dieses Vertrauen war höher bei Älteren (p=0,024), bei höherer Schulbildung (p<0,001) und häufigerer Nutzung (p=0,012). 64,6% suchten nach Fortschritten in der Behandlung, 52,4% Grundlegendes zum PCa, 34,1% Erfahrungsberichte von Betroffenen, 17,2% Medikamenteninformationen, 9,6% Ärzte und 3,4% Selbsthilfegruppen. Viele gaben an, vor allem ihrem Urologen zu vertrauen.

Fazit: Zwei Drittel der PCa-Patienten nutzt das Internet regelmäßig, wovon nur 3% starke Bedenken angeben. Bei Informationssuche bezüglich Prostatakrebs hatten ca. 40% Schwierigkeiten, mehr als die Hälfte fand nicht die gesuchten Informationen. Die vertrauenswürdigste Quelle bleibt für viele der Urologe.