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14. Internationales SkillsLab Symposium 2019

29.03. - 30.03.2019, Brandenburg an der Havel/Neuruppin

Die virtuelle Leichenschau als interaktive Lehrmethode in der rechtsmedizinischen Ausbildung der Medizinstudierenden an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Alexandra Biolik - Martin-Luther-Universität, Medizinische Fakultät, Dorothea Erxleben Lernzentrum, Halle, Deutschland
  • author Denny Paulicke - Martin-Luther-Universität, Medizinische Fakultät, Dorothea Erxleben Lernzentrum, Halle, Deutschland
  • author Johanna Schubert - Martin-Luther-Universität, Medizinische Fakultät, Dorothea Erxleben Lernzentrum, Halle, Deutschland
  • author Dietrich Stoevesandt - Martin-Luther-Universität, Medizinische Fakultät, Dorothea Erxleben Lernzentrum, Halle, Deutschland
  • Christoph Jäschke - Martin-Luther-Universität, Medizinische Fakultät, Dorothea Erxleben Lernzentrum, Halle, Deutschland
  • author Stefan Watzke - Universitätsklinikum Halle (Saale), Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Halle, Deutschland
  • Wieland Stock - Martin-Luther-Universität, Medizinische Fakultät, Dorothea Erxleben Lernzentrum, Halle, Deutschland
  • author Steffen Heide - Universitätsklinikum Halle (Saale), Institut für Rechtsmedizin, Halle, Deutschland

14. Internationales SkillsLab Symposium 2019. Brandenburg (Havel)/Neuruppin, 29.-30.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV03-03

doi: 10.3205/19isls015, urn:nbn:de:0183-19isls0155

Published: March 25, 2019

© 2019 Biolik et al.
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Hintergrund: Die Durchführung einer Leichenschau und das Attestieren der Todesbescheinigung weist in Deutschland nach wie vor schwerwiegende Fehler auf. Diesbezüglich werden Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung und eine verstärkte rechtsmedizinische Ausbildung im Medizinstudium gefordert. Begleitend zur bisherigen theoretischen Vorlesung und der Durchführung einer Leichenschau im Krematorium wurde 2015 eine SkillsLab Station zur Thematik „Todesbescheinigung“ etabliert. Während das Attestieren einer Todesbescheinigung im Rahmen von E- Learning Modulen jederzeit geübt werden kann, ist die praktische Durchführung einer Leichenschau limitiert. Durch den Einsatz virtueller Realität und Verwendung von head mounted displays, sowie Controllern kann dennoch eine strukturierte Leichenschau trainiert werden.

Materialien und Methoden: Reale Tatorte werden mit einer 360° Kamera erfasst und virtuell nachrekonstruiert. Nach einer Beschreibung der Fallsituation übernehmen die Studierenden durch Aufsetzen der head mounted displays die Rolle des Notarztes und befinden sich direkt am Tatort. Eine gründliche Untersuchung des Tatorts dient der Informationsgewinnung, die zum korrekten Ausfüllen der Todesbescheinigung notwendig ist.

Im Vorfeld wurde eine Fokusgruppe mit Tutorinnen (n=7) durchgeführt. Mit Hilfe eines leitfadengestützten Interviews wurden Themengebiete zur vertiefenden Befragung diskutiert und in einen Fragebogen überführt. Dieser umfasst eine fünfstufige Likertskala zur Einschätzung und Bewertung der virtuellen Leichenschau. Im Rahmen der Einführungsveranstaltung zum Praktischen Jahr im Wintersemester 2018/19 wurde die virtuelle Lehrveranstaltung verpflichtend angeboten und durch die Studierenden evaluiert.

Ergebnisse: Es konnten insgesamt n=24 ausgefüllte Fragebögen ausgewertet werden. Die Studierenden sind gegenüber des Einsatzes der virtuellen Realität als Ergänzung zur bisherigen Leichenschau im Krematorium sehr aufgeschlossen. Die Wiederholung rechtsmedizinischer Lehrinhalte im PJ wird von den Studierenden als äußerst sinnvoll eingeschätzt (86,9%). Auch die Kombination von virtueller Leichenschau und virtuellem Totenschein wird von den Befragten als geeignetes didaktisches Konzept bewertet (73,9%), das mit dazu beitragen kann, sich in der Erstellung einer Todesbescheinigung sicherer zu fühlen (69,6%). Besonders die interaktive Gestaltung der virtuellen Leichenschau wird als sehr realitätsnah empfunden.

Schlussfolgerung: Die detaillierte Rekonstruktion realer Tatorte ermöglicht eine hohe Immersion in der virtuellen Realität. Unterschiedliche Fallszenarien können nachgebildet werden und Limitationen, wie das Vorhandensein eines Leichnams, entfallen. Komplexe Lernziele, wie die Durchführung einer strukturierten Leichenschau mit anschließendem Attestieren der Todesbescheinigung können durch diese Anwendung kombiniert werden. Die Studierenden haben somit im Praktischen Jahr die Möglichkeit, ihr vorhandenes rechtsmedizinisches Wissen praktisch anzuwenden, zu wiederholen und zu festigen.