gms | German Medical Science

64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

08. - 11.09.2019, Dortmund

Entgegennahme strukturierter Pathologiebefunddaten ins klinische Krebsregister

Meeting Abstract

  • Tobias Hartz - Klinisches Krebsregister Niedersachsen, Hannover, Germany
  • Brigitte Eder - Klinisches Krebsregister Niedersachsen, Hannover, Germany
  • Thomas Franke - Klinisches Krebsregister Niedersachsen, Hannover, Germany
  • Tonia Brand - Klinisches Krebsregister Niedersachsen, Hannover, Germany
  • Sven Meyer - Klinisches Krebsregister Niedersachsen, Hannover, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Dortmund, 08.-11.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAbstr. 312

doi: 10.3205/19gmds074, urn:nbn:de:0183-19gmds0745

Published: September 6, 2019

© 2019 Hartz et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Durch die zentrale Bedeutung histopathologischer Befunde im Diagnose- und Therapieprozess der allermeisten bösartigen Neubildungen stellen die Pathologen für die Krebsregistrierung eine sehr wichtige Informationsquelle dar. Bisher werden Befundergebnisse in den meisten Fällen im Freitext an die Krebsregister die übermittelt und dort mit großem personellem Aufwand transformiert [1]. Es herrscht Einigkeit, dass durch die Übermittlung von kodierten Befunddaten Aufwände in den Krebsregistern minimiert und eine redundante Datenerfassung vermieden werden könnte [2]. Dazu ist es allerdings notwendig, dass Ergebnisse der Untersuchung schon in den Primärsystemen strukturiert erfasst werden. Entsprechende Bemühungen werden von verschiedenen Akteuren unternommen, um dieses Ziel zu erreichen.

Methode: Für die Übermittlung von strukturierten Befunden steht den Pathologen in Niedersachsen ein webbasiertes Melderportal zu Verfügung. In diesem können sie entweder ihre Meldungen händisch eingegeben oder sie laden eine ADT-GEKID-XML-Datei hoch, die ihr Primärsystem generiert (sog. Schnittstellenmelder). Neben dem Freitextbefundtext werden weitere Items aus dem einheitlichen onkologischen Basisdatensatz und seinen organspezifischen Modulen erwartet. Anhand des Befundtextes werden die strukturierten Angaben vom Krebsregister geprüft und fehlende Angaben aus dem Freitext übernommen. Fällt auf, dass bestimmte geforderte Items nicht übermittelt werden, wird Kontakt zum entsprechenden Melder aufgenommen und der Grund für das Fehlen der entsprechenden Information gesucht. Bei Schnittstellenmeldern werden vor Ort die Eingaben im Primärsystem, die generierte ADT-GEKID-XML-Datei und die im Krebsregister angekommenen Daten verglichen.

Ergebnisse: In Niedersachsen ist die klinische Krebsregistrierung nach KFRG zum 01.07.2019 gestartet. Bisher wurden 36.525 Pathologiemeldungen von 31 Meldestellen (42 registrierte Pathologinnen und Pathologen) übermittelt (Stand 11.04.2019). 23 Meldestellen nutzen die Möglichkeit der Übermittlung der ADT-GEKID-XML-Datei, 8 Meldestellen geben Meldungen über das Melderportal manuell ein. Alle 31 Meldestellen übermitteln den Befundtext als Freitext. Strukturierte Angaben zur Tumordiagnose (ICD-10) finden sich jedoch nur bei 50% der Meldestellen. Strukturierte Angaben zur Morphologie finden sich bei 81% und zur Topographie in 97%. Bei den Besuchen vor Ort ist beim Abgleich der Eingaben im Primärsystem mit den im Krebsregister entgegengenommenen Daten aufgefallen, dass verschiedene Datenfelder zwar in der XML-Datei befüllt waren, aber in der Fachanwendung im Register nicht verarbeitet wurden. Darüber hinaus sind Felder vermeintlich strukturiert von den Meldern erfasst worden, aber durch ein Verarbeitungsfehler im Primärsystem nicht in die XML-Datei übertragen worden.

Diskussion: Die Übermittlung von vollständig strukturierten Pathologiemeldungen stellt noch eine große Herausforderung dar [3]. Zum einen werden in der Routine in der Pathologie noch nicht alle Items auf strukturelle Art erfasst, wobei die Primärsysteme mittlerweile für ein Großteil der Items entsprechende Felder vorhalten. Die Hospitation vor Ort beim Melder ist sehr hilfreich, um Missverständnisse oder Fehler in der Übertragung zu identifizieren und abzustellen. Die regelmäßige Rückmeldung an die Melder über die Güte ihrer Meldung hilft, die Qualität der Daten zu verbessern.

Fazit: Ein Großteil der erwarteten Items können in strukturierter Form übertragen werden. Dennoch wird es noch Zeit brauchen, bis Pathologiemeldungen komplett elektronisch und mittels automatisierter Plausibilitätsprüfungen qualitätsgesichert direkt ins Krebsregister aufgenommen werden können.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Bjugn R, Casati B, Norstein J. Structured electronic template for histopathology reports on colorectal carcinomas: a joint project by the Cancer Registry of Norway and the Norwegian Society for Pathology. Human pathology. 2008 Mar 1;39(3):359-67.
2.
Sahni VA, Silveira PC, Sainani NI, Khorasani R. Impact of a structured report template on the quality of MRI reports for rectal cancer staging. American journal of roentgenology. 2015 Sep;205(3):584-8.
3.
Sluijter CE, van Lonkhuijzen LR, van Slooten HJ, Nagtegaal ID, Overbeek LI. The effects of implementing synoptic pathology reporting in cancer diagnosis: a systematic review. Virchows Archiv. 2016 Jun 1;468(6):639-49.