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64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

08. - 11.09.2019, Dortmund

Anbindung klinischer Krebsregister an die sektorenübergreifende Qualitätssicherung und die Programmbeurteilung der organisierten Krebsfrüherkennung des Gemeinsamen Bundesausschusses

Meeting Abstract

  • Jens Meier - Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG), Berlin, Germany
  • Kathrin Wehner - Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG), Berlin, Germany
  • Markus Anders - Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG), Berlin, Germany
  • Regina Klakow-Franck - Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG), Berlin, Germany
  • Christof Veit - Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG), Berlin, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Dortmund, 08.-11.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAbstr. 155

doi: 10.3205/19gmds073, urn:nbn:de:0183-19gmds0733

Published: September 6, 2019

© 2019 Meier et al.
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Text

Einführung: Im Rahmen des Krebsfrüherkennungs- und -registergesetzes (KFRG) wurden einheitliche gesetzliche Vorgaben zur Gestaltung organisierter Krebsfrüherkennungsprogramme (oKFE) sowie zur Verwendung der Krebsregisterdaten durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) für die Qualitätssicherung und Verbesserung der onkologischen Versorgung geschaffen. Durch das KFRG wurden die §§ 25a und 65c in das SGB V eingefügt und durch Landeskrebsregistergesetze und Landesdatenschutzgesetze föderalistisch konkretisiert. Der G-BA hat 2018 das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) beauftragt, die technischen Rahmenbedingungen für eine Zusammenarbeit mit den klinischen Krebsregistern (KKR) zu schaffen [1], [2]. Es folgt ein Überblick über den aktuellen Sachstand und die zukünftigen Herausforderungen.

Methoden: In den Bereichen der Krebsregistrierung, der sektorenübergreifenden Qualitätssicherung und der organisierten Krebsfrüherkennung bestehen heterogene Strukturen, Prozesse und Standards. Grundlage einer erfolgreichen Zusammenarbeit ist diesbezüglich die Schaffung eines gemeinsamen Verständnisses. In ersten bilateralen Abstimmungen mit einzelnen Krebsregistern im Rahmen einer Konzeptstudie zu einem Qualitätssicherungsverfahren "Lokal begrenztes Prostatakarzinom" [3] und Beratungen in gemeinsamen Arbeitsgruppen der KKR konnten technische, organisatorische und rechtliche Aspekte identifiziert werden, die aus technischer und organisatorischer Sicht im Rahmen eines Modellprojekts bearbeitet sowie aus rechtlicher Sicht durch den Gesetzgeber geklärt werden sollten. Das IQTIG wurden vom G-BA zur detaillierten Planung des Modellprojekts beauftragt [4].

Ergebnisse: In den gemeinsamen Sitzungen konnte ein grundlegendes gegenseitiges Verständnis für die Voraussetzungen bei den KKR und dem IQTIG geschaffen werden. Auf Seiten der KKR sind aus technischer Sicht die Vorgaben des bundeseinheitlichen Basisdatensatzes zur Tumordokumentation (ADT/GEKID) und die Nutzung der Softwareprodukte von GTDS und IT-Choice zu berücksichtigen. Wichtige fachlich-organisatorische Aspekte aus Sicht der Entwicklung von Qualitätssicherungsverfahren (QS-Verfahren) des G-BA sind die Fristen der Leistungserbringer zur Übermittlung der Tumordokumentation an das Register, die registerinterne Aufbereitung der Daten (Best-of-Datensatz) sowie der Datenabgleich zwischen wohn- und behandlungsortbezogenem Register, mit Meldeämtern und der Abgleich von Todesbescheinigungen. Grundlegende datenschutzrechtliche Probleme sehen die KKR beim Export patientenidentifizierender Daten an den G-BA, der gemäß landesgesetzlicher Regelungen nicht zulässig ist.

Im Gegenzug konnte das IQTIG die KKR über die Entwicklung von QS-Verfahren des G-BA, die Bereitstellung der technischen Vorgaben zu jedem QS-Verfahren (z.B. Filterregeln, Datenstrukturen) in der Spezifikation und die durch den G-BA in der sektorenübergreifenden Qualitätssicherung etablierten Datenflüsse informieren. Die Erkenntnisse bildeten die Grundlage für die Planung eines gemeinsamen Modellprojekts, in dem u.a. folgende Fragestellungen bearbeitet werden sollen: Wie können die richtigen Datenfelder in den heterogenen Datenstrukturen der KKR einheitlich und präzise adressiert werden? Welche Filterregeln werden zur Selektion der Zielpopulation in den KKR verwendet? Welche Datenstrukturen, Verschlüsselungsalgorithmen und Datenübertragungsprotokolle werden zur Übermittlung der Daten von den KKR an den G-BA verwendet? Wie müssen diese Vorgaben in einer IQTIG-Spezifikation umgesetzt sein, so dass alle KKR diese effizient umsetzen können?

Fazit: Der Zusammenarbeit zwischen dem IQTIG und den KKR stehen beide Seiten positiv gegenüber. Sie bietet die Möglichkeit zur Bündelung unterschiedlicher Expertisen und zur Weiterentwicklung der Qualitätssicherung in der onkologischen Versorgung. Das gemeinsame Modellprojekt schafft hierfür auf technisch-fachlicher Ebene eine gemeinsame und nachhaltige Arbeitsgrundlage.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Gemeinsamer Bundesausschuss. Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Beauftragung des IQTIG zur Erstellung einer Spezifikation für das Programm zur Früherkennung von Darmkrebs. 2018 May 17 [accessed 2019 Mar 06]. Available from: https://www.g-ba.de/downloads/39-261-3344/2018-05-17_IQTIG-Beauftragung_Spezifikation-Frueherkennung-Darmkrebs_KFE-RL.pdf External link
2.
Gemeinsamer Bundesausschuss. Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Beauftragung des IQTIG zur Erstellung einer Spezifikation für das Programm zur Früherkennung des Zervixkarzinoms. 2018 May 17 [accessed 2019 Mar 06]. Available from: https://www.g-ba.de/downloads/39-261-3345/2018-05-17_IQTIG-Beauftragung_Spezifikation-Frueherkennung-Zervixkarzinom_KFE-RL.pdf External link
3.
Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen. Lokal begrenztes Prostatakarzinom. Konzeptstudie für ein Qualitätssicherungsverfahren. 2017 Nov 30 [accessed 2019 Mar 27]. Available from: https://iqtig.org/downloads/berichte/2017/Lokal-begrenztes_Prostatakarzinom_Konzeptstudie_IQTIG-2017-11-30_BF.pdf External link
4.
Gemeinsamer Bundesausschuss. Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Beauftragung des IQTIG mit der Entwicklung einer Skizze für ein technisches Modellprojekt zur Einbindung klinischer Krebsregister nach § 65c SGB V im Rahmen eines sektorenübergreifenden Qualitätssicherungsverfahrens Lokal begrenztes Prostatakarzinom. 2018 Sep 20 [accessed 2019 Mar 27]. Available from: https://www.g-ba.de/downloads/39-261-3483/2018-09-20_IQTIG-Beauftragung_Skizze-QS-Verfahren-Prostatkarzinom.pdf External link