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64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

08. - 11.09.2019, Dortmund

Das Krebsrisiko von Feuerwehrleuten im Zeittrend: Ein systematisches Review und Metaanalyse epidemiologischer Studien

Meeting Abstract

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  • Swaantje Casjens - Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung - Institut der Ruhr-Universität Bochum (IPA), Bochum, Germany
  • Thomas Brüning - Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung - Institut der Ruhr-Universität Bochum (IPA), Bochum, Germany
  • Dirk Taeger - Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung - Institut der Ruhr-Universität Bochum (IPA), Bochum, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Dortmund, 08.-11.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAbstr. 123

doi: 10.3205/19gmds052, urn:nbn:de:0183-19gmds0523

Published: September 6, 2019

© 2019 Casjens et al.
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Zielsetzung: Die berufliche Exposition von Feuerwehrleuten wurde durch die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) als möglicherweise krebserregend beim Menschen (Gruppe 2B) eingeordnet. Frühere Metaanalysen zeigten ein allgemeines Krebsrisiko das vergleichbar mit der Allgemeinbevölkerung ist. Für einige Krebsarten wurden jedoch erhöhte Krebsrisiken berichtet, etwa für bösartige Melanome der Haut, Prostata-, Hoden- und Nierenkrebs. Allerdings berücksichtigen diese Analysen nicht die Verbesserung der Schutzausrüstungen oder die Veränderungen der Baumaterialen, die bei Verbrennung möglicherweise toxischer sind als frühere Materialien. Mit dieser Metaanalyse ermitteln wir das Krebsrisiko von Feuerwehrleuten im zeitlichen Verlauf.

Methoden: Mittels einer PubMed-Recherche wurden Kohortenstudien bzgl. Krebsrisiko und Brandbekämpfung, die standardisierte Inzidenzratios (SIR) oder standardisierte Mortalitätsratios (SMR) berichten und bis zum 31.12.2018 in Englischer Sprache publiziert wurden, ermittelt. Insgesamt ergab die Recherche 617 Treffer. 83 Volltextartikel wurden auf Eignung geprüft, von denen 58 wegen Überschneidungen mit bereits inkludierten Studien, der Betrachtung von ausschließlich freiwilligen Feuerwehrleuten, unzureichenden Daten oder unpassenden Vergleichsgruppen ausgeschlossen wurden. Schließlich flossen die Ergebnisse von 25 Studien in die Metaanalyse ein. Für die Analyse wurden Krebstypen einheitlich in ICD-10 umcodiert, jedoch nur solche analysiert, die von mehr als einer Studie berichtet wurden. Eine Klassifikation der Studien in „alt“, „mittel“ und „jung“ basierte auf dem Beschäftigungsbeginn mit den Cutoffs 1950 und 1970. Die meta-relativen Risikoschätzer (mSIR, mSMR) und die entsprechenden 95% Konfidenzintervalle (KI) stammen von Metaanalysen mit zufälligen Effekten. Die Inter-Studien-Varianz τ2 wurde mithilfe des Paule-Mandel-Schätzers geschätzt.

Ergebnisse: Wir bestätigen ein vergleichbares allgemeines Krebsrisiko von Feuerwehrleuten zur Allgemeinbevölkerung (mSIR=1,00, 95% KI 0,93 – 1,07, 9 Studien;, mSMR=0,97, 95% KI 0,89 – 1,05, 17 Studien). Im Zeitverlauf reduzierte sich die allgemeine Krebsmortalität von 1,03 (95% KI 0,93 – 1,13, Beginn < 1950, 7 Studien) auf 0,81 (95% KI 0,70 – 0,92, Beginn > 1970, 6 Studien). Für bösartige Melanome der Haut (C43), Prostata- und Hodenkrebs (C61, C62) beobachteten wir eine Zunahme der Inzidenz mit spätem Beschäftigungsbeginn. Am Beispiel des Prostatakrebs erhöhte sich das mSIR von 1,03 (95% KI 0,33 – 1,74) bei zwei alten Studien über 1,08 (95% KI 1,00 – 1,15) bei drei mittleren Studien auf 1,18 (95% KI 1,09 – 1,27) bei vier jungen Studien mit einem Beschäftigungsbeginn nach 1970. Für Magenkrebs (C16) zeigte sich eine Abnahme der Inzidenz mit späterem Beschäftigungsbeginn. Für die Mortalitäten dieser Krebsarten sahen wir hingegen keinen entsprechenden zeitlichen Trend. Bei spätem Beschäftigungsbeginn beobachteten wir verringerte mSIRs für Leber-, Lungen- und Hirntumore (C22, C33/C34, C71). Die Analyse weiterer Krebsarten zeigte keinen zeitlichen Trend.

Schlussfolgerungen: Neue Schutzausrüstungen und bessere Atemschutzgeräte, sowie ein größeres Gefahrenbewusstsein haben vermutlich im Laufe der Zeit ein sichereres und gesünderes Arbeitsumfeld von Feuerwehrleuten geschaffen, was zu einer Reduzierung der allgemeinen Krebsinzidenz und –mortalität führte. Häufigere Vorsorgeuntersuchungen und zusätzliche Screening-Angebote für Feuerwehrleute könnten in der jüngeren Vergangenheit zu einer vermehrten Beobachtung bösartiger Melanome der Haut (C43) und Prostatakrebs (C61) geführt haben. Kürzere Follow-up-Zeiten und jüngere Feuerwehrleute insbesondere in den „jungen“ Studien könnten hingegen zu einer Reduzierung der Risiken etwa für Lungenkrebs (C33/C34) geführt haben.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.