gms | German Medical Science

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL)

25.09. - 28.09.2019, Frankfurt am Main

Die Fähigkeit zur kognitiven Selbstreflexion bei Medizinstudierenden – eine explorative Studie

Meeting Abstract

Search Medline for

  • presenting/speaker Hendrik Friederichs - Medizinische Fakultät Münster, Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten (IfAS), Münster, Deutschland
  • Bernhard Marschall - Medizinische Fakultät Münster, Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten (IfAS), Münster, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL). Frankfurt am Main, 25.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV26-03

doi: 10.3205/19gma199, urn:nbn:de:0183-19gma1996

Published: September 20, 2019

© 2019 Friederichs et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Die Fähigkeit zur Selbstreflexion ist für den ärztlichen Beruf essenziel. Um Patienten gut diagnostizieren zu können, müssen Mediziner kognitiv dazu in der Lage sein, viele – teilweise auch sich wiedersprechende – Befunde und Tests mit den ihnen zugehörigen Wahrscheinlichkeiten (Sensitivität und Spezifität) zu kombinieren und zu interpretieren. Generell unterscheidet man zwei allgemeine Arten von kognitiver Aktivität, die als „System 1“ und „System 2“ bezeichnet werden [1]. System 1 wird schnell und ohne Reflexion ausgeführt, während System 2 bewusstes und überlegtes Nachdenken erfordert. Damit System 2 aktiviert werden kann, muss eine Person erst den entsprechenden Widerspruch bemerken, was eine Reflexion der eigenen Kognition und das entsprechende statistische Verständnis erfordert [2]. Dieser Aspekt der kognitiven Selbstreflexion kann inzwischen mit einem etablierten Messverfahren (kognitive Reflexionsfähigkeit: Cognitive Reflection Test MCQ-4 [3]) erhoben werden.

Methodik: Im Cognitive Reflection Test (CRT) konnten die Teilnehmer einen Score zwischen 0 und 7 Punkten erreichen. Der CRT besteht aus Fragen, die jeweils eine offensichtliche, aber falsche Antwort von System 1 triggern. Die richtige Antwort erfordert die Aktivierung von System 2. Für die hier dargestellte Studie wurden 132 Medizinstudierende aus dem 1. klinischen Semester im Rahmen eines Kurses zu praktischen Fertigkeiten gebeten, teilzunehmen.

Ergebnisse: 131 vollständig ausgefüllte Bögen konnten in die Analyse einbezogen werden. 86 der Medizinstudierenen (65,6%) waren weiblich, das Durchschnittsalter lag bei 22,6 (SD 3,9) Jahren. Im CRT zur Messung der kognitiven Reflexionsfähigkeit wurde im Mittel ein Score von 4,97 (SD 1,97) Punkten erreicht. Die weiblichen Teilnehmer erreichten einen Score von 4,61 (95%-CI 4,18-5,02), die männlichen Teilnehmer von 5,67 (95%-CI 5,11-6,23) Punkten. Dieser Unterschied war hochsignifikant (p<0,01).

Conclusio: Medizinstudierende zeigen im Verhältnis zur Validierungsstudie überdurchschnittliche Ergebnisse im Cognitive Reflection Test (67% vs. 49%). Nichtsdestotrotz konnten geschlechterspezifische Unterschiede nachgewiesen werden, die weiter geklärt werden müssen.


Literatur

1.
Kahneman D, Egan P. Thinking, fast and slow. New York: Penguin; 2011.
2.
Frederick S. Cognitive reflection and decision making. J Eco Perspect. 2005;19:25-42.
3.
Sirota M, Juanchich M. Effect of response format on cognitive reflection: Validating a two-and four-option multiple choice question version of the cognitive reflection test. Behav Res Methods. 2018;50(6):2511-2522. DOI: 10.3758/s13428-018-1029-4 External link