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Die Fähigkeit zur kognitiven Selbstreflexion bei Medizinstudierenden – eine explorative Studie
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Published: | September 20, 2019 |
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Hintergrund: Die Fähigkeit zur Selbstreflexion ist für den ärztlichen Beruf essenziel. Um Patienten gut diagnostizieren zu können, müssen Mediziner kognitiv dazu in der Lage sein, viele – teilweise auch sich wiedersprechende – Befunde und Tests mit den ihnen zugehörigen Wahrscheinlichkeiten (Sensitivität und Spezifität) zu kombinieren und zu interpretieren. Generell unterscheidet man zwei allgemeine Arten von kognitiver Aktivität, die als „System 1“ und „System 2“ bezeichnet werden [1]. System 1 wird schnell und ohne Reflexion ausgeführt, während System 2 bewusstes und überlegtes Nachdenken erfordert. Damit System 2 aktiviert werden kann, muss eine Person erst den entsprechenden Widerspruch bemerken, was eine Reflexion der eigenen Kognition und das entsprechende statistische Verständnis erfordert [2]. Dieser Aspekt der kognitiven Selbstreflexion kann inzwischen mit einem etablierten Messverfahren (kognitive Reflexionsfähigkeit: Cognitive Reflection Test MCQ-4 [3]) erhoben werden.
Methodik: Im Cognitive Reflection Test (CRT) konnten die Teilnehmer einen Score zwischen 0 und 7 Punkten erreichen. Der CRT besteht aus Fragen, die jeweils eine offensichtliche, aber falsche Antwort von System 1 triggern. Die richtige Antwort erfordert die Aktivierung von System 2. Für die hier dargestellte Studie wurden 132 Medizinstudierende aus dem 1. klinischen Semester im Rahmen eines Kurses zu praktischen Fertigkeiten gebeten, teilzunehmen.
Ergebnisse: 131 vollständig ausgefüllte Bögen konnten in die Analyse einbezogen werden. 86 der Medizinstudierenen (65,6%) waren weiblich, das Durchschnittsalter lag bei 22,6 (SD 3,9) Jahren. Im CRT zur Messung der kognitiven Reflexionsfähigkeit wurde im Mittel ein Score von 4,97 (SD 1,97) Punkten erreicht. Die weiblichen Teilnehmer erreichten einen Score von 4,61 (95%-CI 4,18-5,02), die männlichen Teilnehmer von 5,67 (95%-CI 5,11-6,23) Punkten. Dieser Unterschied war hochsignifikant (p<0,01).
Conclusio: Medizinstudierende zeigen im Verhältnis zur Validierungsstudie überdurchschnittliche Ergebnisse im Cognitive Reflection Test (67% vs. 49%). Nichtsdestotrotz konnten geschlechterspezifische Unterschiede nachgewiesen werden, die weiter geklärt werden müssen.
Literatur
- 1.
- Kahneman D, Egan P. Thinking, fast and slow. New York: Penguin; 2011.
- 2.
- Frederick S. Cognitive reflection and decision making. J Eco Perspect. 2005;19:25-42.
- 3.
- Sirota M, Juanchich M. Effect of response format on cognitive reflection: Validating a two-and four-option multiple choice question version of the cognitive reflection test. Behav Res Methods. 2018;50(6):2511-2522. DOI: 10.3758/s13428-018-1029-4