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20. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

21. - 23.03.2019, Berlin

Entwicklung und Evaluation einer interaktiven Webplattform zum Schubmanagement bei Multipler Sklerose (ABouts) – eine randomisiert kontrollierte Studie (RCT) mit begleitender Mixed-Methods Prozessevaluation

Meeting Abstract

  • Regina Kursawe - Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin, Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege, Lübeck, Deutschland
  • Julia Peper - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Gesundheitswissenschaften, Universität Hamburg und Institut für Neuroimmunologie und Klinische Multiple Sklerose Forschung, Hamburg, Deutschland
  • Jutta Scheiderbauer - MS-Stiftung Trier, Trier, Deutschland
  • Andrea Icks - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • Judith Haas - DMSG, Bundesverband e.V., Deutschland
  • Klaus Focke - BKK Dachverband e.V., Deutschland
  • Tim Friede - Universitätsmedizin Göttingen, Deutschland
  • Christoph Heesen - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Neurologie, Universitätsklinikum Eppendorf und Institut für Neuroimmunologie und Klinische Multiple Sklerose Forschung, Hamburg, Deutschland
  • Sascha Köpke - Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin, Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege, Lübeck, Deutschland
  • Anne Christin Rahn - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Gesundheitswissenschaften, Universität Hamburg und Institut für Neuroimmunologie und Klinische Multiple Sklerose Forschung, Hamburg, Deutschland

EbM und Digitale Transformation in der Medizin. 20. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 21.-23.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19ebmP-EG02-08

doi: 10.3205/19ebm053, urn:nbn:de:0183-19ebm0537

Published: March 20, 2019

© 2019 Kursawe et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche, degenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems und eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen bei jungen Erwachsenen. MS verläuft bei circa 85% der Betroffenen erst in Schüben. Zur Therapie akuter Schübe wird in Deutschland eine intravenöse (i.v.) z.T. stationäre Stoßtherapie mit hochdosiertem Kortison empfohlen. Da die Therapie nur bei einem Teil der Betroffenen kurzfristig zu einem schnelleren Rückgang der Symptome führt, jedoch langfristig kein Nutzen belegt ist, benötigt es eine informierte Entscheidung zum Schubmanagement. Eine eigene randomisiert kontrollierte Studie (RCT) hat gezeigt, dass eine evidenzbasierte Patienteninformation (EBPI) und Schulung zum Schubmanagement zu deutlich mehr informierten Entscheidungen und weniger i.v. Kortisontherapien führt. Zur flächendeckenden Implementierung wird mit ABouts ein webbasiertes Schubprogramm entwickelt und evaluiert.

Ist ein web- und evidenzbasiertes Informations- und Schulungsprogramm im Versorgungsalltag einsetzbar und führt es zu einem autonomen Umgang mit Schüben?

Methoden: Zur Entwicklung und Evaluation dieser komplexen Intervention wird eine Multiphase-Mixed-Methods-Study durchgeführt, welche die ersten drei Phasen des Medical Research Council Framework adressiert. Die Intervention wird auf Basis des evaluierten Programms und systematischer Literaturrecherche entwickelt und die Machbarkeit wird mit Experten und MS-Betroffenen getestet. Dann erfolgt die Evaluation durch eine RCT mit 188 Betroffenen mit aktiver schubförmiger MS. Die Rekrutierung erfolgt in 4 Bundesländern. Teilnehmer der Interventionsgruppe nehmen an dem interaktiven Online-Schulungsprogramm zum Schubmanagement teil. Dieses besteht aus drei Abschnitten im Dialogstil: geleitete Onlineschulung, EBPI mit Entscheidungshilfe und Diskussionsforum. Teilnehmer der Kontrollgruppe erhalten als Kontrollintervention eine ebenfalls webbasierte optimierte Standardversorgung. Die RCT wird von einer mixed-methods Prozessevaluation und einer gesundheitsökomischen Evaluation begleitet.

Vorläufige oder erwartete Ergebnisse, Ausblick: Es wird erwartet, dass sich durch das Programm mehr Betroffene für eine orale statt einer i.v. Therapie entscheiden oder verzichten und die Autonomie und Partizipation der Betroffenen gestärkt wird. Ähnliche Plattformen könnten dann z.B. für rheumatische Erkrankungen oder chronische Infektionserkrankungen entwickelt werden.