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Casemix-Adjustierung für Patient-reported outcome-Befragungen: Erste Ergebnisse aus der PCO-Studie
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Published: | October 2, 2019 |
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Hintergrund: Um wichtige gesundheitswissenschaftliche Themen fundiert untersuchen zu können, werden in der Versorgungsforschung Fallzahl-starke, multizentrische Studiendesigns gefordert, die auch einen Vergleich von Versorgern ermöglichen sollen. Dieser Vergleich verschiedener Einrichtungen – auch im Sinne der Qualitätssicherung – kann jedoch nur gelingen, wenn Unterschiede der jeweiligen Patientenkollektiv-Zusammensetzung („Casemix“) bei der Datenanalyse berücksichtigt werden. Es müssen also statistische Methoden erprobt werden und letztlich zur Verfügung stehen, die solch eine Adjustierung für den „Casemix“ zuverlässig ermöglichen. Für die in zertifizierten Prostatakrebszentren durchgeführte „Prostate Cancer Outcome“ (PCO)-Studie soll hier das Vorgehen vorgestellt werden, in dem die Ergebnisse durch eine Casemix-Adjustierung für ausgewählte Patientenmerkmale einem fairen Versorgervergleich zugänglich gemacht werden.
Fragestellung: Wie kann durch eine Casemix-Adjustierung die anhand von Patient-Reported Outcomes (PROs) gemessene Ergebnisqualität verschiedener PCO-Studienzentren fair verglichen werden?
Methode: Für die PCO-Studie werden Patienten mit Prostatakarzinom (PKa) seit 2016 zu Ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität mithilfe des „Expanded Prostate Cancer Index Composite with 26 Items“ (EPIC-26)-Fragebogens prä- und posttherapeutisch befragt. Aus den Antworten werden fünf Scores zu den Domänen irritative/obstruktive, Inkontinenz-, gastrointestinale, sexuelle und hormonelle Symptomatik gebildet. Anhand der Befragungsdaten von 312 Patienten aus fünf PKa-Zentren mit jeweils mindestens 30 eingeschlossenen Patienten werden unterschiedliche Adjustierungsmodelle für die posttherapeutischen Scores analysiert. Dabei wird auch untersucht, wie zeitliche Veränderungen (prä- und posttherapeutische Unterschiede) statistisch fundiert berichtet werden können. Als Variablen für die Casemix-Adjustierung werden dabei folgende einrichtungsunabhängige Patienteneigenschaften berücksichtigt: prätherapeutischer Scorewert, Alter, Risikoklassifikation nach d’Amico, Anzahl der Komorbiditäten, Staatsbürgerschaft, Krankenversichertenstatus, Bildungsabschluss, Androgendeprivation vor Behandlung, sowie Active Surveillance vor Behandlung. Die Ergebnisse der unterschiedlichen PKa-Zentren werden miteinander verglichen.
Ergebnisse: Die fünf PKa-Zentren unterscheiden sich nicht signifikant in der patientenberichteten Ergebnisqualität nach der Casemix-Adjustierung. Die den Adjustierungsmodellen zugrundeliegenden linearen Regressionsmodelle weisen zufriedenstellende statistische Gütemaße auf (adjustierte R² zwischen 0,12 und 0,21, p <0,001 für alle Scores).
Diskussion: Das hier vorgestellte Verfahren zur Casemix-Adjustierung stellt einen wichtigen Baustein für den fairen Vergleich von verschiedenen Studienzentren bei multizentrischen Befragungen in der Versorgungsforschung dar.
Praktische Implikationen: In die für die PCO-Studie vorgestellte Casemix-Adjustierung wurden die teilnehmenden Prostatakrebszentren bereits während der Entwicklung einbezogen, um möglichst früh eine Einbindung in die Praxis zu gewährleisten. So werden den Studienzentren schon im Studienverlauf ihre Ergebnisse in im Vergleich zu den anderen Studienzentren Casemix-adjustiert mitgeteilt. Die PKa-Zentren können diese Informationen direkt in ihrem klinischen Alltag nutzen, sodass die Ergebnisse zeitnah bei den Betroffenen ankommen können.