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Die perioperative Strahlenbelastung der Augenlinse bei unfallchirurgischen Eingriffen
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Published: | October 22, 2019 |
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Fragestellung: Aufgrund der Reduzierung des Grenzwerts ab 2018 für die Augenlinsendosis für medizinische Berufsgruppen von 150 mSv pro Jahr auf 20 mSv pro Jahr erfolgte die prospektive Untersuchung der Strahlenbelastung der Augenlinse durch radiologische Bildgebungsverfahren am OP-Arbeitsplatz bei unfallchirurgischen Eingriffen.
Methodik: Die Messung erfolgte über 3 Monate bei 5 Unfallchirurgen, 5 Handchirurgen und 5 Operationstechnischen Assistenten mit personalisierten Teilkörperdosimetern Hp(0,07) der Marke LPS-TLD-TD 07 (Landesanstalt für Personendosimetrie und Strahlenschutzausbildung, LPS, Berlin). Je ein Referenzdosimeter wurde am Aufbewahrungsort deponiert.
Erfasst wurden zusätzlich OP-Dauer, Tätigkeit (Assistenz, Operateur usw.), OP-Art (Prozedur, Diagnose), Bezeichnung der Röntgenanlage, Gesamtdurchleuchtungsdauer pro OP sowie Dosisflächenprodukt pro OP.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden insgesamt im Untersuchungszeitraum 655 Operationen mit radiologischen Bildgebungsverfahren durchgeführt. Bei 249 Operationen der Unfallchirurgen traten maximale Dosisflächenprodukte bei Brustwirbelfrakturen mit 4,6 Gycm² auf, gefolgt von Lendenwirbelfrakturen mit 3 Gycm² und Femurfrakturen mit 1,8 Gycm² auf. Das mittlere Dosisflächenprodukt betrug bei Operationen an der Wirbelsäule 2,2 Gycm², beim Zugang zum kraniozervikalen Übergang und HWS 1,15 Gycm² und bei Repositionen von Frakturen 0,08 Gycm². Bei 169 Operation der Handchirurgen traten maximale Dosisflächenprodukte bei Frakturen des Os Scarpoideum mit 0,57 Gycm² auf, gefolgt von Frakturen der Mittelhandknochen mit 0,45 Gycm² und Frakturen von Ulna und Radius mit 0,39 Gycm² auf. Die meisten Prozeduren mit intraoperativer Röntgendiagnostik waren Reposition von Frakturen (n=76), Operationen an anderen Knochen (n=40) und Operationen an der Hand (n=30). Das mittlere Dosisflächenprodukt betrug bei Reposition von Frakturen 0,12 Gycm², gefolgt von arthroskopischen Gelenkoperationen 0,07 Gycm² und Operationen an der Hand mit 0,04 Gycm². Bei 237 Operationen der Operationstechnischen Assistenten traten maximale Dosisflächenprodukte bei Brustwirbelfrakturen mit 4,5 Gycm² auf, gefolgt von Lendenwirbelfrakturen mit 3 Gycm² und Femurfrakturen mit 1,5 Gycm² auf. Das mittlere Dosisflächenprodukt betrug bei Operationen an der Wirbelsäule 0,6 Gycm², beim Zugang zum kraniozervikalen Übergang und HWS 0,6 Gycm² und bei Reposition von Frakturen 0,1 Gycm².
Als Dosis fand sich bei den Unfallchirurgen 0,31mSv±0,04 (Referenzwert 0,32mSv ±0,02), bei den Handchirurgen 0,28mSv± 0,02 (0,27 mSv ±0,07) und bei den Operationstechnischen Assistenten 0,30 (0,21 mSv ±0,01).
In keiner der 3 Kohorten konnte eine nennenswerte über die natürliche Exposition der Augenlinse hinausgehende Strahlenbelastung nachgewiesen werden. Auf das Jahr hochgerechnet liegen die Werte somit deutlich unter dem neuen Grenzwert von 20mSv.
Gefördert durch die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege