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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Ellengelenk: Unersetzlich oder austauschbar? Eine Fallserie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Wanja Wolters - BG Klinikum Hamburg, Hamburg, Germany
  • Hinrich Heuer - BG Klinikum Hamburg, Hamburg, Germany
  • Stefan Fuchs - BG Klinikum Hamburg, Hamburg, Germany
  • Christian Jürgens - BG Klinikum Hamburg, Hamburg, Germany
  • Maximilian Faschingbauer - BG Klinikum Hamburg, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB38-1424

doi: 10.3205/19dkou292, urn:nbn:de:0183-19dkou2925

Published: October 22, 2019

© 2019 Wolters et al.
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Text

Fragestellung: Mit zunehmender Alterung der Gesellschaft steigt auch die Inzidenz von posttraumatischen und primären Arthrosen des Ellengelenkes. Auch kommt gerade bei so genannten „low-plane"-Frakturen AO-Typ 13.B3/C3 sowie bei destruierenden Radiusköpfchenfrakturen die Osteosynthese an ihre Grenzen. Die Ellengelenk-Endoprothetik ist trotzdessen weiterhin nicht überall verbreitet. Gerade das Belastungslimit bei Ellengelenkendoprothesen von 3 bis 5 kg zur Lockerungsprophylaxe sowie die anspruchsvolle Implantation sind dafür mit verantwortlich. Die Komplikationsrate wird jüngst mit 11-38% angegeben (Welsinck et al., JBJS, 2017). Die aseptische Lockerung ist hier die häufigste Komplikation mit 7%. Infektionen und N.ulnaris-Schäden werden mit geringerer Häufigkeit angegeben.

Methodik: Studienort ist ein Traumazentrum. Das Studiendesign war retrospektiv, die Behandlungsserie konsekutiv. Von 2005 bis 2018 wurden 29 Patienten (13 m, 17 w, Durchschnittsalter 61,48 Jahre) mit einer Ellengelenk-Totalendoprothese (TEA) und 35 Patienten mit einer Radiusköpfchenprothese (23 m, 12 w, Durchschnittsalter 49,86 Jahre) im Rahmen der Behandlung bei nicht-rekonstruierbaren Trümmerfrakturen des Ellengelenkes oder bei Arthrose versorgt. Alle TEA wurden zementiert eingebracht. In 20 Fällen wurde eine teilgekoppelte und in 9 Fällen eine gekoppelte Variante verwendet. In 7 Fällen wurde ein zementierter gekoppelter distaler Humerusersatz bei bestehenden Knochendefekten am distalen Humerus eingebracht. Die RK-Prothesen wurden ebenfalls zementiert. In 3 Fällen kam eine verlängerbare RK-Prothese zum Einsatz. Die Auswertung erfolgte anhand klinischer Bewegungsausmaße und mittels DASH-Score.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse sind in Bezug auf die Schmerzreduzierung zufriedenstellend. Der Bewegungsumfang zeigte sich gerade in der ersten Zeit nach Implantation noch eingeschränkt, verbesserte sich jedoch im Verlauf. Ein Streckdefizit bei Totalendoprothese und auch Radiusköpfchenprothese verblieb jedoch häufig. Im Mittel betrug das Bewegungsausmaß mindestens 6 Monate nach TEA bei E/F 0/25/120. Bei den RK-Prothesen zeigte sich im selben Zeitraum eine E/F von gemittelt 0-26-112 Grad und eine Sup/Pro von 64-0-74 Grad. Die TEA waren wie erwartet deutlich komplikationsträchtiger als Die RK-Prothesen. Es wurden 4 aseptische Lockerungen, 2 Nervenläsionen, sowie 2 periprothetische Frakturen und 4 Luxationen revisionspflichtig.

Gerade hinsichtlich der Zunahme der nicht rekonstruierbaren low-plane Frakturen und der neuen Prothesenmodelle ist die primäre Ellengelenkprothese eine relevante Behandlungsoption. Die Indikation ist jedoch eng zu stellen. Belastungslimit und Compliance bestimmen die Komplikationsrate. Auch die Sturzneigung mit möglichen periprothetischen Frakturen ist abzuschätzen, da diese eine besondere Herausforderung in der weiteren Versorgung darstellen. Für junge Patienten, die einen für den Berufsalltag belastbaren Arm benötigen, ist die Arthrodese allerdings weiterhin die langfristig verlässlichere Alternative.