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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Die passive tibiofemorale Rotationsstabilität bei Patienten mit Rekonstruktion des hinteren Kreuzbandes – eine prospektive Analyse der in vivo Kinematik

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Stephan Oehme - Vivantes Klinikum Spandau, Department für Bewegungschirurgie, Berlin, Germany
  • Philippe Moewis - Julius Wolff Institut, Berlin, Germany
  • Benjamin Bartek - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Sektion Kniechirurgie und Sporttraumatologie, Berlin, Germany
  • Annika Lippert - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Sektion Kniechirurgie und Sporttraumatologie, Berlin, Germany
  • Christoph von Tycowicz - Zuse Institute Berlin, Berlin, Germany
  • Heide Boeth - Julius Wolff Institut, Berlin, Germany
  • Georg N. Duda - Julius Wolff Institut, Berlin, Germany
  • Tobias M. Jung - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Sektion Kniechirurgie und Sporttraumatologie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB30-919

doi: 10.3205/19dkou181, urn:nbn:de:0183-19dkou1812

Published: October 22, 2019

© 2019 Oehme et al.
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Fragestellung: Das hintere Kreuzband (HKB) ist das wichtigste Ligament für die posteriore Stabilität im Tibiofemoralgelenk und gilt als sekundärer Stabilisator der Rotationsstabilität. Mehrere Studien untersuchten die anteriore-posteriore (ap) Stabilität, aber wenig ist bekannt über die Rotationsstabilität bei Patienten (Pat.) mit Rekonstruktion des HKB. In der vorliegenden prospektiven Studie untersuchten wir die passive in vivo Rotationsstabilität des Tibiofemoralgelenkes sowohl von HKB-insuffizienten Knien im Vergleich zum gesunden kontralateralen Knie, als auch im Verlauf nach kombinierter oder isolierter HKB-Rekonstruktion.

Methodik: 12 Pat. (9m,3w;Ø36,1J;range18-48J) mit gesundem kontralateralem Kniegelenk und Einzelbündelrekonstruktion des HKB wurden eingeschlossen. 8 Patienten erhielten eine Rekonstruktion des HKB ohne Stabilisierung der posterolateralen Gelenkecke (PLS). 4 Pat. erhielten eine Rekonstruktion des HKB mit PLS in modifizierter Larson-Technik. Die Analyse erfolgte an einer am Julius Wolff Institut (JWI) entwickelten Vorrichtung. Ein externes Drehmoment von 3Nm wurde auf die fixierte Extremität des Probanden übertragen. Gleichzeitig wurden Kraftdaten und fluoroskopische Bilddaten erhoben. Die knöchernen Oberflächen von Tibia und Femur wurden auf Grundlage einer MRT Bildgebung dreidimensional (3D) rekonstruiert und mit der fluoroskopischen Bildgebung registriert. So konnte die exakte 3D-in-vivo Rotation der Gelenkpartner dargestellt und berechnet werden. Der Zusammenhang von den angewendeten Kräften mit dem ermittelten rotatorischen Bewegungsausmaß ergibt die tibiofemorale Rotationstabilität. Die Pat. wurden präoperativ, sowie 6 und 12 Monate postoperativ bei einem Flexionswinkel von 90°, 60° und 30° untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Erstmalig konnte in einer prospektiven Studie die passive tibiofemorale Rotationsstabilität von Pat. mit Rekonstruktion des HKB direkt, quantitativ und objektiv in vivo dargestellt werden. Pat. mit kombinierter oder isolierter Rekonstruktion des HKB zeigten präoperativ eine signifikante Außenrotationsinstabilität (ARI) des verletzten Kniegelenkes im Vergleich zur gesunden Gegenseite. Auch Pat. mit Rekonstruktion des HKB ohne PLS zeigten präoperativ bei 90° Knieflexion eine geringere, dennoch signifikante ARI. Nach erfolgter Rekonstruktion des HKB mit PLS konnte eine Reduktion der ARI quantitativ beschrieben werden. Nach erfolgter Rekonstruktion des HKB ohne PLS zeigte sich keine Reduktion der ARI (Figure 1 [Abb. 1]). Eine standardisierte, objektivierbare Methode zur Messung der tibiofemoralen Rotationsstabilität zusätzlich zur Messung der hinteren Schublade kann somit eine sinnvolle Ergänzung der klinischen Diagnostik und Therapieentscheidung sein.