gms | German Medical Science

German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Implementierung eines Algorithmus zur Indikationsstellung einer Ganzkörpercomputertomographie nach Trauma

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Dan Bieler - Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Wiederherstellungs-, Handchirurgie, Verbrennungsmedizin, Koblenz, Germany
  • Ines Richardsen - Bundeswehrzentralkrankehaus Koblenz, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und, Thoraxchirurgie, Koblenz, Germany
  • Beatrix Becker - GebJgBrig23, Bad Reichenhall, Germany
  • Erwin Kollig - Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Wiederherstellungs-, Handchirurgie, Verbrennungsmedizin, Koblenz, Germany
  • Axel Franke - Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Wiederherstellungs-, Handchirurgie, Verbrennungsmedizin, Koblenz, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB25-1328

doi: 10.3205/19dkou135, urn:nbn:de:0183-19dkou1354

Published: October 22, 2019

© 2019 Bieler et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Fragestellung: Das Whole Body Computertomographie (WBCT) spielt in der Diagnostik von Traumapatienten eine maßgebliche Rolle. Dennoch sollte die Entscheidung zur Durchführung einer WBCT wie bei jeder radiologischen Bildgebung für jeden Patienten individuell abgewogen werden. Aktuell wird die Indikation zur Durchführung einer WBCT häufig aufgrund des Unfallmechanismus gestellt. Dass die alleinige Betrachtung des Unfallmechanismus nicht ausreicht, konnten Uleberg et al. nachweisen. Hier zeigte sich, dass bei alleiniger Betrachtung des Traumamechanismus eine Overtriage von 93% besteht. Das Ziel der Studie war die Evaluierung eines entwickelten Algorithmus zur Indikationsstellung einer WBCT nach Trauma.

Methodik: Es erfolgte zunächst die retrospektive Betrachtung der im Zeitraum vom 01.03.2014-31.03.2015 (Individualgruppe) behandelten Patienten Schockraum mit individueller WBCT-Indikationsstellung. Am 31.03.2015 wurde ein Algorithmus im Schockraum implementiert. Prospektiv erfolgte nun im Zeitraum vom 01.04.2015 bis einschließlich 28.02.2016 (Algorithmusgruppe) die Auswertung der im Schockraum behandelten Patienten. Neben präklinischen Daten, Daten zum Unfallhergang, Vitalparameter und Untersuchungsbefund im Schockraum wurden auch die veranlasste Diagnostik (WBCT, FAST, Röntgen) und deren Ergebnisse ausgewertet.

Ergebnisse: 588 Patienten konnten eingeschlossen werden. In der Individualgruppe (IG) lag das mittlere Alter der 332 eingeschlossenen Patienten bei 46,9 Jahren. In der Algorithmusgruppe (AG), bei insgesamt 256 eingeschlossenen Patienten, lag der Altersdurchschnitt bei 47,3 Jahren. Die Verletzungsschwere zeigte sich signifikant unterschiedlich (p=0,009) und betrug in der IG im Mittel 8,4 (SD 11,3) und in der AG 11 (SD 12,9). Auch der Anteil der Schwerverletzten (ISS>=16)zeigte sich in der AG signifikant größer: AG n=81, IG n=64. Beim Vergleich beider Gruppen zeigte sich kein signifikanter Unterschied für die Häufigkeit der Durchführung einer WBCT, jedoch zeigte sich der Anteil der WBCT mit unauffälligem Ergebnis in der AG tendenziell geringer (p=0,06), bei signifikant höherem ISS. Des Weiteren wurde weniger Diagnostik in der AG nach der Schockraumphase durchgeführt (1,51% vs. 0,78%). Nach Einführung des Algorithmus wurde signifikant seltener das Schockraumteam alarmiert (p=0,06), so dass 19 WBCT weniger durchgeführt wurden.

Schlussfolgerung: In dieser Studie zeigt sich kein signifikanter Unterschied für die Häufigkeit der Durchführung einer WBCT, allerdings zeigen sich tendenziell weniger unauffällige WBCT in der Algorithmusgruppe ohne einen Anstieg der sekundären Diagnostik. Daher ist der implementierte Algorithmus geeignet, eine standardisierte suffiziente Diagnostik, unabhängig von der Erfahrung des behandelnden Arztes, nach Trauma zu gewährleisten. Des Weiteren hat der Algorithmus dazu beigetragen die Alarmierung des Schockraumteams zu reduzieren trotz Anstieg der Verletzungsschwere.