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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Mikrobiologische Vorhersagekraft offener Gewebebiopsien bei unklarer Infektsituation vor Hüft TEP Revision

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Maciej Simon - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Hamburg, Germany
  • Julian Beyersdorff - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Hamburg, Germany
  • Wolfgang Rüther - Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Orthopädische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Germany
  • Andreas Niemeier - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB17-687

doi: 10.3205/19dkou058, urn:nbn:de:0183-19dkou0581

Published: October 22, 2019

© 2019 Simon et al.
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Text

Fragestellung: Im Fall eines klinischen Verdachts auf einen periprothetischen Hüft-TEP Infekt (engl. PJI) sollte präoperativ eine mikrobiologische Diagnostik zur spezifischen Keimbestimmung mit Antibiogramm durchgeführt werden. Im Falle eines negativen Punktionsergebnisses und eines persistierenden klinischen Verdachtes ist in diesen Fällen eine Gewebebiopsie (PE) indiziert. Der prädiktive Wert offener Biopsien ist in der Literatur hinsichtlich mikrobiologischer Keimbefunde nicht ausführlich beschrieben. Das Ziel dieser retrospektiven Studie ist der Vergleich zwischen den mikrobiologischen Ergebnissen aus der offenen PE hinsichtlich der Vorhersagekraft der im Rahmen der Revisions-OP festgestellten definitiven mikrobiologischen Befunde.

Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Beobachtungsstudie von Patientendaten aus der klinischen Routineversorgung. Es konnten 32 konsekutive Fälle eingeschlossen werden. Einschlusskriterien: negative mikrobiologisches Punktionsergebnis bei klinischem Verdacht auf eine PJI. Im Anschluss wurden die mikrobiologischen Ergebnisse der Biopsie-Eingriffe mit den Revisionseingriffen verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 32 Fälle mit einem Durchschnittsalter von 65,1 ± 14,5 Jahren eingeschlossen werden. Im Durchschnitt wurde 4,2 Jahre nach Endoprothesenimplantation der Verdacht eines PJI gestellt. Bei der PE wurden durchschnittlich 8,7 Gewebeproben und im Rahmen der Revisionsoperationen 7,8 Proben aus diversen Regionen um die einliegende Endoprothese gewonnen. Die Gewebeproben wurden direkt am OP-Tisch in sterile Flüssigkulturflaschen überführt. In 71,87% der Fälle konnte der gleiche Keim in der Biopsie und der Revisions-OP in jeweils mindestens 2 Proben identifiziert werden. In den übrigen Fällen konnte der mikrobiologische Keimnachweis nicht bestätigt werden (Neuauftreten eines Keimes oder kein Keimwachstum). Das jeweilige Keimspektrum wird von Staphylococcus epidermidis und Propionibacterium acnes mit 73,9% (PE) und 75% (Revisions-OP) angeführt.

Bei klinischem Infektverdacht und trotz negativem Punktionsergebnis liefert die offene PE in knapp 72% einen mikrobiologischen Keimnachweis, welcher durch die definitive Revisionsoperation bestätigt wurde. Die hohe Anzahl der Änderungen der mikrobiologischen Keimsituation von der PE zur Revisionsoperation muss dazu anregen, die prä-analytische und analytische Prozesskette zu überdenken. Die Ergebnisse dieser Studie demonstrieren, dass das angewendete Routineverfahren zur Infektausschlussdiagnostik in Bezug auf den prädiktiven Wert der mikrobiologischen Diagnostik deutlich lückenhafter sind als primär angenommen. In der Zukunft sollten weitere Studien mit selbiger Fragestellung mit größerer Fallzahl folgen.