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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Validierung des Non Union Scoring System (NUSS) bei Pseudarthrosen der Tibia

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Leonie Hägele - Eberhard Karls Universität Tübingen, BG Unfallklinik, Siegfried Weller Institut für Unfallchirurgische Forschung, Tübingen, Germany
  • Adrian Meder - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Tübingen, Germany
  • Philipp Herbst - Eberhard Karls Universität Tübingen, BG Unfallklinik, Siegfried Weller Institut für Unfallchirurgische Forschung, Tübingen, Germany
  • Stefan Döbele - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Tübingen, Germany
  • Andreas K. Nüssler - Eberhard Karls Universität Tübingen, BG Unfallklinik, Siegfried Weller Institut für Unfallchirurgische Forschung, Tübingen, Germany
  • Ulrich Stöckle - BG Unfallklinik Tübingen, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Tübingen, Germany
  • Fabian M. Stuby - BG Unfallklinik Murnau, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Chirurgie, Murnau am Staffelsee, Germany
  • Marie Reumann - Eberhard Karls Universität Tübingen, BG Unfallklinik, Siegfried Weller Institut für Unfallchirurgische Forschung, Tübingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB16-700

doi: 10.3205/19dkou049, urn:nbn:de:0183-19dkou0497

Published: October 22, 2019

© 2019 Hägele et al.
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Fragestellung: Die gängige bisherige Klassifikation von Pseudarthrosen (PSA) basiert auf der Einteilung nach Weber/Cech 1976 in atroph, hypertroph und oligotroph. Die Beurteilung erfolgt radiographisch und zieht Rückschlüsse auf die Biologie. Dies ist sehr vereinfacht und umfasst weder die Komplexität der PSA noch leitet sich eine Behandlungsstrategie ab. Das Non Union Scoring System (NUSS) (Calori 2008) versucht diesem Anspruch gerecht zu werden. Anhand eines Punktesystems erfolgt die Einteilung in vier Risikogruppen (RG), denen jeweils eine Therapieempfehlung, die LADDER Strategie, folgt.

Ziel unserer Studie war es, dieses Scoring System anhand unseres eigenen Patientenkollektivs von Tibia PSA zu evaluieren und entsprechende Therapieempfehlungen anhand der erhobenen RG zu validieren.

Methodik: Wir schlossen 1146 Patienten (Pat.), die aufgrund einer PSA in unserer unfallchirurgischen Abteilung eines Level I Traumacenter im Zeitraum von 2009 bis 2016 operativ behandelt wurden in unsere Studie ein. Hiervon ergab sich eine Gesamtzahl von 276 Pat. mit einer Tibia PSA. Anhand der uns retrospektiv zur Verfügung stehenden NUSS Kriterien war es möglich, 174 Pat hierfür zu evaluieren. Für alle Pat. wurde das initiale Trauma, Verletzungsart, -ausmaß, der gesamte klinische und operative Verlauf bis zur Ausheilung bzw. abschließenden Versorgung, sowie die PSA Art nach Weber/Cech erfasst. Weitere Kriterien wie Nebenerkrankungen, Laborwerte sowie Medikamente wurden analysiert. Als Outcome-Parameter dienten das Ausheilungsergebnis sowie der Zeitraum bis zur Ausheilung. Die erfassten Kriterien wurden anhand des NUSS evaluiert. Das von uns durchgeführte Therapieverfahren wurden anschließend mit der NUSS LADDER Strategie verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Zeitraum von 8 Jahren wurden 1146 Pat. mit PSA in unserer Klinik operiert. Anhand vorhandener retrospektiv zur Verfügung stehender Parameter konnten 174 Pat. mit Tibia PSA für den NUSS evaluiert werden. Hiervon waren 122 männlich (70,1%) und 52 weiblich (29,8%). Der Altersdurchschnitt lag bei 48,95 Jahren (range: 18,97-88,5 Jahre). Die detaillierte Evaluation anhand des NUSS zum Zeitpunkt der 1. PSA OP ergab für 8 Pat. eine niedrige RG- Einschätzung. 142 Pat. wurden für RG 2, 23 Pat. für RG 3 und 1 Pat. in RG 4 eingestuft. Die Validierung anhand der tatsächlich durchgeführten Therapie ergab eine Übereinstimmung von 56,9% (99/174). In 72% (54/72) wurde ein intensiveres Verfahren durchgeführt als durch den NUSS empfohlen. Eine Ausheilung wurde in 77,01% (134/174) erreicht.

Zusammenfassend besteht die Notwendigkeit einer zeitgemäßen und dem wissenschaftlichen Stand entsprechenden PSA Klassifikation, idealerweise mit Therapieempfehlung. Aktuell stellt der NUSS ein umfassendes Scoring System dar, das viele Risikofaktoren einschließt. Die Erfassung ist allerdings zeitintensiv und erfordert einerseits die Anpassung an die zur Verfügung stehenden Daten, andererseits die Optimierung der operativen Strategie anhand der RG Bestimmung und Therapieempfehlung.