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22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 09.03.2019, Heidelberg

Evaluation eines audiologenüberwachten Selbstanpassungsverfahrens für individualisierte Hörunterstützung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jonathan Gößwein - Fraunhofer IDMT, Hör-, Sprach- und Audiotechnologie, Oldenburg, Deutschland
  • Rainer Huber - Fraunhofer IDMT, Hör-, Sprach- und Audiotechnologie, Oldenburg, Deutschland
  • Tobias Bruns - Fraunhofer IDMT, Hör-, Sprach- und Audiotechnologie, Oldenburg, Deutschland
  • Jan Rennies - Fraunhofer IDMT, Hör-, Sprach- und Audiotechnologie, Oldenburg, Deutschland
  • Birger Kollmeier - Fraunhofer IDMT, Hör-, Sprach- und Audiotechnologie, Oldenburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Heidelberg, 06.-09.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc110

doi: 10.3205/19dga110, urn:nbn:de:0183-19dga1104

Published: November 28, 2019

© 2019 Gößwein et al.
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Text

Einleitung: Hören ist ein subjektiver Prozess, weshalb die individuelle Einstellung von Algorithmen zur Hörunterstützung nötig ist. Es existieren eine Vielzahl an Verfahren: Hörgeräte werden zumeist vom Akustiker eingestellt, wohingegen sogenannte "Hearables" vom Benutzer selbst angepasst werden. In dieser Studie wird ein Verfahren evaluiert, welches die Vorteile beider Ansätze kombinieren soll. Die folgenden grundlegende Fragen werden untersucht:

1.
Wie stabil ist die Selbstanpassung?
2.
Inwiefern beeinflusst die Instruktion die Ergebnisse?
3.
Gibt es Unterschiede im Sprachverstehen, in der Höranstrengung und Präferenz zwischen Selbstanpassung und präskriptiver Formel?
4.
Wie interagieren die Probanden mit der Benutzerschnittstelle?

Methoden: Es wurden 20 schwerhörende und erfahrene Hörgerätenutzer und 12 normalhörende bis leicht schwerhörende Probanden ohne Hörgeräteerfahrung eingeladen. Über ein Lautsprechersystem wurden beiden Gruppen Sprachszenen aus dem Alltag vorgespielt. Der Nutzer konnte dabei die Dynamikkompressionseinstellung einer simulierten Hörunterstützung durch eine Nutzerschnittstelle in Form eines zweidimensionalen berührungsempfindlichen Bildschirm-Bedienfelds ("2D-Touch-Display") verändern. Die Bedienung erfolgte unter Aufsicht eines Audiologen bzw. Hörgeräteakustikers. Ausgehend von dem auf dem Audiogramm basierenden "First Fit" gemäß NAL-NL2 war dabei die Dynamikkompression über das Display perzeptiv kontinuierlich in Echtzeit änderbar. Die beiden Achsen des Displays waren so mit zwei Klangparametern belegt, dass die vertikale Achse die Gesamtlautstärke und die horizontale Achse die Klangwaage zwischen tiefen und hohen Frequenzen veränderte. Die Nutzer wurden entweder instruiert, eine möglichst angenehme oder eine möglichst spachverständliche Einstellung zu finden.

Fazit:

1.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die getroffenen Einstellungen reproduzierbar sind und in einer zweiten Sitzung schneller gefunden werden als in der ersten.
2.
Die Sprachverständlichkeit-Instruktion erzeugt lautere und weniger dumpfe Einstellungen, die auch schneller gefunden werden, als die Ergebnisse der Komfort-Instruktion.
3.
Es kommt weder zu einer Verbesserung noch zu einer Verschlechterung der mittleren Sprachverständlichkeit und der mittleren Höranstrengung gegenüber dem First Fit. In einem blinden Paarvergleich wird die selbstangepasste Einstellung allerdings tendenziell präferiert.
4.
Es wurden drei verschiedene Benutzer-Typen bei der Selbstanpassung gefunden: den "Sicheren", den "Ängstlichen" und den "Suchenden".