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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Zeitlich begrenzte Nahrungsaufnahme (time-restricted feeding, TRF) als Lebensstilintervention zur Prävention und Therapie lebensstilabhängiger Erkrankungen: Eine Pilotstudie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Dorothea Kesztyüs - Universität Ulm, Institut für Allgemeinmedizin, Ulm, Deutschland
  • Dorothée Schönsteiner - Universität Ulm, Institut für Allgemeinmedizin, Ulm, Deutschland
  • Eva Vorwieger - Universität Ulm, Institut für Allgemeinmedizin, Ulm, Deutschland
  • Markus Gulich - Universität Ulm, Institut für Allgemeinmedizin, Ulm, Deutschland
  • Tibor Kesztyüs - Technische Hochschule Ulm, Fakultät Informatik, Ulm, Deutschland; Universität Ulm, Institut für Medizinische Systembiologie, Ulm, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocP08-02

doi: 10.3205/19degam167, urn:nbn:de:0183-19degam1673

Published: September 11, 2019

© 2019 Kesztyüs et al.
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Text

Hintergrund: TRF wurde im Tierversuch ausführlich erforscht. Beim Menschen muss nun untersucht werden, ob diese spezielle Ernährungsform praktikabel ist und zu ähnlich positiven metabolischen Änderungen führt, wie beispielsweise bei Nagern.

Fragestellung: Explorative Pilotstudie zur Untersuchung der Durchführbarkeit, Adhärenz und weiterer methodisch relevanter Fragen von TRF. Interventionseffekte in Form von Pre-Post Differenzen sollen eine Datengrundlage für Fallzahlberechnungen weiterführender Studien liefern.

Methoden: Es wurden 63 Mitarbeiter der Universität und des Klinikums in Ulm rekrutiert. Diese begrenzten ihre Nahrungsaufnahme über einen Zeitraum von drei Monaten auf 8-9 Stunden täglich. TRF erlaubt eine ad libitum Nahrungsaufnahme innerhalb der festgelegten Zeit.

Initial wurden anthropometrische Maße und per Fragebogen Daten des individuellen Lebensstils erfasst, sowie eine Blutuntersuchung durchgeführt. Probanden protokollierten in einem Tagebuch den Zeitraum der Nahrungsaufnahme. Abschließend wurden dieselben Parameter wie zu Beginn erhoben.

Ergebnisse: Teilnehmer waren 47,8±10,5 Jahre alt und zu 81% weiblich. Durchschnittlicher Zeitraum der Nahrungsaufnahme vor Interventionsbeginn war 12,4±1,9 h/d. Übergewichtig waren 32%, adipös 18% und abdominal adipös 57%. Der Gesamtcholesterinwert war bei 67%, der LDL/HDL Quotient bei 14% erhöht. Nach drei Monaten hatten die Teilnehmer im Durchschnitt 1,3±2,3 kg Gewicht und 1,7±3,2 cm Bauchumfang verloren (p<0.001). Der Gesamtcholesterinwert stieg im Mittel um 0,34±0,51 mmol/l an (p<0,001) an. Keine signifikante Änderung bei HDL, LDL, Triglyceride und dem LDL/HDL Quotienten.

Durchführbarkeit und Adhärenz waren sehr gut, es gab nur zwei Studienabbrecher.

Diskussion: Der leichte Anstieg des Gesamtcholesterins widerspricht bisherigen Untersuchungen. Grund dafür könnte sein, dass keinerlei Vorgaben zur Ernährungsweise gemacht wurden. Bei der Abschlussuntersuchung gaben viele Probanden an, während der Essensphase mehr als üblich gegessen zu haben, aus Angst vor Hunger in der Fastenphase. Diese Überkompensation könnte ebenfalls die nur marginalen anthropometrischen Veränderungen erklären.

TRF hat aufgrund der einfachen Durchführbarkeit großes Potenzial zur Prävention nicht-übertragbarer Krankheiten.

Take Home Message für die Praxis: TRF kann Patienten mit metabolischen Störungen zur Gewichtsreduktion empfohlen werden, aber sie müssen vor einer Überkompensation gewarnt werden.