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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Familienkonferenzen bei Frailty zur Erhöhung der Patientensicherheit (COFRAIL). Ergebnisse aus Interventionsentwicklung und Pilotierung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sara Santos - Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • Jens Abraham - Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Universität Halle-Wittenberg, Halle, Deutschland
  • Attila Altiner - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland
  • Eva Drewelow - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland
  • Andrea Icks - Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • Susanne Löscher - Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • Nina Mann - Institut fÜr Klinische Pharmakologie, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Gabriele Meyer - Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Universität Halle-Wittenberg, Halle, Deutschland
  • Joseph Montalbo - Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • Manuela Ritzke - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland
  • Petra Thürmann - Institut fÜr Klinische Pharmakologie, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Birgitt Wiese - Medizinische Statistik und IT-Infrastruktur, Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Stefan Wilm - Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • Achim Mortsiefer - Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocP04-08

doi: 10.3205/19degam146, urn:nbn:de:0183-19degam1462

Published: September 11, 2019

© 2019 Santos et al.
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Hintergrund: In der cluster-randomisierten kontrollierten Interventionsstudie COFRAIL wird untersucht, ob durch den Einsatz von Familienkonferenzen bei ambulanten geriatrischen Patienten mit Frailty und Polypharmazie eine Senkung der Hospitalisierungsrate erreicht werden kann. In einer Familienkonferenz nehmen Hausarzt, Patient und Angehörige eine gemeinsame Priorisierung der medikamentösen und nicht-medikamentösen Behandlung vor. Dieser Beitrag präsentiert Ergebnisse aus der Interventionsentwicklung und der Pilotierung.

Fragestellung: Welche Herausforderungen sehen Hausärzte bei der Versorgung geriatrischer Patienten mit Frailty? Welche Unterstützung wünschen sie sich? Sind Familienkonferenzen in der Praxis durchführbar? Welche organisatorischen und inhaltlichen Schwierigkeiten treten auf?

Methoden: In 6 Workshops mit Hausärzten wurden alltägliche Herausforderungen sowie Best Practice-Beispiele zusammengetragen und von einer interprofessionellen Arbeitsgruppe ausgewertet. Anschließend erfolgte die Pilotierung: 4 Hausärzte haben unter beobachtender Begleitung eines Wissenschaftlers 8 Familienkonferenzen durchgeführt. In die Auswertung flossen Beobachtungsprotokolle, Feedback-Gespräche mit Hausärzten sowie evaluierende Telefoninterviews mit Patienten und Angehörigen ein.

Ergebnisse: Als herausfordernd nannten die Hausärzte in den Workshops die Komplexität der medizinischen und psychosozialen Faktoren, Kommunikationseinschränkungen sowie die „Eigenwilligkeit“ vieler Patienten. Unterstützungsbedarf wurde besonders zum Polypharmazie-Management geäußert. In der Pilotierung erwiesen sich die Familienkonferenzen als machbar und erzielten eine hohe Akzeptanz bei allen Beteiligten. Unter Anwendung eines im Projekt entwickelten „Deprescribing-Leitfadens“ wurde bei 7 von 8 Patienten mindestens ein Medikament abgesetzt. Die Hausärzte wünschten sich explizite Formulierungsvorschläge für die Anleitung der Patienten und Angehörigen zur gemeinsamen Priorisierung. Sie betonten die Wichtigkeit der sorgfältigen Vorbereitung der Familienkonferenzen.

Diskussion: Der in den Workshops seitens der Hausärzte geäußerte Unterstützungsbedarf für ein strukturiertes Vorgehen und ein besseres Polypharmazie-Management konnte durch die Familienkonferenzen erfolgreich umgesetzt werden. Die Familienkonferenzen erwiesen sich als machbar und werden für die Hauptstudie durch zusätzliche Elemente der Vor- und Nachbereitung ergänzt.

Take Home Message für die Praxis: In der hausärztlichen Praxis könnten strukturierte Familienkonferenzen ein geeignetes Format sein, um die gemeinsame Entscheidungsfindung mit geriatrischen Patienten und ihren Angehörigen zu verbessern.