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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Arzt und Patient gemeinsam auf dem Weg? Patiententypen und -beteiligung bei der Entscheidung zur elektiven Herzkatheteruntersuchung (Koronarangiographie)

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Anika Berberich - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland
  • Navina Gerlach - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland
  • Norbert Donner-Banzhoff - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland
  • Katja Winkler - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland
  • Kathrin Schlößler - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV41-04

doi: 10.3205/19degam071, urn:nbn:de:0183-19degam0710

Published: September 11, 2019

© 2019 Berberich et al.
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Text

Hintergrund: Diagnostik bei Verdacht auf stabile koronare Herzkrankheit (KHK) ist ein komplexer Prozess, für den die Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) klare Empfehlungen gibt. So stellt sie eine nicht-invasive Diagnostik vor eine Herzkatheteruntersuchung (invasive Koronarangiographie, HKU) und setzt die Patientenberatung und -Information als zentral bei der Entscheidung über das weitere Vorgehen. Da die HKU hier eine präferenzsensitive Entscheidung darstellt und zudem nennenswerte Kosten sowie Risiken birgt, ist die Frage der Bedarfsgerechtigkeit und Patientenzentrierung wesentlich. Das vorliegende Teilprojekt der vom Innovationsfonds geförderten KARDIO-Studie untersucht deshalb, wie Patienten die Entscheidungsfindung zur HKU wahrnehmen.

Fragestellung: Wie erleben PatientInnen die Beratung und Einbindung in die Entscheidungsfindung über eine HKU? Können unterschiedliche Entscheidertypen zur Situation HKU in einer Typologie definiert werden?

Methoden: Anhand 16 qualitativer, leitfadengestützter Interviews wurden PatientInnen zur Beratung und Entscheidungsfindung über eine HKU zur Abklärung von KHK befragt. Das Interviewmaterial wurde gemischt induktiv-deduktiv ausgewertet und durch Vergleiche eine Typologie zu Entscheidertypen erstellt.

Ergebnisse: Zur Charakterisierung von Entscheidertypen spielen die Dimensionen Entscheiderpraxis (tatsächlicher Entscheider), Entscheiderpräferenz (gewünschter Entscheider) und Entscheiderkompetenz (u.a. Informiertheit und Optionsbewusstsein) eine Rolle. Die Dimensionen Entscheiderpraxis und -kompetenz können hierbei auf in unterschiedlichem Ausmaß vorhandene Ressourcen hinweisen. Wir erklären den Prozess der Entscheidungsfindung als einen Weg, der in Abhängigkeit von diesen Ressourcen unterschiedlich lang von Behandler und Arzt gemeinsam gegangen wird, bis Patienten ihren aktiven Part an der Entscheidung an die Behandler abgeben.

Diskussion: Wir diskutieren dokumentierte und idealtypische Patientengruppen, sowie mögliche Gründe für das „Aussteigen“ von Patienten aus der Entscheidung für oder gegen eine HKU. Auch eine mangelnde Patienteneinbindung in die Beratung und Entscheidungsfindung wird als potentieller Grund diskutiert.

Take Home Message für die Praxis: Fördernde Faktoren der gemeinsamen Entscheidungsfindung sollten verstärkt, sowie behindernde Faktoren reduziert werden, um eine bedarfsgerechtere Versorgung zu erreichen. Die vorgestellte Entscheidertypologie kann auf Ressourcen der Patienten hinweisen, welche im Beratungsprozess berücksichtigt werden sollten.