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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Versorgung multimorbider Patienten in der Hausarztpraxis – eine Befragung Berliner Hausärzte

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Susanne Döpfmer - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Barbara Trusch - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Judith Stumm - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Thomas Sturz - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Lisa Kümpel - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Nina Rieckmann - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Public Health, Berlin, Deutschland
  • Christoph Heintze - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV32-01

doi: 10.3205/19degam055, urn:nbn:de:0183-19degam0551

Published: September 11, 2019

© 2019 Döpfmer et al.
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Text

Hintergrund: Im Rahmen des Verbundprojekts NAVICARE beschäftigt sich das Projekt COMPASS mit den Anforderungen an die hausärztliche Versorgung multimorbider Patient*innen. Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung werden zukünftig Versorgungsmodelle relevant, die Hausärztinnen und Hausärzte (HÄ) entlasten. Von Bedeutung ist unter anderem, welche Bedarfe bei multimorbiden Patient*innen nicht gedeckt sind und welche Aufgaben durch Medizinische Fachangestellte (MFA), z.B. im Rahmen der Delegationsvereinbarung, oder andere Berufsgruppen übernommen werden können.

Fragestellung: Worin bestehen aus der Perspektive von HÄ spezielle Anforderungen in der Versorgung multimorbider Patient*innen und wer könnte oder sollte dabei unterstützen?

Methoden: Alle KV-registrierten niedergelassenen HÄ Berlins (n=2354) wurden postalisch angeschrieben und gebeten, einen selbstentwickelten Fragebogen zu beantworten. Die Befragung wurde deskriptiv ausgewertet. Sie war eingebettet in ein mixed-methods Vorgehen, in dem zunächst Interviews mit HÄ durchgeführt wurden, darauf aufbauend der Fragebogen entwickelt wurde und abschließend in Fokusgruppen die Ergebnisse und daraus folgende Konsequenzen mit HÄ diskutiert wurden.

Ergebnisse: 23.7% (n=557) der Befragten schickten einen ausgefüllten Fragebogen zurück. Nur 9% gaben an, die Delegationsvereinbarung gut oder sehr gut zu kennen. 22% delegieren überhaupt nicht; dagegen befürworten 77% die Substitution ärztlicher Leistungen. In der Versorgung multimorbider Patient*innen halten HÄ funktionierende soziale Sicherung sowie eine kooperative Behandlung für besonders wichtig. 82% wünschen sich Beratungsstellen für soziale/rechtliche Aspekte. Unterstützung könnte aus ihrer Sicht am ehesten geleistet werden durch eine Sozialstation, einen Pflegestützpunkt, Sozialarbeiter*innen, Gemeindeschwestern/-pfleger oder Versorgungslotsen oder auch durch dafür ausgebildete Mitarbeiter*innen der eigenen Praxis.

Diskussion: In der Versorgung multimorbider Patient*innen sind viele hausärztliche Ressourcen an Aufgaben der Koordination sowie an die Adressierung sozialer Fragestellungen gebunden. Diese nicht-medizinischen Aufgaben könnten teilweise durch andere Berufsgruppen übernommen werden. Obwohl Unterstützungsbedarf unter den Befragten besteht, werden bereits bestehende Möglichkeiten der Delegation oder Einbindung von Pflegestützpunkten noch nicht umfänglich genutzt. Die Gründe dafür müssen weiter untersucht werden.

Take Home Message für die Praxis: Es bestehen bereits Unterstützungsmöglichkeiten für HÄ, die teilweise nicht bekannt sind oder nicht genutzt werden.