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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Prävalenz von Medikamentenfehldosierungen/-verordnungen bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion in Mecklenburg-Vorpommern

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Johannes Martin Stremme - Universität Rostock, Institut für Allgemeinmedizin, Rostock, Deutschland
  • Christian Helbig - Universität Rostock, Institut für Allgemeinmedizin, Rostock, Deutschland
  • Bettina Obendorfer - Universität Rostock, Institut für Allgemeinmedizin, Rostock, Deutschland
  • Lisa Rietschel - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU Dresden, Klinik-Apotheke, Dresden, Deutschland
  • Julia Eger - Universität Rostock, Institut für Allgemeinmedizin, Rostock, Deutschland
  • Tabea Garn - Universität Rostock, Institut für Allgemeinmedizin, Rostock, Deutschland
  • Attila Altiner - Universität Rostock, Institut für Allgemeinmedizin, Rostock, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV21-03

doi: 10.3205/19degam030, urn:nbn:de:0183-19degam0305

Published: September 11, 2019

© 2019 Stremme et al.
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Text

Hintergrund: Fehldosierungen/-verordnungen von Medikamenten bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sind in der täglichen Versorgungspraxis eine Herausforderung. In Mecklenburg-Vorpommern (M-V) als Vielverordner-Bundesland mit alternder Bevölkerung ist dies von besonderer Bedeutung, da sowohl mit steigender Zahl der eingenommenen Medikamente als auch mit dem Alter der Patienten das Risiko für eine potentiell nicht nierenfunktionsangepasste Fehldosierung/-verordnung von Medikamenten steigt.

Fragestellung: Wie hoch ist die Prävalenz von potentiellen Medikamentenfehldosierungen/-verordnungen bei von Polypharmazie betroffenen Patienten ab 65 Jahren mit eingeschränkter Nierenfunktion bei Aufnahme in ein Krankenhaus der Schwerpunktversorgung in M-V?

Methoden: Für diese retrospektive Querschnittsstudie im Rahmen eines RCT (Polite-RCT ISRCTN42003273) wurden in 2015 und 2016 bei Krankenhausaufnahme 470 Patienten rekrutiert. Von diesen wurden die Medikation, das Serumkreatinin, die soziodemographischen Daten und die Diagnosen aus dem Entlassungsbrief erfasst. Mittels MDRD-Formel wurde die jeweilige eGFR der Patienten berechnet. Die Analyse der Medikation erfolgt in zwei Schritten: Zunächst werden mittels eines selbstentwickelten software-basierten Algorithmus alle Verordnungen auf potentiell nicht nierenfunktionsangepasste Dosierungen bzw. Verordnungen gescreent. Als Referenz für den Algorithmus dienen die jeweiligen Fachinformationen sowie das Heidelberger Pharmakotherapietool dosing. Auffällige Dosierungen bzw. Verordnungen werden anschließend in einem hausärztlichen und pharmazeutischen Expertenpanel bewertet.

Ergebnisse: Bei 48,3% der 470 Patienten fand sich eine eGFR von <60ml/min/1,73m². Das Potential einer auf die Nierenfunktionen bezogenen Fehldosierung/-verordnung erwarten wir unter Berücksichtigung der Referenzliteratur bei ca. 60 Patienten. Die detaillierte Analyse der Fehldosierungen/-verordnungen wird im Spätsommer 2019 vorliegen.

Diskussion: Ziele des Projektes sind es, (1) eine quantitative Aussage von Medikamentenfehldosierungen/-verordnungen bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion für M-V zu treffen und (2) potentielle Regelmäßigkeiten hinter diesen Medikamentenfehldosierungen/-verordnungen zu identifizieren. Diese Muster sollen langfristig in der Versorgung von Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion berücksichtigt werden. In einem nächsten Schritt wird der Algorithmus auf die gesamte RCT-Kohorte angewendet.

Take Home Message für die Praxis: Durch das Aufzeigen der Prävalenz von problematischen Verordnungen für M-V wird der Blick für die tägliche Praxis geschärft.

Erkannte Muster können helfen Fehlverordnungen vorzubeugen.