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Infektiologie Update 2018: 26. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

04. - 06.10.2018, Wien, Österreich

Interdisziplinäres Management der Alveolären Echinokokkose: Daten von 241 Patienten vorstellig am Universitätsklinikum Ulm vom 1.1.2011 bis 31.12.2017

Meeting Abstract

  • F. Theis - Sektion Klinische Infektiologie, Klinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum Ulm, Deutschland
  • J. Schmidberger - Klinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Ulm, Deutschland
  • A. Hillenbrand - Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Universitätsklinikum Ulm, Deutschland
  • T. Gräter - Klinik für diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Ulm, Deutschland
  • M. Furitsch - Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universitätsklinikum Ulm, Deutschland
  • T. F. Barth - Institut für Pathologie, Universität Ulm, Deutschland
  • A. Beer - Klinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Ulm, Deutschland
  • D. Henne-Bruns - Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Universitätsklinikum Ulm, Deutschland
  • W. Kratzer - Klinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Ulm, Deutschland
  • B. Grüner - Sektion Klinische Infektiologie, Klinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum Ulm, Deutschland

Infektiologie Update 2018. 26. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG). Wien, 04.-06.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18peg32

doi: 10.3205/18peg32, urn:nbn:de:0183-18peg321

Published: October 8, 2018

© 2018 Theis et al.
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Text

Hintergrund: Die Alveolare Echinokokkose (AE) gilt als „maligne Parasitose“ und befällt in 99% die Leber. Kontrollierte klinische Studien fehlen aufgrund geringer Fallzahlen. Diagnostik und Therapie sollten den Empfehlungen der WHO-Informal Working Group on Echinococcosis folgen. Seit Einführung der Meldepflicht 2001 wurden dem RKI 497 Fälle gemeldet. Ein Anstieg humaner AE-Fälle durch steigende Fuchsbefallsraten und Ausweitung der Endemiegebiete wird berichtet, dies sehen wir auch an unserem Zentrum. Hier wird das interdisziplinare Management der AE-Patienten der letzten 7 Jahre dargestellt.

Material und Methoden: Erfasst wurden alle AE-Patienten n=241 erstmals vorstellig am Universitätsklinikum Ulm von 1.1.2011 bis 13.12.2017. Neben Demografie werden Umstände der Erstdiagnose, Therapiestrategie, Follow-up und Outcome dargestellt.

Ergebnisse: Bei allen Patienten (n=207) mit gemäß WHO-Falldefinition AE-Diagnose „confirmed“ n=123 bzw. „probable“ n=84 wurde eine Benzimidazol (BMZ)-Therapie eingeleitet und die komplette Resektion des parasitären Herdes angestrebt. 45% der Patienten waren asymptomatisch bei Erstdiagnose, bei über 20% wurde die AE als Zufallsbefund diagnostiziert. Bei 28 Patienten ist die AE anerkannte Berufserkrankung (v.a. Landwirte). Bei den 78 operierten Patienten wurden die parasitären Herde 34x R0, 10x R1, 3x R2 und 12x Rx reseziert, und gemäß WHO Leitlinien eine mind. 2-jährige BMZ-Nachbehandlung empfohlen. Bei inoperablem Befund wurde eine antihelminthische Dauertherapie eingeleitet. Bei etwa 20% der Patienten trat eine BMZ-Toxizität, bei 7% eine Intoleranz auf. War die AE-Diagnose „possible“ n=34 erfolgt keine Therapie, jedoch Verlaufskontrollen. 47 Patienten gelten als geheilt, bei 80 ist noch keine Aussage möglich. Die Mehrheit, hier 77 Patienten, sind als chronisch stabil einzuschätzen, 3 waren progredient unter BMZ-Therapie.

Zusammenfassung: Die AE bleibt für die Mehrzahl der Betroffenen eine chronische Erkrankung mit langjährig notwendiger Medikamenteneinnahme. Mittels OP und BMZ-Therapie sind etwa 25–30% der Patienten heilbar. Fast die Hälfte der Patienten zeigt keine Symptomatik bei Diagnosestellung. Angesichts steigender Fallzahlen bei geringen Heilungsraten, stellt sich die Frage nach geeigneten Präventions- und Screeningstrategien.

Tabelle 1 [Tab. 1]