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Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl: 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

08.03. - 10.03.2018, Graz

Polypharmacy in chronic diseases – Reduction of Inappropriate Medication and Adverse drug events in older populations by electronic Decision Support (PRIMA-eDS): Ergebnisse einer cluster randomisierten kontrollierten Multicenter-Studie

Meeting Abstract

  • author presenting/speaker Anja Rieckert - Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Universität Witten/Herdecke, Deutschland
  • Ulrike S. Trampisch - Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Universität Witten/Herdecke, Deutschland
  • Renate Klaaßen-Mielke - Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Ruhr-Universität Bochum, Deutschland
  • Eva Drewelow - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Rostock, Deutschland
  • Aneez Esmail - Health Sciences Group - Primary Care, University of Manchester, Manchester, Vereinigtes Königreich
  • Maria Flamm - Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Österreich
  • Tim Johansson - Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Österreich
  • Celine Kriechmayr - Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Österreich
  • Ilkka Kunnamo - Duodecim, Helsinki, Finnland
  • Christin Löffler - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Rostock, Deutschland
  • Giuliano Piccoliori - Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin, Bozen, Italien
  • David Reeves - Health Sciences Group - Primary Care, University of Manchester, Manchester, Vereinigtes Königreich
  • Anna Vögele - Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin, Bozen, Italien
  • Andreas Sönnichsen - Universität Witten/Herdecke, Deutschland

Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl. 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Graz, Österreich, 08.-10.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ebmV-02-2

doi: 10.3205/18ebm010, urn:nbn:de:0183-18ebm0108

Published: March 6, 2018

© 2018 Rieckert et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Die gleichzeitige Einnahme von mehreren Medikamenten (Polypharmazie) betrifft häufig ältere multimorbide Patienten. Bis zu einem Drittel der Medikamente werden ohne ausreichende Evidenzbasis für einen Nutzen verordnet. Dies kann zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen und Interaktionen vermeidbare Hospitalisierungen und Todesfälle führen. In der Studie PRIMA-eDS wurde die Hypothese überprüft, dass der Einsatz einer elektronischen Entscheidungshilfe zur Vermeidung inadäquater Arzneimittelverordnungen zu einer Reduktion von Mortalität und Hospitalisierungen bei älteren multimorbiden Patienten führt.

Methoden: Die Hypothese wird in einer europäischen cluster randomisiert kontrollierte Multicenter-Studie (Deutschland, England, Italien und Österreich) getestet. Eingeschlossen wurden Patienten ≥75 Jahre aus hausärztlichen Praxen mit regelmäßiger Einnahme von ≥8 Wirkstoffen. Über ein elektronisches Case Report Form wurden die aktuelle Medikation, Diagnosen, relevante Laborwerte, Symptome und weitere relevante Patientendaten zu Studienbeginn, nach 8, 16 und 24 Monaten erfasst. Die Ärzte der Interventionsgruppe erhielten über eine elektronische Entscheidungshilfe (PRIMA-eDS-Tool) individuell für ihre inkludierten Patienten evidenzbasierte Empfehlungen zur Vermeidung inadäquater Medikation. Die Ärzte der Kontrollgruppe behandelten ihre Patienten wie gewohnt (usual care). Primäres Zielkriterium ist ein kombinierter Endpunkt bestehend aus nicht-elektiven Hospitalisierungen oder Tod während des Beobachtungszeitraums von 2 Jahren. Sekundäre Endpunkte umfassen u.a. die Anzahl der eingenommenen Medikamente, Lebensqualität (SF-12) und Stürze.

Ergebnisse: 359 Ärzte und 3917 Patienten (Alter 81±5 Jahre, 57,3 % weiblich) wurden zwischen Januar und Oktober 2015 in die Studie eingeschlossen. Im Durchschnitt nahmen die Patienten 10,5±2,4 Medikamente ein und wiesen 9,5±4,9 Diagnosen auf. Der Beobachtungszeitraum endet im Oktober 2017. Die Ergebnisse des primären Endpunkts und wichtiger sekundärer Endpunkte werden zum EbM-Kongress vorliegen.

Schlussfolgerung: Eine Bestätigung der Hypothese würde den breiten Einsatz der entwickelten elektronischen Entscheidungshilfe und deren Integration in existierende Praxis-Softwaresysteme zur nachhaltigen Reduktion von Polypharmazie rechtfertigen.