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Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl: 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

08.03. - 10.03.2018, Graz

Der Einfluss von schriftlicher Information und Beratung (WOMAN-PRO II Programm) auf die krankheitsbezogene Unsicherheit bei Frauen mit vulvären Neoplasien: Eine multicenter, randomisiert kontrollierte, Phase II Studie

Meeting Abstract

  • author presenting/speaker Silvia Raphaelis - Institut für Pflegewissenschaft, Universität Wien, Österreich
  • Hanna Mayer - Institut für Pflegewissenschaft, Universität Wien, Österreich
  • Stefan Ott - Fachbereich Wirtschaft, FHS St.Gallen, Hochschule für Angewandte Wissenschaften, St.Gallen, Schweiz
  • Rene Hornung - Kantonsspital St. Gallen, Schweiz
  • Beate Senn - Institut für Angewandte Pflegewissenschaft, FHS St.Gallen, Hochschule für Angewandte Wissenschaften, St.Gallen, Schweiz; Sydney Nursing School, University of Sydney, Australien

Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl. 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Graz, Österreich, 08.-10.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ebmV-01-1

doi: 10.3205/18ebm003, urn:nbn:de:0183-18ebm0031

Published: March 6, 2018

© 2018 Raphaelis et al.
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Hintergrund und Fragestellung: Vulväre Neoplasien sind Krebsvorstufen oder manifeste Krebserkrankungen in den äußeren weiblichen Genitalien, die selten auftreten, jedoch eine steigende Inzidenz und hohe Rezidiv-Rate haben. Operative Eingriffe sind die Standardtherapie, die zu zahlreichen biopsychosozialen Symptomen führen kann. Die krankheitsbezogene Ungewissheit ist eines der häufigsten Symptome, das durchschnittlich bei 80% der Patientinnen auftritt und qualitative Studien weisen darauf hin, dass sich die Patientinnen diesbezüglich unzureichend informiert und beraten fühlen. Da für diese Patientengruppe bisher keine unterstützenden Interventionen entwickelt oder getestet wurden, wurde ein Set an schriftlichen Informationen und ein Beratungsprogramm (WOMAN-PRO II Programm) konzipiert. Das Ziel dieser Studie ist es, erstmals zu testen, ob eine der beiden Interventionen die krankheitsbezogene Ungewissheit reduzieren kann.

Methoden: Es wurde eine randomisiert kontrollierte Phase II Studie an 5 Spitälern in der Schweiz und in Österreich durchgeführt. Die schriftlichen Informationen beinhalteten ein Merkblatt zum Verhalten vor und nach der Operation, zur Wundversorgung sowie zu verfügbaren Gesundheitsleistungen. Die Beratung bestand zusätzlich aus 5 Konsultationen mit einer Advanced Practice Nurse zwischen der Diagnose und 6 Monaten postoperativ, die auf das Symptommanagement, die Nutzung von Gesundheitsleistungen und gesundheitsrelevante Entscheidungen fokussierten. Die krankheitsbezogene Ungewissheit wurde insgesamt 5 Mal zu den Beratungszeitpunkten mit der Mishel Uncertainty in Illness Scale erhoben.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 49 Patientinnen an der Studie teil. Innerhalb der Beratungsgruppe verbesserten sich zwischen der Diagnose und 6 Monaten postoperativ die Gesamt-Unsicherheit, die Ambiguität, die Inkonsistenz und die Unvorhersehbarkeit signifikant, während in der Informationsgruppe keine signifikanten Veränderungen auftraten. Zudem unterschieden sich die beiden Gruppen zugunsten der Beratung zu bestimmten Zeitpunkten signifikant in der Gesamt-Unsicherheit, der Inkonsistenz und der Unvorhersehbarkeit, wobei lediglich die Inkonsistenz in der wiederholten Messanalyse über alle Messzeitpunkt hinweg signifikant blieb.

Schlussfolgerungen: Beratung kann die krankheitsbezogene Unsicherheit bei Frauen mit vulvären Neoplasien reduzieren. Die Resultate rechtfertigen die umfassende Testung von Beratung in einer komparativen Phase III Studie.