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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Barrieren bei der Implementierung von Telemedizin in unterversorgten Regionen. Eine systematische Überblicksarbeit

Meeting Abstract

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  • Lorenz Harst - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV), Forschungsverbund Public Health Sachsen, Dresden
  • Lena Otto - Professur für Wirtschaftsinformatik, insb. Systementwicklung, Dresden

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf199

doi: 10.3205/18dkvf199, urn:nbn:de:0183-18dkvf1994

Published: October 12, 2018

© 2018 Harst et al.
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Hintergrund: In der Telemedizin-Definition der Weltgesundheitsorganisation aus dem Jahr 2010 drückt sich die Hoffnung aus, dass diese Technologien die Gesundheit derer, die aus strukturellen Gründen keinen Zugang zu regelmäßiger medizinischer Versorgung haben, verbessern könnten. Dafür existieren bereits selektive Belege, die jedoch entweder spezifisch auf ein Krankheitsbild, eine geographisch abgelegene Region oder traditionell unterversorgte Bevölkerungsgruppen ausgerichtet sind. Weitere Einschränkungen existierender Studien sind thematischer Natur, da sie etwa das Design der Anwendungen, institutionelle Hindernissen, etwa in einem regionalen Versorgungsystem, oder gesetzliche Regelungen isoliert betrachten.Trotz des durchaus vorhandenen Potentials überleben nur wenige Telemedizin-Lösungen die Phase der Pilotierung und schaffen den Übergang in die Regelversorgung (Brauns and Loos, 2015). Eine der Ursachen liegt im Mangel an systematischen und krankheits- sowie regional übergreifenden Erhebungen begründet. Die vorliegende Literaturanalyse soll diese Lücke schließen, indem sie eine systematische Erhebung zu Barrieren der Implementierung von in unterversorgten Regionen eingesetzten Telemedizin-Lösungen vornimmt. Telemedizin wird dabei nach Sood et al. definiert und von verwandten Konzepten wie etwa Telehealth und eHealth anhand des Kriteriums der direkten medizinischen Versorgung eines Patienten zum Erhalt oder der Wiederherstellung von Gesundheit abgegrenzt. Dieses Kriterium wird nur von Telemedizin erfüllt.

Fragestellung: Unter der oben genannten Zielstellung lautet die durch die Analyse zu beantwortende Forschungsfrage wie folgt:

Welche Barrieren existieren für die Implementierung von Telemedizin-Lösungen?

Auf individueller Ebene werden dabei Akzeptanzhemmnisse verschiedener Beteiligter an Telemedizin, u.a. Patienten, Gesundheitsdienstleister und Politiker, adressiert. Strukturelle Hemmnisse können etwa in der regionalen Infrastruktur oder auf gesetzlicher Ebene vorliegen.

Methode: Um die Forschungsfrage zu beantworten, wird eine Umbrella Review (eine Übersichtsarbeit über bereits erfolgte Literaturrecherchen) durchgeführt. Das Verfahren eignet sich besonders, wenn ein möglichst breites Spektrum verfügbarer Evidenz abgedeckt werden soll, zu der bereits eine große Zahl an systematischen Sekundäranalysen vorliegt. Das Review beschäftigt sich mit Übersichtsarbeiten zu Telemedizin-Barrieren in ländlichen oder unterversorgten Regionen. Daher wurde nach Begriffen aus diesen Bereichen in den Datenbanken PubMed, Cochrane, APA PsychNet und Academic Search Complete gesucht. Die Suche ergab 198 Treffer, zwei weitere Reviews wurden per Handsuche identifiziert. Um eine möglichst breite Datenbasis zu generieren, wurden Reviews unterschiedlicher Methodik, darunter auch Literature, Narrative und Scoping Reviews inkludiert. Nach der Entfernung der Duplikate wurden die Artikel zunächst anhand von Titel und Abstrakt, sowie anschließend anhand der Volltexte hinsichtlich ihrer inhaltlichen Passfähigkeit evaluiert. Anschließend erfolgte eine qualitative Bewertung nach OQAQ (Overview Quality Assessment Questionnnaire), um trotz der methodisch unterschiedlich strikten wissenschaftlichen Arbeiten ein einheitliches Qualitätsniveau einzuhalten. Alle Schritte zur Bewertung der Artikel wurden von den Autoren unabhängig voneinander durchgeführt und anschließend konsolidiert. Final erfüllten zehn Artikel die inhaltlichen und qualitativen Kriterien. Deren Inhalt soll einer qualitativen Analyse unterzogen werden, um die darin genannten Barrieren zu identifizieren.

Erwartete Ergebnisse: In der Analyse sollen Barrieren danach unterschieden werden, ob sie ihren Ursprung eher auf individueller, also der Mikro- oder struktureller, also der Meso- oder Makro-Ebene haben. Daraus wird sich ein methodisch fundiertes Modell zur Klassifikation möglicher Hindernisse bei der Implementierung von Telemedizin-Lösungen in der Regelversorgung ergeben. Außerdem wird anhand der Häufigkeit der Nennung verschiedener Barrieren eine Priorisierung möglich sein.

Diskussion: Durch die beschriebene Forschung soll ein besseres Verständnis von Barrieren bei der Implementierung von Telemedizin-Lösungen auf individueller und struktureller Ebene geschaffen werden. Dies soll einerseits die Bedürfnisse involvierter Individuen erklären und andererseits eine stärkere Diffusion von Telemedizin-Projekten in bestehenden Versorgungsstrukturen unterstützen.

Praktische Implikationen: Akzeptanzhemmnisse von Individuen und strukturelle Barrieren müssen in die Planung von Telemedizin-Projekten einfließen.