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Die Rekonstruktion knöcherner Defekte bis 5cm Länge mit trikortikalen Beckenkammspänen und Beckenkammspongiosa in Masquelet-Technik
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Published: | November 6, 2018 |
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Fragestellung: Die Rekonstruktion großer knöcherner Defekte in Masquelet-Technik hat sich in den letzten Jahren zu einer Standardmethode entwickelt. Das Prinzip eines zweizeitigen Vorgehens durch Auffüllung eines knöchernen Defektes mit Knochenersatzmaterial nach Ausbildung einer induzierten Membran ist allen Verfahren gleich. Ungeklärt ist bisher, welches Knochenersatzmaterial und welche Art der Osteosynthese bei welchem Defekt optimale Ergebnisse erzielt.
Methodik: Es wurden 28 Patienten (20 Männer, 8 Frauen) mit einem follow up von ½-3 Jahren in die retrospektive Studie eingeschlossen. Der Altersdurchschnitt lag bei 53 (21-78) Jahren, wobei 4 geriatrische Patienten über 70 Jahre ebenfalls eingeschlossen wurden. Die Lokalisation der Knochendefekte war vielfältig (15x Tibia, 4x distale Fibula, 2x Femur, 4x Ulna, 1x Radius, 1x Talus, 1x mehrere Fußwurzelknochen). Ursache der Knochendefekte waren ausschließlich Segmentresektionen bei Implantat assoziierter akuter oder chronischer Osteomyelitis bzw. Infektpseudarthrose. In allen Fällen erfolgte eine interne Osteosynthese (8 Nägel, 20 winkelstabile Platten) nach Sanierung der Infektion. Die Rekonstruktion der Knochendefekte zwischen 3 und 5cm Länge bzw. <30cm3 erfolgte durch das Einbringen bi- oder trikortikaler Beckenkammspäne in pressfit-Technik und zusätzlicher Anlagerung von Beckenkammspongiosa. Spenderknochen, alloplastisches Knochenersatzmaterial oder Wachstumsfaktoren wurden nicht verwendet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: In 27/28 Fällen (96%) kam es zu einer Konsolidierung nach durchschnittlich 3 (±1) Monaten bei gutem Remodeling, in einem Fall trat eine straffe Pseudarthrose auf. Durch die internen Osteosynthesen war eine Übungsstabilität primär gegeben, die Vollbelastung wurde durchschnittlich nach 3,5 (±1) Monaten erreicht. Alle Patienten waren schmerzfrei oder schmerzarm nach Konsolidierung. Rezidivinfektionen traten in 2 Fällen (7%) auf, ein Fall wurde sekundär erfolgreich saniert, eine Infektion persistierte unter Ausbildung einer stabilen Fistel. In zwei Fällen (7%) kam es zu Refrakturen der Spongiosaplastik, jeweils aufgrund einer vorzeitigen Materialentfernung, wobei beide Frakturen unter weiterer konservativer Therapie konsolidierten. In einem Fall kam es zum sekundären Abriss der Spina iliaca anterior superior, wobei die Behandlung konservativ erfolgte. Eine weitere wesentliche Entnahmemorbidität trat nicht auf.
Bei der Masquelet-Plastik mit trikortikalen Beckenkammspänen in pressfit-Technik und Beckenkammspongiosa werden im eigenen Patientengut in Verbindung mit internen Osteosynthesen sehr gute Ergebnisse erzielt. Die Behandlungsdauer bis zum Erreichen der Vollbelastung ist vergleichsweise kurz. Die Komplikationsrate ist gering. Das Verfahren ist im Gegensatz zur Callusdistraktion auch für geriatrische Patienten geeignet.