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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

(Mikro-) chirurgische Konzepte in der modernen Stumpfchirurgie

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Jennifer Ernst - Universitätsmedizin Göttingen, Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Schwerpunkt Plastische Chirurgie, Göttingen, Germany
  • Arndt F. Schilling - Universitätsmedizin Göttingen, Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Applied Surgical & Rehabilitation Technology Lab , Göttingen, Germany
  • Gunther Felmerer - Universitätsmedizin Göttingen, Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Schwerpunkt Plastische Chirurgie, Göttingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocPT29-627

doi: 10.3205/18dkou849, urn:nbn:de:0183-18dkou8493

Published: November 6, 2018

© 2018 Ernst et al.
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Fragestellung: Phantomschmerzen und Stumpfschmerzen können eine primäre prothetische Versorgung und erfolgreiche Rehabilitation verhindern. Bis zu 71 % der Amputierten leiden unter Stumpfschmerzen. Langzeitstumpfschmerzen sind negativ prognostisch für das Auftreten von Phantomschmerzen. Weichteilige, neurale, ossäre oder entzündliche Pathologien können zu Stumpfschmerzen führen. In dieser Arbeit sollte das Outcome für die ersten Patienten, die nach dem in unserer Klinik etablierten interdisziplinären Therapiekonzept des Stumpfschmerzes behandelt wurden, untersucht werden.

Methodik: 12 Patienten nach traumatischen Amputationen (n= 2 transradial, n=3 transfemoral, n=2 transtibial, n=1 Teilamputation Hand, n=1 Vierfachamputiert, n=2 transhumeral, n=1 Vorfuß) mit persistierenden Stumpfschmerzen wurden im Rahmen einer interdisziplinären, Sprechstunde für Amputationsmedizin vorgestellt. Die Patienten wurden in unseren Diagnostik- und Therapiepfad zur Identifikation persistierender Stumpfschmerzen eingeschlossen. Dieser beinhaltet laborchemische, bildgebende und klinische Untersuchungen, sowie konservative und operative Therapieoptionen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Nach Ausschluss von Phantomschmerz als Leitsymptom und Identifikation einer lokalisierbaren Pathologie stimmten n=11 einer chirurgischen Intervention zu. Der Diagnostik- und Therapiepfad identifizierte: insuffiziente Weichteildeckungen (n=5), chronisch instabile Narben (n=3), eine Osteiitis (n=1), schmerzhafte Stumpfneurome (n=7), Fremdkörper/Knochenfragmente (n=3). Die kombinierten Revisionsoperationen umfassten: (freie) Lappenplastiken (n=3), freien Fibulatransfer (n=1), Narbenkorrekturen (n=11), Resektion von Fremdkörpern (n=3), sekundäre Myoplastik (n=1), selektive Nerventransfers (n=6).

Postoperativ war bei 10/12 Patienten eine prothetische Versorgung und Belastung des Stumpfes möglich. Bei einem Patienten ist die prothetische Versorgung (n=1) noch ausstehend; bei einem weiteren Patienten konnte trotz lokalisierbarer Pathologie (insuffiziente Stumpfperfusion) (gefäß-) chirurgisch nicht versorgt werden.

Bei sieben Patienten wurde der Schmerz mittels Visueller Analog Skala (VAS) im Verlauf dokumentiert. Er konnte durch diese Maßnahmen um 80% reduziert werden von 8,3 +/- 1,1 präoperativ auf 1,6+/-1,3 postoperativ. Bei den fünf übrigen Patienten war eine Schmerzanamnese im Rahmen der VAS nur eingeschränkt möglich oder wurde nur lückenhaft dokumentiert.

Nach Ausschöpfen konservativer Therapiemaßnahmen und Optimierung des Prothesenaufbaus kann der Stumpfschmerz durch plastisch- chirurgische Revisionsoperationen am Stumpf stark vermindert werden, sofern eine eindeutige Pathologie identifizierbar ist und der Schmerz eindeutig von diffusen Phantomschmerzen abzugrenzen ist. Vor allem selektiver Nerventransfer schmerzhafter Stumpfneurome führte zu einer nachhaltigen Schmerzreduktion. Additive, chirurgische Interventionen können so nachhaltig die Prothesenfunktion, den Tragekomfort und die Lebensqualitäten der Betroffenen verbessern.