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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Industrie macht Therapie

Meeting Abstract

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  • D. Gisch - Universität des Saarlandes, Zentrum Allgemeinmedizin, Homburg/Saar, Deutschland
  • J. Jäger - Universität des Saarlandes, Zentrum Allgemeinmedizin, Homburg/Saar, Deutschland
  • H. Lange - Universität des Saarlandes, Zentrum Allgemeinmedizin, Homburg/Saar, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam221

doi: 10.3205/18degam221, urn:nbn:de:0183-18degam2213

Published: September 10, 2018

© 2018 Gisch et al.
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Hintergrund: Im Rahmen der Studie ChroWuSaar (Die Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden im Saarland) wurden Pflegedienstleitungen ambulanter (amb. Pfl.) und stationärer Pflegeeinrichtungen (stat. Pfl.) zur aktuellen Versorgungssituation von Menschen mit nicht heilenden Wunden befragt.

Fragestellung/Diskussionspunkt: Das Ziel der Forschungsarbeit lag darin zu analysieren, in welchen Bereichen die pflegerischen Standards praktikabel Anwendung finden, an welchen Stellen sich Optimierungspotenziale erkennen lassen und wo seitens der Leitungsebene Unterstützungsbedarfe bestehen. Die online-basierte Stichtagserhebung des Managements ambulanter (n= 20) und stationärer (n= 74) Pflegeeinrichtungen fand 2016 im Saarland statt. Die Datenanalyse erfolgte deskriptiv mit dem Statistikprogramm IBM SPSS Statistics. Die offenen Antwortmöglichkeiten des Fragebogens wurden mithilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring mittels der Software MAXQDA ausgewertet.

Inhalt: Der gesamte Bruttorücklauf betrug 46,81 %. Fortbildungen zur Behandlung wundbedingter Einschränkungen wurden überwiegend den pflegerischen Mitarbeitern angeboten (66 % PDLamb. Pfl.; 59 % PDLstat. Pfl.). Hingegen ließen 80 % der Leitungenamb. Pfl. und 76 % des Managementsstat. Pfl. Themenfelder wie Beratung, Schulung und Anleitung sowie Förderung des gesundheitsbezogenen Selbstmanagements außen vor. Die Bildungseinheiten wurden mehrheitlich von externen Wundmanagern (53 % PDLamb. Pfl.; 62 % PDLstat. Pfl.) oder Home-Carern (60 % PDLamb. Pfl.; 48 % PDLstat. Pfl.) durchgeführt. Diese oftmals Industrie-abhängigen Vertreter nahmen in den Einrichtungen häufig beratende Funktion ein und trafen größtenteils Entscheidungen über den Einsatz von Wundauflagen.

Take Home Message für die Praxis: Industrie-abhängige Schulungs- und Fortbildungsveranstaltungen in pflegerischen Einrichtungen müssen kritisch hinterfragt werden. Es besteht die Gefahr der Instrumentalisierung von Pflegefachkräften zur Untergrabung der Therapiehoheit des betreuenden Hausarztes. Evidenz und Unabhängigkeit sollten Grundpfeiler pflegerischer Bildungsangebote sein und weiter forciert werden.