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Harnwegsinfektionen in der urologischen Grundversorgung: Keimspektrum und antibiotische Therapie
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Published: | April 19, 2017 |
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Fragestellung: Harnwegsinfektionen stellen einen häufigen Grund zur Konsultation in der urologischen Facharztpraxis dar. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Erfassung der pathogenen Keime, der Risikofaktoren und der Erst- und Zweitlinien Therapie in einer urologischen Facharztpraxis über die Zeitdauer von einem Jahr.
Material und Methoden: Über die Zeitdauer von Januar 2011 bis Dezember 2011 wurden alle Patienten mit einer in der Urinuntersuchung gesicherten Harnwegsinfektion, die sich in der Praxis PURR in Mülheim an der Ruhr vorstellten, retrospektiv anonymisiert in die Analyse eingeschlossen. Erfasst wurden demographische Daten, Begleiterkrankungen, das Vorhandensein eines Katheters, Symptomatik, Hospitalisierung, der Keim, das Antibiogramm und das eingesetzte Antibiotikum in der Erst- und Zweitlinie. Ein Ethikvotum der Universität Duisburg Essen liegt vor.
Ergebnisse: Es wurden 1325 Menschen (529 Männer, 796 Frauen) mit 2784 Arztkontakten in die Untersuchung eingeschlossen und das mediane Alter bei Einschluss betrug 71 Jahre [18–100 Jahre]. In diesem Kollektiv trugen 236 Patienten einen Katheter im Harntrakt (88 Transurethral, 141 Suprapubische, 7 Nierenfistelkatheter). Insgesamt zeigten sich 48 fieberhafte Infektionen bei 43 Patienten. Bei 1325 Erstkontakten zeigten sich 645 Escherichia Coli-Infektionen, 104 Klebsiella-Infektionen, 90 Proteus Infektionen und 44 Infektionen mit Enterococcus faecalis. Bei den Erstkontakten wurden 523 Mal (39%) keine Antibiotika verordnet, wobei 513 Mal (40,0%) Gyrasehemmer, 111 Mal (8,4%) Nitrofurantoin, 80 Mal Cotrimoxazol (6,1%), 57 Mal (4,3%) Cephalosporine und 24 Mal (1,8%) Fosfomycin eingesetzt wurde.
Schlussfolgerung: Die vorliegende Analyse weist darauf hin, dass der Einsatz der Gyrasehemmern in dem erfassten Zeitraum zu hoch war, was allerdings die Versorgungsrealität widerspiegelt. Die Umstellung der Erstlinientherapie wäre notwendig, um die Bildung multiresistenter Keime zu verhindern.