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62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

17.09. - 21.09.2017, Oldenburg

MRT-Bilddatenbank zur reproduzierbaren Evaluation von Methoden zur Altersdiagnostik

Meeting Abstract

  • Dennis Säring - Medizinische und Industrielle Bildverarbeitung, Fachhochschule Wedel, Wedel, Deutschland
  • Markus Auf der Mauer - Medizinische und Industrielle Bildverarbeitung, Fachhochschule Wedel, Wedel, Deutschland
  • Ben Stanczus - Medizinische und Industrielle Bildverarbeitung, Fachhochschule Wedel, Wedel, Deutschland; Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Jochen Herrmann - Kinderradiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Eilin Jopp-van Well - Institut für Rechtsmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Oldenburg, 17.-21.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocAbstr. 213

doi: 10.3205/17gmds185, urn:nbn:de:0183-17gmds1858

Published: August 29, 2017

© 2017 Säring et al.
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Text

Einleitung: Die Altersbestimmung von jungen Erwachsenen ist eine wesentliche Fragestellung der modernen Rechtsmedizin. Dabei sollen Personen, die keine entsprechenden Dokumente vorweisen können aber Teil eines Straf- oder Asylverfahrens sind, hinsichtlich des relevanten Alters von z.B. 16 oder 18 Jahren eingeschätzt werden.

Aktuell existiert in den europäischen Ländern und selbst innerhalb von Deutschland kein einheitliches Vorgehen für die Altersbestimmung [1]. Daher hat sich die AGFAD (Arbeitsgemeinschaft für Forensische Altersdiagnostik der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin) gegründet und Empfehlungen für standardisierte Verfahren erarbeitet [2]. Die empfohlenen Methoden, wie die körperliche Untersuchung und die Auswertung von Röntgenbildern (Gebiss, Handwurzel, Schlüsselbein), werden allerdings kritisch diskutiert.

Für die Einschätzung der Volljährigkeit zählt die Analyse der drei Wachstumsfugen (Epiphysen) im Knie als vielversprechendster neuer Ansatz [3]. Aktuelle Arbeiten zeigen, dass der Verschluss der Epiphysenfugen zeitlich im Bereich des relevanten Altersfensters erfolgt. Der Status des Verschlusses wird dabei häufig visuell auf Grundlage von strahlungsfreien MRT-Untersuchungen beurteilt [3], [4]. Allerdings ist die Vergleichbarkeit der Arbeiten schwierig, da diese sich u.a. in der Kategorisierung des Wachstumstatus und der Wahl des Datenkollektivs unterscheiden. Letzteres stellt dabei das größte Problem da.

Das Ziel dieser Arbeit ist daher ein einheitliches Datenkollektiv zu erstellen und dieses anderen Wissenschaftlern für vergleichbare Analysen zur Verfügung zu stellen.

Methoden: Im Rahmen eines DFG-geförderten Projektes wurde hierzu ein neues prospektives Probandenkollektiv erstellt, bei dem über einen Zeitraum von 3 Jahren jährlich 3D-MRT-Daten des Knies sowie weitere Maßzahlen (u.a. Größe, Gewicht) erhoben wurden. Die 40 männlichen Probanden aus Norddeutschland mit ähnlichem sozioökonomischen Hintergrund waren bei Studienbeginn zwischen 15 und 19 Jahren alt. Die Datenaufnahme wird Ende 2017 abgeschlossen sein, so dass dann für jeden Probanden jeweils drei Messzeitpunkte und somit insgesamt 120 Knie-MRT-Daten vorliegen werden.

Ergebnisse: Die MRT-Bilddatenbank enthält neben den vollständig anonymisierten Bilddaten, das Alter des Probanden bei der Aufnahme und die weiteren erhobenen Maßzahlen. Neu - im Vergleich zu bisherigen Studien - ist die Möglichkeit den Epiphysenverschluss bei einem Probanden im 3-Jahres-Verlauf analysieren zu können. Der Zugriff auf die Datenbank erfolgt online nach Registrierung und Freigabe durch die Projektleitung. Zukünftig soll es Wissenschaftlern auch möglich sein, eigene anonymisierte MRT-Daten dort hochzuladen.

Die bisherigen Analysen bestätigen, dass die drei Epiphysen im Knie zeitlich unterschiedlich schließen, dies aber innerhalb des relvanten Altersbereichs erfolgt.

Diskussion: Die vorgestellte Datenbank ermöglicht eine vergleichbare Evaluation von etablierten und neuen computerbasierten Methoden zur Altersbestimmung. Die Daten bieten erstmals die Möglichkeit den Verlauf des Epiphysenverschlusses in der Phase der Volljährigkeit zu analysieren und neue Erkenntnisse gewinnen zu können. Eine mögliche Korrelation zwischen Alter und Verschlussgrad in den vorliegenden Daten, ist aber nur für Personen mit ähnlichen sozioökonomischen Hintergrunds anzunehmen [5]. Für eine Translation der Ergebnisse auf andere Individuen müssen weitere Analysen mit angepassten Kollektiven erfolgen.



Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Eikvil L, et al. Age estimation in youths and young adults. A summary of the needs for methodological research and development. NR-notat SAMBA/52/12. Norsk Regnesentral; 2012. p 26.
2.
Schmeling A, et al. Forensic age estimation methods, certainty, and the law. Dtsch Arztebl Int. 2016;113:44-50.
3.
Dedouit F, et al. Age assessment by magnetic resonance imaging of the knee: a preliminary study. Forensic Sci Int. 2012;217:1-3, 232.e1-7.
4.
Jopp E, et al. Proximale Tibiaepiphyse im Magnetresonanztomogramm. Rechtsmedizin. 2010;20(6):464–468.
5.
Hermanussen M. Auxology. Studying human growth and development. Stuttgart: Schweizerbart Science Publ; 2013.