gms | German Medical Science

62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

17.09. - 21.09.2017, Oldenburg

GBE-Stat 2.0 – Interaktive und plattformübergreifende Gesundheitsberichterstattung in Nordrhein-Westfalen

Meeting Abstract

  • Martin Rohde - OFFIS - Institut für Informatik, Oldenburg, Deutschland
  • Stefan Gudenkauf - OFFIS - Institut für Informatik, Oldenburg, Deutschland
  • Brigitte Borrmann - Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW), Bielefeld, Deutschland
  • Rolf Annuß - Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW), Bielefeld, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Oldenburg, 17.-21.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocAbstr. 277

doi: 10.3205/17gmds032, urn:nbn:de:0183-17gmds0325

Published: August 29, 2017

© 2017 Rohde et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Aufgabe der Landesgesundheitsberichterstattung ist es, den Gesundheitszustand der Bevölkerung, wesentliche Gesundheitsdeterminanten und Eckdaten der gesundheitlichen Versorgung aufzubereiten und zu veröffentlichen. Insbesondere mit der Beobachtung und Erläuterung zeitlicher Trends der Morbidität und Mortalität dient die Landes-GBE der Politikberatung und der Diskussion gesundheitspolitischer Prioritäten und Vorhaben.

Neben der kontinuierlichen Pflege und Weiterentwicklung von rund 360 Gesundheitsindikatoren bietet die Landes-GBE in NRW verschiedene Gesundheitsberichte und Werkzeuge für regionale Vergleiche an [1]. Ein wichtiges Werkzeug zur Unterstützung der Kommunen mit Daten ist dabei GBE-Stat. Dieses Programm stellt jährlich Daten der Krankenhausdiagnose-, Todesursachen-, Schwerbehinderten-, Rehabilitations-, Renten- und Pflegestatistiken für alle kreisfreien Städte und Kreise zur Verfügung, sowie Daten der Betriebskrankenkassen zur Arbeitsunfähigkeit und Daten des Krebsregisters NRW.

Das LZG.NRW und OFFIS haben das bislang Excel-basierte GBE-Stat neu entwickelt, um folgende Fragestellungen zu adressieren: Wie können interaktive explorative Analysen unterstützt werden? Welche Visualisierungen und Suchpfade sind für die Nutzerinnen und Nutzer besonders hilfreich? Wie wird eine hohe Nutzerfreundlichkeit des Programms ohne die Notwendigkeit zusätzlicher Schulungen erreicht? Wie wird sichergestellt, dass das System ohne weitere Kosten und zusätzliche personelle Ressourcen bei den Anwendern (in erster Linie kommunale Gesundheitsämter) betrieben werden kann?

Methoden: Die Datengrundlage für GBE-Stat 2.0 stellt das von OFFIS für die Gesundheitsberichterstattung und die Infektionssurveillance entwickelte Data Warehouse System (DWHS) MUSTANG [2] dar. Alle Rohdaten werden im DWHS qualitätsgesichert in Form multidimensionaler Datenräume (Data Cubes) verwaltet. In diesen sind auch alle Kennzahlen der GBE inklusive Konfidenzintervallen sowie alle infektionsepidemiologischen Kennzahlen implementiert [3], [4].

Die methodisch-technische Basis für die Neuentwicklung von GBE-Stat bilden etablierte Webtechnologien (HTML5, CSS, JavaScript, SVG) und Visualisierungsframeworks (Bootstrap, D3, NVD3 [5], [6]). Die Desktop-Anwendung wird mit Hilfe des Open Source Frameworks Electron auf Basis von Chromium und Node.js erstellt [7], [8]. Auf serverseitige Softwareinfrastrukturen wird verzichtet, um möglichst viele verschiedene Distributionskanäle nutzen zu können.

Das methodische Konzept für GBE-Stat 2.0 sieht vergleichbare Module für die verschiedenen Datenquellen vor. Es werden jeweils Alters- und Geschlechtsverteilungen und Zeitreihen als Tabelle sowie als Säulen- bzw. Liniendiagramm angeboten. Wo immer möglich, können Kreise bzw. kreisfreie Städte, Diagnosen oder Diagnosegruppen und weitere Parameter wie Berichtsjahre eingeschränkt werden. Regionale Verteilungen werden auch als rohe oder altersstandardisierte Inzidenz- und Mortalitätsraten bzw. als Abweichung vom Landesdurchschnitt (SIR bzw. SMR) in Choroplethenkarten dargestellt. Zusätzlich werden in den Modulen Übersichten – wie z.B. die 20 häufigsten Krankenhausdiagnosen für Frauen und Männer – sowie erklärende Texte zu den Datenquellen angeboten.

Ergebnisse: Das LZG.NRW und OFFIS haben das Softwarewerkzeug GBE-Stat neu entwickelt. Die relevanten Kennzahlen werden dabei aus dem DWHS MUSTANG abgefragt und in .csv-Dateien gespeichert. Der Datenzugriff von GBE-Stat 2.0 erfolgt ausschließlich über diese .csv-Dateien. Durch die adäquate Verteilung der Daten auf insgesamt etwa 140.000 .csv-Dateien in etwa 300 Verzeichnissen können die Nutzerinnen und Nutzer trotz des großen Datenvolumens verzögerungsfrei und explorativ durch den gesamten Datenbestand navigieren. Eine zusätzliche serverseitige Softwareinfrastruktur wird nicht benötigt. Diagramme und Karten werden in GBE-Stat 2.0 als Vektorgrafiken generiert. Das Layout der Anwendung skaliert auf unterschiedliche Bildschirmgrößen [9]. Die einzelnen Komponenten sind gezielt untereinander gekoppelt, um die Daten explorativ einer breiten Nutzergruppe zugänglich zu machen [10].



Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen, Hrsg. Landesgesundheitsbericht 2015. Düsseldorf; 2016.
2.
Teiken Y, Rohde M, Mertens M. MUSTANG: Realisierung eines Analytischen Informationssystems im Kontext der Gesundheitsberichtserstattung. In: Fähnrich KP, Franczyk B, Hrsg. Tagungsband der Informatik 2010, 40. Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik, Gesellschaft für Informatik. Bonn; 2010. S. 253-258.
3.
Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst des Landes Nordrhein-Westfalen, Hrsg. Indikatorensatz für die Gesundheitsberichterstattung in Nordrhein-Westfalen. Band 3. Bielefeld; 2006. S. 127-146.
4.
Rissland J, van Treeck U, Taeger D, Baumeister HG. Infektionssurveillance in NRW - Standardberichte, Barometer und Frühwarnsystem. Das Gesundheitswesen. 2003;65(12):719-723.
5.
Murray S. Interactive Data Visualization for the Web. O'Reilly; 2013.
6.
Spurlock J. Bootstrap. O'Reilly; 2013.
7.
Reis C, Gribble SD. Isolating web programs in modern browser architectures. EuroSys &'09 Proceedings of the 4th ACM European conference on Computer systems. Nürnberg; 2009. S. 219-232.
8.
Sawicki K. Electron. URL: https://electron.atom.io/ External link
9.
Marcotte E. Responsive Web Design. A List Apart; 2010. URL: http://alistapart.com/article/responsiveweb-design External link
10.
Few S. Information Dashboard Design – The Effective Visual Communication of Data. O'Reilly; 2006.