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62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

17.09. - 21.09.2017, Oldenburg

Das ikidS-Projekt – Untersuchung des Einflusses chronischer Erkrankungen auf den frühen Schulerfolg

Meeting Abstract

  • Isabell Hoffmann - Institut für medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
  • Christine Gräf - Institut für medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
  • Jochem König - Institut für medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
  • Martina Schmidt - Institut für medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
  • Kathleen Schnick-Vollmer - Institut für medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
  • Michael Urschitz - Institut für medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Oldenburg, 17.-21.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocAbstr. 270

doi: 10.3205/17gmds022, urn:nbn:de:0183-17gmds0222

Published: August 29, 2017

© 2017 Hoffmann et al.
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Hintergrund und Ziele: Ein höherer Bildungsstatus gilt allgemein als prädiktiver Faktor für ein gesünderes Leben. Unklar ist jedoch wie stark der Gesundheitszustand eines Kindes bei Einschulung den weiteren Bildungsweg beeinflusst und somit das Erreichen eines höheren Bildungsstatus verhindert. Das ikidS-Projekt (ich komme in die Schule) hat zum Ziel den Einfluss von chronischen Erkrankungen (CE) auf den frühen Schulerfolg und weiteren Bildungsoutcomes zu untersuchen. Dabei sollen mögliche positive Effekte von medizinischer Versorgung und/oder pädagogischer Förderung auf den Schulerfolg berücksichtigt werden.

Methoden: Das ikidS-Projekt ist eine bevölkerungsbezogene Kohortenstudie, bei der im Jahr 2015 insgesamt 2003 Einschüler aus Mainz und dem Landkreis Mainz-Bingen mit deren Familien als Studienteilnehmer rekrutiert wurden. Die Kinder wurden zum Zeitpunkt ihrer Schuleingangsuntersuchung auf das Vorliegen einer oder mehrerer CEs untersucht und deren Eltern zu bereits begonnenen Versorgungs- und Fördermaßnahmen befragt. Gesundheitsbezogene Veränderungen wurden durch drei Nachbefragungen der Eltern – zwei Monate vor und zwei Monate nach Einschulung, sowie am Ende der 1. Klasse – erfasst. Am Ende der ersten Klasse wurde der Schulerfolg aus Eltern-, Kinder- und Lehrkraftsicht erhoben. Primärer Bildungsendpunkt der Studie war ein dem Nationalen Bildungspanel (NEPS) entnommener und auf 5 Items basierender Bildungsscore (Range -10 bis +10, Erwartungswert 0, höhere Werte entsprechen einem höheren Schulerfolg). Bereits existierende Daten aus einem Geburtenregister und des schulärztlichen Dienstes wurden berücksichtigt. Chronisch kranke Kinder wurden über zwei verschiedene Ansätze ermittelt: Über (1) ICD-10 Arztdiagnosenlisten (kategorialer Ansatz) und über (2) einen erhöhten Versorgungsbedarf erfasst durch den Children with Special Health Care Needs (CSHCN) Screener (generischer Ansatz). Die Auswertung erfolgte unter Berücksichtigung bekannter Confounder und der durch die Schulen und Klassen entstehenden Clusterstruktur. Zuvor wurde ein ggf. vorhandener Selektionsbias durch das Imputieren fehlender Werte mit multiplen Imputationsverfahren und Populationsgewichten ausgeglichen. Der Einfluss von CEs auf Bildungsendpunkte zum Ende der 1. Klasse wurde mit Hilfe von generalisierten linearen Modellen untersucht.

Ergebnisse: Bis auf einen etwas niedrigeren Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund stellten die ikidS Studienteilnehmer eine repräsentative Stichprobe aller Einschüler in der Stadt Mainz und des Landkreises Mainz-Bingen dar (Migrationshintergrund: ikidS: 22% vs. Mainz/Mainz-Bingen: 25%). Der Anteil an Kindern mit einem Hinweis auf eine CE betrug je nach verwendeter Definition 42 % (ICD-10 Arztdiagnosenliste) oder 17 % (erhöhter Versorgungsbedarf). Der Bildungsscore lag bei Kindern mit CE im Mittel (SD) niedriger (Definition über ICD-10: 0,93 [SD = 3,97]; Definition über Versorgungsbedarf: 0,8 [SD = 4]) als bei Kindern ohne CE (Definition über ICD-10: 1,11 [SD = 3,79]; Definition über Versorgungsbedarf: 1,82 [SD = 3,58]). ]). Adjustierte Effektschätzer werden im Rahmen der Tagung präsentiert. Darüber hinaus werden Unterschiede unter Betrachtung von wichtigen Mediatoren (z.B. Fehltage, Konzentrationsfähigkeit) sowie ausgleichende Effekte von medizinischer Versorgung und pädagogischer Förderung auf den Schulerfolg dargestellt.

Diskussion: Mit 2003 Teilnehmern ist das ikidS-Projekt zurzeit die bundesweit größte Kohortenstudie zum Thema chronische Erkrankungen und Bildungschancen. Mit einer weitgehend bevölkerungsbezogenen repräsentativen Stichprobe und adäquater Adjustierung sollten sich Effekte unverzerrt schätzen lassen. Je nach Definition ergeben sich große Unterschiede für die Prävalenz von chronischen Erkrankungen bei Einschülern. Bei Verwendung der Definition über einen erhöhten Versorgungsbedarf ergeben sich deutlichere Effekte auf den Bildungsscore.



Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.