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Multiple Mini-Interviews: Was sollen sie messen und welche Gelegenheiten bieten sie dazu? Eine systematische Übersichtsarbeit
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Published: | November 24, 2017 |
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Im Multiplen Mini-Interview (MMI) wird das Verhalten von Studienbewerber/innen in mehreren Situationen bewertet. Unklar ist, ob dabei tatsächlich die intendierten Dimensionen (z.B. Empathie, kritisches Denken oder Teamfähigkeit) erfasst werden. Interaktionistische Theorien [1] verstehen Verhalten als Funktion der individuellen Merkmale einer Person (Wissen, Fähigkeiten, Persönlichkeitseigenschaften) und der Interpretation situativer Anforderungen. Wir untersuchen, 1. welche Dimensionen die Fakultäten in MMIs erfassen wollen und 2. welchen situativen Anforderungen Bewerber/innen in MMIs begegnen. Abschließend diskutieren wir, inwiefern MMI-Stationen Gelegenheit dazu bieten, dimensionsrelevantes Verhalten zu zeigen.
Nach einer systematischen Literurrecherche mit den Begriffen (“multiple mini-interview*”) und (admission OR applicant* OR candidate* OR selection) wurden Studien nach festgelegten Kriterien (PICOS- Schema) ein- und ausgeschlossen. Informationen zu MMI-Dimensionen, Stationsentwicklung und finalen MMI-Stationen wurden extrahiert. Die gewonnen Daten werden von mehreren Ratern anhand einschlägiger Taxonomien [2], [3] klassifiziert.
Die Recherche lieferte 534 Publikationen, von denen 133 im Volltext gelesen werden. Vorläufig zeigt sich:
- 1.
- In MMIs sollen Persönlichkeitseigenschaften, psychosoziale Fähigkeiten, mentale Fähigkeiten, Wissen, Interesse und Motivation erfasst werden.
- 2.
- Die situativen Anforderungen lassen sich auf drei Ebenen analysieren: dem globalen Kontext, in dem das MMI stattfindet (z.B. die Humanmedizinstudierendenauswahl), der Art der MMI-Aufgabe (z.B. Schauspiel-, Gruppenaufgabe) und den spezifische situativen Cues der MMI Stationen (z.B. jdn. trösten, kritisieren).
Der Einbezug interaktionistischer Theorien macht deutlich, dass das im MMI beobachtete Verhalten nicht als alleiniger Ausdruck einer spezifischen Dimension verstanden werden kann. Gleichzeitig liefert die Arbeit Ansatzpunkte für eine dimensionsspezifischere MMI-Stationsentwicklung.
Literatur
- 1.
- Tett RP, Burnett D. A personality trait-based interactionist model of job performance. J Appl Psychol. 2003;88(3):500-517. DOI: 10.1037/0021-9010.88.3.500
- 2.
- Huffcutt AI, Conway JM, Roth PL, Stone NJ. Identification and meta-analytic assessment of psychological constructs measured in employment interviews. J Appl Psychol. 2001;86(5):897-913. DOI: 10.1037/0021-9010.86.5.897
- 3.
- Lievens F, Tett RP, Schleicher DJ. Assessment centers at the crossroads: Toward a reconceptualization of assessment center exercises. In: Martocchio JJ, Liao H (Hrsg). Research in personnel and human resource management. Bingley, UK: JAI Press; 2009. S.99-152. DOI: 10.1108/S0742-7301(2009)0000028006