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Nurse geleitetes Immuntherapie-Entscheidungscoaching für Menschen mit Multipler Sklerose (DECIMS): eine randomisiert-kontrollierte Pilotstudie mit begleitender Prozessevaluation
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Published: | February 23, 2017 |
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Hintergrund: Mit dem Nurse geleiteten Entscheidungscoaching wird eine Umstrukturierung der Kompetenzen von Gesundheitsfachpersonal angestrebt. Nurses unterstützen Multiple-Sklerose (MS) Betroffene bei der Entscheidungsfindung bezüglich einer Immuntherapie unter Einbezug des Konzepts der gemeinsamen Entscheidungsfindung. In der Pilotstudie wurden das Einschlussverfahren und die Machbarkeit getestet.
Methoden: Die Evaluation erfolgte durch eine randomisiert-kontrollierte Pilotstudie mit begleitender Prozessevaluation. Zwischen März 2014 und Juni 2015 wurden 75 MS-Betroffene mit Verdacht auf oder schubförmig-remittierender MS, die mit einer Immuntherapie-Entscheidung konfrontiert waren, in zwei deutschen MS-Zentren rekrutiert und der Interventions- (IG) oder Kontrollgruppe (KG) zugeordnet. MS-Betroffene in der IG erhielten das Coaching von einer geschulten MS-Nurse (ein - drei Gespräche), Betroffene in der KG die Standardversorgung. Beide Gruppen hatten Zugang zu einer evidenzbasierten Online-Informationsplattform. Nurses waren hinsichtlich der Gruppenzuordnung nicht verblindet, während MS-Betroffene und Ärzte verblindet waren. Primärer Endpunkt war "informierte Entscheidung", eine mehrdimensionale Erhebung einschließlich der Subdimensionen Risikowissen (Fragebogen nach 14 Tagen), Haltung bezüglich einer Immuntherapie (eine Frage nach der Intervention) und Therapiebeginn (Erhebung nach sechs Monaten). Weiter erfolgte eine Videoanalyse der aufgezeichneten Coachings nach den Kriterien einer gemeinsamen Entscheidungsfindung. Daten zur Prozessevaluation wurden mittels Fragebögen und qualitativen Interviews erhoben.
Ergebnisse: Es wurden 73 MS-Betroffene eingeschlossen, davon 38 in die IG und 35 in die KG. Die Gruppen waren Baseline vergleichbar. Für die Berechnung des primären Endpunkts standen die Daten von 49 MS-Betroffenen zur Verfügung. Mit 15 von 29 (52%) informierten Entscheidungen nach sechs Monaten in der IG im Vergleich zu sechs von 20 (30%) in der KG wurde ein Unterschied gezeigt, der nicht signifikant war (Pearson's chi², p=0.13). Die Analyse der Coaching Videos ergab eine gute Beteiligung der MS-Betroffenen am Entscheidungsprozess. Die Prozessevaluation zeigte eine positive Reaktion von MS-Betroffenen, Nurses und Ärzten hinsichtlich der Intervention.
Schlussfolgerung: Die Bereitstellung von evidenzbasierten Informationen zu einer Therapieentscheidung an Nurses zu delegieren hat das Potenzial die gegenwärtige arztzentrierte Praxis zu ändern.