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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

HebAB.NRW: Geburtshilfliche Versorgung durch Hebammen in Nordrhein-Westfalen –Querschnittsbefragungen von Müttern und Hebammen

Meeting Abstract

  • Andrea Villmar - Hochschule für Gesundheit, Bochum, Germany
  • Mirjam Peters - Hochschule für Gesundheit, Bochum, Germany
  • Rainhild Schäfers - Hochschule für Gesundheit, Bochum, Germany
  • Nicola H. Bauer - Hochschule für Gesundheit, Wuppertal, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP058

doi: 10.3205/17dkvf317, urn:nbn:de:0183-17dkvf3173

Published: September 26, 2017

© 2017 Villmar et al.
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Text

Hintergrund: Aufgrund der steigenden Kaiserschnittrate und der angespannten beruflichen Situation für Hebammen initiierte das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter in Nordrhein-Westfalen (NRW) im Jahr 2014 den Runden Tisch Geburtshilfe. Dieser sprach in seinem Abschlussbericht die Empfehlung aus, Hebammen und Frauen in NRW zur Versorgungssituation mit Hebammenhilfe zu befragen [1]. Diese Empfehlung wird unter finanzieller Förderung durch das Landeszentrum Gesundheit NRW (Förderkennzeichen LZG TG 72 001/2016) und mit einer Laufzeit von drei Jahren mit dem hier beschriebenen Vorhaben umgesetzt. Das Vorhaben stellt die bisher größte und umfassendste einer Reihe aktuell laufender Studien zur Versorgungssituation mit Hebammenhilfe in Deutschland dar, um ggf. Maßnahmen zur Verbesserung der wohnortnahen und flächendeckenden Versorgung mit Hebammenhilfe ableiten zu können.

Fragestellung: Dargestellt werden soll die Versorgung von Frauen in der Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und früher Elternschaft mit Hebammenhilfe in NRW aus Sicht der Frauen. Gleichzeitig werden in NRW wohnende und/oder arbeitende Hebammen unter anderem zu ihren Tätigkeitsfeldern befragt. Dabei wird das Angebot mit Hebammenhilfe, die Inanspruchnahme von und der Bedarf nach Hebammenhilfe, regionale Unterschiede in der Versorgung und mögliche Qualitätsmerkmale untersucht.

Methode: Das Forschungsvorhaben wird in zwei Teilprojekten umgesetzt. Im Teilprojekt A werden in einer retrospektiven Kohortenstudie 3.000 junge Mütter vier Monate nach der Geburt ihres Kindes zur Inanspruchnahme von Hebammenhilfe, Aspekten wie dem Zugang zur Hebammenhilfe, der Kontinuität in der Betreuung, der Zufriedenheit mit der Betreuung, der Nutzung von informationstechnologischen Medien sowie dem subjektiven Gesundheitsstatus befragt. In diesem Zusammenhang wird insbesondere die singuläre Frage nach der subjektiven Gesundheit fokussiert, da ihre prädiktive Kraft in Bezug auf Mortalität und Morbidität in Studien bereits gezeigt wurde [2,3]. Als Zugang dienen randomisiert ausgewählte geburtshilfliche Fachabteilungen in NRW, alle Geburtshäuser, sowie freiberuflich tätige Hebammen in NRW. Entsprechend der Auswertung des BQS-Instituts zu den Herkunftsländern von Frauen, die in NRW geboren haben [4], wird der Fragebogen in den häufigsten in NRW gesprochenen Sprachen bereitgestellt, um ein möglichst repräsentatives Bild junger Mütter gewinnen zu können. Die Auswertung erfolgt sowohl deskriptiv als auch analytisch in Hinblick auf Faktoren, die z.B. zur Nicht-Inanspruchnahme von Hebammenhilfe führen.

Das Teilprojekt B stellt ein exploratives Survey dar. Auch wenn die Grundgesamtheit unbekannt ist [5], sollen alle in NRW wohnhaften bzw. tätigen Hebammen identifiziert und erfasst werden. Der Zugang zu den Hebammen erfolgt über alle bekannten Datenhalter. Auch nicht berufstätige Hebammen sollen erfasst werden, damit eine Gegenüberstellung von einer absoluten Zahl von Hebammen und der tatsächlich eingesetzten Arbeitskraft dargestellt werden kann. Das Erhebungsinstrument ist ein Fragebogen, welcher auf Grundlage von internationalen Standards der Hebammenregistrierung [6] entwickelt wird. Von zentralem Interesse sind Umfang, Ort und Art der Berufsausübung. Als ein Aspekt der Versorgungsqualität wird ebenfalls der Grad der Vernetzung mit anderen Gesundheitsfachberufen erfragt.

Zur Erhöhung der Rücklaufquoten ist für beide Erhebungen eine Hybridbefragung (online, postalisch, telefonisch) geplant. Die Software SPSS (Version 24) [6] und R [7] werden maßgeblich zur Auswertung der Daten genutzt. Das Ethikvotum wird zur Begutachtung der Ethikkommission der Hochschule für Gesundheit vorgelegt.

Ergebnisse: Es wird erwartet, die allgemeine und regionsbezogene Hebammenversorgung in NRW sowie Faktoren der Hebammenversorgung mit Bezug zur Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität aus der Perspektive der Hebammen und aus der Perspektive der Frauen darstellen zu können. Darüber hinaus wird die erbrachte Hebammenversorgung den gesetzlichen Grundlagen und dem Bedarf der Frauen gegenüber gestellt.

Diskussion: Die parallele Befragung von Frauen und Hebammen ist ein Novum. Ein repräsentatives Versorgungsbild wird durch das Forschungsdesign generiert, welches auch Frauen in besonderen Lebenslagen mit anderen Herkunftsländern einbezieht. Darüber hinaus wird Frauen, die das geschriebene Wort nicht lesen können, über die telefonische Befragung die Möglichkeit gegeben, an der Studie teilzunehmen. Das Forschungsprojekt bietet einerseits die Möglichkeit, einen detaillierten Einblick in die geburtshilfliche Versorgungslage von Frauen in der reproduktiven Lebensphase und andererseits in das Spektrum der Hebammenarbeit in NRW zu erlangen.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse des Forschungsprojektes bieten eine Grundlage für Diskussionen, von der aus gesundheitspolitische Maßnahmen initiiert werden, welche die geburtshilfliche Versorgung durch Hebammen zukünftig sichern und verbessern können.