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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Using Vignettes to Detect Response Shift in Measuring Health-Related Quality of Life

Meeting Abstract

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  • Janine Topp - Institut für Versorgungsforschung i. d. Dermatologie u. bei Pflegeberufen (IVDP), Hamburg, Germany
  • Matthias Augustin - Institut für Versorgungsforschung i. d. Dermatologie u. bei Pflegeberufen (IVDP), Hamburg, Germany
  • Christine Blome - Institut für Versorgungsforschung i. d. Dermatologie u. bei Pflegeberufen (IVDP), Hamburg, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV073

doi: 10.3205/17dkvf025, urn:nbn:de:0183-17dkvf0258

Published: September 26, 2017

© 2017 Topp et al.
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Hintergrund: Als Grundlage für die Beurteilung eines Behandlungserfolgs aus Patientensicht dient auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQoL). Das von außen nicht unmittelbar beobachtbare Konstrukt wird mittels standardisierter Patientenfragebögen erfasst. Je nach Erhebungsart können verzerrende Faktoren (Bias) die Messung beeinflussen. Response Shift als ein Bias umschreibt die individuelle Veränderung des Bewertungshintergrunds im Zeitverlauf. Durch die Veränderung der eigenen Werte, des Fragebogenverständnisses oder der Vorstellung vom Konstrukt Lebensqualität kann die tatsächliche Einschätzung der HRQoL verzerrt werden. Bisher existiert kein Goldstandard, um Response Shift zuverlässig zu messen und somit HRQoL verzerrungsärmer zu erheben. Anker-Vignetten (kurze fiktive Fallbeispiele von Patienten), die von Probanden im Hinblick auf ihren Gesundheitszustand eingeschätzt werden, könnten eine Möglichkeit darstellen, Response Shift zu erfassen. Die, zusätzlich zur Selbsteinschätzung der HRQoL, erhobene Einschätzung von Anker-Vignetten kann Aufschluss geben über den individuellen Bewertungshintergrund einer Person. Eine unterschiedliche Einschätzung der HRQoL von identischen Anker-Vignetten zu zwei Zeitpunkten könnte demzufolge darauf hinweisen, dass sich der Bewertungshintergrund der Person verändert hat und somit auch die Selbsteinschätzung der HRQoL verzerrt ist.

Fragestellung: Entwicklung und Prüfung von Anker-Vignetten, um Response Shift über einen longitudinalen Beobachtungszeitraum erfassen zu können.

Methode: Für den späteren Einsatz in einer longitudinalen Beobachtungsstudie zur Bestimmung von Response Shift wurden Anker-Vignetten entwickelt. Diese beziehen sich auf die einzelnen Dimensionen des SF-12, einem standardisierten und häufig verwendeten Instrument zur Erfassung der HRQoL. Die Anker-Vignetten wurden in einem mehrstufigen Prozess entwickelt: a) Literaturrecherche zu Vignetten, b) 10 semistrukturierte Interviews mit Patienten mit dem Ziel typische Beeinträchtigungen der HRQoL herauszuarbeiten, c) Erstellung der Vignetten auf Basis der Ergebnisse der Literaturrecherche und der Patienteninterviews d) Konsentierung der Vignetten in einem multidisziplinären Team e) Pretest der Vignetten mit 8 gesunden Probanden und je 5 Patienten mit Psoriasis bzw. Multipler Sklerose. Im Rahmen des Pretests wurden die Verständlichkeit der Vignetten sowie die Machbarkeit der Einschätzung dieser auf Antwortskalen des SF-12 überprüft. Neben offenen Fragen wurde die Think-Aloud-Methode genutzt, um ein besseres Verständnis vom zugrundeliegenden Prozess der Einschätzung von Anker-Vignetten zu erlangen.

Ergebnisse: Gesunde Probanden und Patienten empfanden die Beschreibungen der Anker-Vignetten als gut verständlich und den Umfang als angemessen. Weiterhin gaben sie an, dass die Einschätzung Konzentration erfordere, aber keine große Schwierigkeit darstelle. Ergebnisse der Think-Aloud-Methode gaben Hinweise darauf, dass Beschreibungen einzelner Vignetten für spezifische Dimensionen der HRQoL nicht konkret genug formuliert wurden und somit individuellen Interpretationsspielraum zuließen. Entsprechend wurden die Anker-Vignetten im multidisziplinären Team überarbeitet und konkretisiert, um den Einfluss des Response Shift zielgerichteter bestimmen und vom Einfluss des individuellen Interpretationsspielraums abgrenzen zu können.

Diskussion: Die entwickelten Anker-Vignetten erfüllen die Voraussetzungen der Machbarkeit und Verständlichkeit. Ihr Einsatz könnte eine Möglichkeit darstellen, Response Shift im Zeitverlauf zu erfassen. Bei konkret formulierten Anker-Vignetten ist von einem geringen Einfluss der individuellen Interpretation der Fallbeschreibungen auszugehen. Somit könnte die Einschätzung von identischen Anker-Vignetten zu zwei Zeitpunkten einen Rückschluss über den, sich möglicherweise verändernden, Bewertungshintergrund geben.

Praktische Implikationen: Im Anschluss an die Entwicklung und Prüfung der Anker-Vignetten erfolgt dessen Einsatz in einer explorativen longitudinalen Beobachtungsstudie.