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Misshandlungen in Kindheit und Jugend bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis und Sjögren Syndrom
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Published: | September 4, 2017 |
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Einleitung: Über den Einfluss von kindlichen Traumatisierung auf die Rheumatoide Arthrtis und das Sjögrensyndrom ist bislang wenig bekannt. Es wird allerdings vermutet, dass Misshandlungen in der Kindheit mit einer erhöhten Immunaktivierung im Erwachsenenalter verbunden sind. In dieser Studie soll die Prävalenz von frühkindlichen Traumatisierungen bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis und Sjögrensyndrom verglichen werden.
Methoden: Für diese Querschnittsstude wurden 67 Patienten mit ärztlicher Diagnose eines primären Sjögrensyndroms (pSS), 85 Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA), sowie 11 Patienten mit Rheumatoider Arthritis mit Sekundärem Sjögren Syndrom rekrutiert. Diese willigten ein und füllten unter anderen den Childhood Trauma Questionnaire (CTQ) short form aus, medizinische Daten wurden den Krankenakten entnommen.
Ergebnisse: 76,7% der Patienten waren weiblich. Das mediane Alter aller Patienten lag bei 56 (IQR=44-64) Jahren. 63,2% waren verheiratet, 73,6% hatten Kinder. 17,8% waren Hochschulabsolventen, 7,4% berichten keine Berufsausbildung abgeschlossen zu haben. 31,3% waren in Vollzeit, 19,6% in Teilzeit und 45,4% nicht erwerbstätig. Nur 24,5% der Patienten gaben an, dass Ihre Berufstätigkeit nicht durch die Erkrankung beeinflusst wird. Die Erstmanifestation war im Median vor 12 Jahren (IQR=6-20,5), die Erstdiagnose im Median vor 8 Jahren (IQR=4-14) (pSS EM 13 Jahre, ED 7 Jahre, RA EM 10,5 Jahre, ED 9 Jahre).
Patienten mit pSS berichteten seltener als Patienten mit RA von keinem oder minimalen emotionalen Missbrauch [pSS: 65,7%; (95% KI=55,2-77,2%) vs. RA: 86,4; (95% KI=77,8-92,6%)] und häufiger von schwerem bis extremen emotionalen Missbrauch [pSS: 10,4%; (95% KI=3,0-17,9%), RA: 0%). Während Patienten mit RA keine oder minimale emotionale Vernachlässigung in 64,3% (95% KI=54,8-75,0%) berichteten, gaben 49,3% (95% KI=37,3-61,2%) der Patienten mit pSS keine oder minimale emotionale Vernachlässigung an. Schwere bis extreme emotionale Vernachlässigung berichteten 4,8% (95% KI=1,2-9,5%) der Patienten mit RA vs. 11,9% (95% KI=4,5-20,9%) der Patienten mit pSS.
Schlussfolgerung: In der vorläufigen Auswertung dieser Daten zeigte sich bei Patienten mit Sjögrensyndrom eine hohe Rate traumatischer Erlebnisse in der Kindheit. Hierbei berichten insbesondere Patienten mit pSS mit 10,4% häufiger über schweren emotionalen Missbrauch als Patienten mit RA (0%) oder die Allgemeinbevölkerung (1,6%). Es bleibt unklar, ob die kindliche Traumatisierungen zu einem erhöhten Risiko für das Sjögrensyndrom führen, ob diese vielmehr die Inanspruchnahme des Gesundheitssystems fördern und so zu einer häufigeren Diagnosestellung führen oder ob es sich um einen Selektionsbias handelt.