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66. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

27.05. - 28.05.2016, Bad Segeberg

Restfunktion des Oculus ultimus gerettet, neuropsychologische Selbstständigkeit wieder hergestellt

Meeting Abstract

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  • Susanna Maria Antal - Feldkirch, Österreich
  • K.D.M. Resch - Neurochirugie LKHF, Feldkirch, Österreich

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 66. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. Bad Segeberg, 27.-28.05.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16vnda46

doi: 10.3205/16vnda46, urn:nbn:de:0183-16vnda465

Published: May 24, 2016

© 2016 Antal et al.
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Hintergrund: Ophthalmologische und neurochirurgische Erkrankungen können pathophysiologisch sehr eng zusammenwirken. Im vorliegenden Fall entwickelten sich simultan bedrohliche ophthalmologische und neurologische Reserveeinschränkungen: Visusabfall am einzigen re. Auge auf LS (Vorbefund 0,05). Zunehmende Orientierungsschwierigkeit in der vertrauten Wohnung, zeitliche Orientierungsstörung, am Folgetag Herumtasten beim Hinsetzen, beim Essen die Speisen und Teller nicht mehr gesehen, kleinschrittig, sehr müde, Miktionsstörung. Notfallmäßige endoskopische Ventrikulo-Zisternostomie am 7.11.2015 in der NCh des LKHF. Amnesie v. 5.11.15 abends bis direkt postop.

Patient und Methode: 41 J. sehbehinderter Patient, bis dato selbstständig unterwegs, sehr begabt und sozial gut eingebettet. Links blind. Ehemalig um 9 Wochen zu früh Geborenes, KG bei Geburt um 1500 g. Ophthalmologische Seite: Bds. Optikusatrophie bei congenitalem Engwinkelglaukom, V.a. Z.n. STP, Strabismus divergens, Höhenschielen re. Nystagmus. Re. WB-Disposition bei Cat.progr. Li. Aphakia operata. Erstvorstellung in der Augenklinik im 1.Lj. Li. Z.n. 3x Glaukom-Ops 1-21. Lj. V.a. NH-Dystrophie. Frühere Th. Timoptic AT, aktuell Dreifachtherapie: Azarga 2x, Saflutan z.N. bds. Am funktionell einzigen re. Auge Sehen lange stabil, 2013 V re. noch 0,05. Aktuell noch re. ungelöste Winkelblockdisposition bei erschwerten Kautelen. Neurologische Seite: Chronische Shunt-Dysfunktion, VP-Shunt seit dem 2. LM, congenitaler Hydrocephalus occlusus bei Aquaeduct-Stenose und perinataler Hirnblutung. Z. n. mehrf. Ops, letzte Shunt-Revision 1/2015, leichte Besserung unter flexibler Ventileinstellung

Ergebnisse: Postop. deutliche Vigilanzverbesserung, Laufen wieder viel sicherer. Sehen wieder klarer, keine Augenbeschwerden. Fernvisus re. s.c.1/20 (12.11.2015) Rote Farbe, Personen und Gegenstände bis 2-3 m erkennbar. Fernvisus re. s.c.0,05 (7.12.15) YAG-IT bei feinschläg. zeitw. rotatorischem Nystagmus in LA nicht möglich, ITN wurde leider vom Pat. abgelehnt.

Schlussfolgerung: Beim „Letzten Tropfen ins Fass“-Phänomen durch die chron. Liquordynamikstörung kann die rechtzeitige neurochirurgische Intervention die akut drohende Erblindung verhindern, zusätzlich die neuropsychologische Dekompensation beheben. Die Gefahr für den „Visus am seidenen Faden“ muss in interdisziplinärer Perspektive zeitnah auf beiden Seiten abgewendet werden.