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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Entwicklung einer Methode zur Optimierung der Steuerung logistischer Versorgungsprozesse sowie zur Prognose von Verbrauchsmengen am Beispiel von Textilien im Krankenhaus unter Einbezug medizinischer Routinedaten

Meeting Abstract

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  • Lasse van de Sand - Hochschule Niederrhein (HSNR), Krefeld, Deutschland
  • Hubert Otten - Hochschule Niederrhein, Krefeld, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 648

doi: 10.3205/16gmds119, urn:nbn:de:0183-16gmds1198

Published: August 8, 2016

© 2016 van de Sand et al.
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Einleitung: Durch die umfassenden hygienischen Anforderungen an die Textilversorgung klinischer Einrichtungen nimmt der wäschelogistische Versorgungsbereich häufig eine Sonderstellung im Kontext der Materialwirtschaft ein. Hinsichtlich der betrieblichen Organisation des wäschelogistischen Versorgungsbereiches bieten sich Krankenhäusern grundsätzlich vielfältige Ausgestaltungsmöglichkeiten [1]. Gegenwärtig steht die Textilversorgung jedoch nur selten im Zentrum der Optimierungsbestrebungen von Krankenhäusern. Daher ist anzunehmen, dass dieser Bereich eine Reihe bisher unerschlossener Wirtschaftlichkeitspotentiale bietet. Zumeist existieren innerhalb des wäschelogistischen Versorgungsbereiches eines Klinikums routinemäßig erfasste Datenbestände die als Grundlage für derartige Optimierungsbestrebungen genutzt werden können. Weiterhin stellt sich die Frage, ob es möglich ist eine Verbindung zwischen Daten der klinischen Textillogistik und medizinischen Routinedaten herzustellen und in der Folge Prognosefunktionen zur Ableitung des klinischen Textilbedarfes auf Basis des zu erwartenden medizinischen Leistungsspektrums sowie des Patientenklientels zu entwickeln.

Material und Methoden: Zur Ableitung bisher unerschlossener Wirtschaftlichkeitspotentiale werden aus den routinemäßig in einem Klinikum der Maximalversorgung erfassten textilen Lieferdaten zunächst tagesbezogene Wäscheverbrauchsmengenerrechnet. Basierend auf diesen Verbrauchsmengen wird eine, am Konzept des Servicegrades [2] orientiere, Berechnung optimaler textiler Sollbestände unter Einbezug verschiedener, Versorgungsfrequenzen durchgeführt. Zur Beurteilung der monetären Dimensionen werden sowohl die kapitalbezogenen Kosten [3] der Wäschelagerung als auch die im Zusammenhang mit der textilbezogenen Ver- und Entsorgung entstehenden Prozesskosten in die Analysen einbezogen. Weiterhin werden Verbindungen zwischen den textillogistischen Datenbeständen und medizinischen Routinedaten auf Basis des Datensatzes gemäß §21 des Krankenhausentgeltgesetzes geschaffen.

Ergebnisse: Es lässt sich nachweisen, dass es möglich ist, auf Basis getroffener Annahmen bzgl. der wäschelogistischen Versorgungsrealität innerhalb eines Krankenhauses, tagesaktuelle Textilverbrauchswerte aus routinemäßig erfassten Lieferdaten zu bestimmen. Weiterhin lassen sich aus diesen errechneten Verbrauchswerten für jede "klinisch Bedarfsstelle und jeden Wäscheartikel im Sortiment optimale textile Sollbestände, in Abhängigkeit von Sicherheitsbedürfnissen und möglichen Versorgungsfrequenzen, ableiten. Diese berechneten Sollbestände können praktisch genutzt werden, um in der betrieblichen Realität die Sollbestände der einzelnen Wäscheartikel auf den jeweiligen klinischen Bedarfsstellen tagesvariabel vorzugeben. Aufbauend auf der monetären Bewertung wird eine kostenoptimale textile Versorgungsfrequenz für das individuelle Klinikum identifizierbar. Die jeweils erschließbaren Wirtschaftlichkeitspotentiale werden dabei quantifizierbar. Weiterhin erscheint es grundsätzlich möglich eine Prognosefunktion für Textilverbrauchsmengen auf Basis medizinischer und patientenbezogener Kriterien zu entwickeln."

Diskussion: Beispielhaft ist es denkbar, die entwickelte Methodik auch auf die klinikinterne Versorgung mit Medizinprodukten und Arzneimitteln zu übertragen. Die dazu erforderlichen Modifikationen der Modellannahmen sollten jedoch ebenfalls im Rahmen zukünftiger Analysen, auch vor dem Hintergrund artikelbezogener Besonderheiten, genau überprüft werden. Für den Bereich der Wäschelogistik kann außerdem ein Zusammenhang der errechneten textilen Verbrauchswerte mit medizinischen Routinedaten ermittelt werden. Im Rahmen einer Weiterentwicklung der bisherigen Ansätze erscheint es damit möglich, ein Modell zur Prognose der zu erwartenden Textilverbräuche zu entwickeln. Das gegenwärtig verwendete Modell ist, unter Bezugnahme auf die retrospektive Prüfung, dazu in der Lage die zu erwartenden Textilverbräuche mit einer absoluten mittleren Abweichung von ca. 10% zu prognostizieren. Insbesondere die unzureichende Prognose von minimalen oder maximalen Extremwerten im Textilverbrauch zeigt sich jedoch als limitierender Faktor. In diesem Zusammenhang erscheint es geboten die Modellannahmen zukünftig erneut zu prüfen und ggf. durch Hinzunahme weiterer Kriterien zu erweitern.


Literatur

1.
Prangenberg A. Auswahl und Beurteilung alternativer Gestaltungselemente in der Materialwirtschaft von Krankenhäusern (Bde. Münsteraner Schriften zur Medizinökonomie, Gesundheitsmanagement und Medizinrecht, VI). (W. von Eiff, A. Prinz, N. Senninger, & H. D. Steinmeyer, Hrsg.) Münster: Lit Verlag Dr. W. Hopf; 2010.
2.
Oeldorf G, Olfert K. Materialwirtschaft. 11. Auflage. Leipzig: Kiehl Verlag GmbH; 2004.
3.
Rahn HJ, Olfert K. Einführung in die Betriebswirtschaftslehre. 7. Auflage. Leipzig: Kiehl Verlag GmbH; 2003.