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57. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

22. - 24.09.2016, Frankfurt am Main

Daumenaufbau bei angeborener Adaktylie: Ergebnis nach mikrovaskulärer Zweit-Zehentransplantation im Vergleich zum Aufbau durch andere Techniken

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Wiebke Hülsemann - Handchirurgie, Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Hamburg, Germany
  • Max Mann - Handchirurgie, Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Hamburg, Germany
  • Frank Winkler - Handchirurgie, Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Hamburg, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 57. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Frankfurt am Main, 22.-24.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgh007

doi: 10.3205/16dgh007, urn:nbn:de:0183-16dgh0076

Published: September 20, 2016

© 2016 Hülsemann et al.
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Fragestellung: Zum Daumenaufbau bei angeborener Fingerlosigkeit werden mikrovaskuläre Zehentransplantation (ZT), avaskuläre Zehengliedtransplantation, Distraktionsverlängerung und die Beckenspantransplantation angewandt. Die ZT hat den früheren Daumenaufbau durch avaskuläre Zehenglied- und den durch Spantransplantation abgelöst.

Die Greiffunktion wird nach beiden Techniken klinisch und der Längenzugewinn radiologisch untersucht.

Methodik: Von 1995 bis jetzt wurden 161 freie ZT bei 117 Kindern mit angeborener Adaktylie durchgeführt. Ein Daumen wurde bei 36 Kindern mit peromeler Form der Symbrachydaktylie und bei 22 Kindern mit transversaler Amputation auf metakarpaler Höhe mit einer ZT aufgebaut. In der peromelen Gruppe erfolgte bei 22 Kindern der Daumenbau durch eine freie ZT und bei 7 Kindern schrittweise mit anderen Techniken, in der Gruppe mit transversalem Reduktionsdefekt bei 11 Kindern mit einer ZT und bei 4 Kindern durch andere Techniken.

In einer retrospektiven Untersuchung wurde klinisch der Spitzgriff überprüft, die aktive und passive Spanne, die Kraft und Sensibilität gemessen. Die Daumenlänge wurde in Röntgenaufnahmen im Verhältnis zur Höhe des Karpus gesetzt. Beide Gruppen wurden in Bezug auf diese Parameter verglichen.

Ergebnisse: Die Kinder mit durch ZT aufgebautem Daumen waren sowohl in der peromelen als auch transversalen Gruppe bei der Nachuntersuchung jünger als die mit Daumenaufbau durch andere Techniken (8,8 Jahre nach ZT, 15,3 Jahre nach anderer Rekonstruktion). Der postoperative Zeitraum war kürzer (4.3 Jahre nach ZT zu 9,3 Jahre nach anderer Rekonstruktion). Trotz des geringeren Alters waren die Daumenstrahlen nach ZT deutlich länger als die nach anderer Rekonstruktion. Die Funktion war hinsichtlich Sensibilität und Spitzgriff ähnlich, das Greifen größerer Gegenstände nach ZT besser. Die Anzahl der postoperativen Komplikationen war in der peromelen Gruppe nach anderer Rekonstruktion wesentlich höher als nach ZT.

Schlussfolgerung: Mit einer mikrovaskulären ZT kann früh im Vorschulalter ein stabiler Daumen mit guter Funktion, von guter Länge wesentlich früher als mit anderen Methoden aufgebaut werden. Die Komplikationsrate nach ZT ist deutlich geringer als bei mehrschrittigem Aufbau. Wenn ein bewegliches Sattelgelenk angelegt ist, kann bereits kurz nach der ZT ein vollständiger und kaftvoller Spitzgriff und eine gute aktive Spanne erwartet werden.