gms | German Medical Science

5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Die Bedeutung von Fernsehsendungen wie Germany's Next Topmodel bei der Entwicklung von Essstörungen

Meeting Abstract

Search Medline for

  • corresponding author presenting/speaker Maya Götz - Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen, München, Deutschland
  • Caroline Mendel - Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess060

doi: 10.3205/16dgess060, urn:nbn:de:0183-16dgess0600

Published: February 18, 2016

© 2016 Götz et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

„Da die Frauen alle extrem schlank sind, vergleiche ich mich öfters. So hat auch ein Teil meiner Krankheit angefangen.“ (14-Jährige mit Magersucht)

Die Sendung Germany's Next Topmodel (GNTM) erreicht in der Zielgruppe 12 bis 22 Jahre seit Jahren rund 40% Marktanteil. Bereits bei den 10-Jährigen sehen 6 von 10 Mädchen die Sendung, bei den 16-Jährigen sind es 92%. Dabei zeigt sich eine hochsignifikante Korrelation zwischen dem Gedanken zu dick zu sein und dem Sehen von GNTM. Insofern liegt die Frage nahe: Kann die Sendung Essstörungen verstärken? In einer Kooperationsstudie des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) und des Bundesfachverbands Essstörungen e.V. (BFE) wurden 241 Menschen befragt, die in Behandlung einer akuten Essstörung (überwiegend Magersucht und Bulimie) sind. Die Studie gibt ihnen qualitativ und standardisiert quantitativ die Möglichkeit selbst zu artikulieren, wie sie die Rolle von Fernsehsendungen im Kontext ihrer Krankheit einschätzen.

Die Studie zeigt: Bei Weitem nicht alle, aber doch ein großer Teil sieht sich in seiner eigenen Krankheit durch Fernsehsendungen beeinflusst. Die herausragende Sendung ist hierbei Germany's Next Topmodel (GNTM). Vor allem Mädchen, die zum Teil schon im Grundschulalter anfangen, die Sendung regelmäßig zu sehen, nehmen die zentrale Bedeutung von Aussehen selbstverständlich auf und vergleichen sich im Detail mit den untergewichtigen Kandidatinnen. Die eigentliche Wirksamkeit liegt aber noch auf einer tieferen Ebene: Die Sendung verlangt bedingungslose Anpassung und Verdrängung aller kritischen Gefühle wie Scham, Ekel, Trauer etc., um zum Erfolg zu gelangen. Aus den Ergebnissen folgen klare Forderungen an die Medienindustrie, die nicht zuletzt von den Befragten selbst ausgesprochen eloquent formuliert werden.