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Das Verhalten von niedergelassenen Ärzten im eigenen Krankheitsfall
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Published: | September 19, 2016 |
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Hintergrund: Ärzte haben aufgrund ihrer Ausbildung und beruflichen Tätigkeit besondere Bedingungen hinsichtlich des Verhaltens im eigenen Krankheitsfall. Entsprechend internationalen Empfehlungen sind die eigene Registrierung bei einem Hausarzt sowie Selbstdiagnostik und -therapie von besonderer Relevanz.
Fragestellung: Welche Unterschiede bestehen zwischen ambulant tätigen Haus- und Fachärzten hinsichtlich Hausarztregistrierung sowie Selbstdiagnostik und -therapie bei akuten und chronischen Erkrankungen?
Methoden: 2014 erfolgten zwei konsekutive Querschnittsstudien mit postalischer Befragung von 1000 Hausärzten sowie 300 Fachärzten (Psychiater und Internisten) in Thüringen und Sachsen anhand eines umfassenden, strukturierten Fragebogens. Selbstdiagnostik und Selbsttherapie wurden anhand 4-stufiger Likertskalen erfasst.
Neben deskriptiver Statistik erfolgten statistische Signifikanztests.
Ergebnisse: 285 Hausärzte und 52 Fachärzte nahmen teil. Bei 58% der Hausärzte und 47% der Fachärzte lag eine chronische Erkrankung vor. 18,9% der Hausärzte und 46% der Fachärzte sind bei einem Hausarzt registriert. Im akuten Krankheitsfall führen Hausärzte signifikant mehr Selbstdiagnostik (68% vs. 48%) und -therapie (60% vs. 43%) durch. Die chronisch erkrankten Ärzte unterschieden sich signifikant hinsichtlich der Selbstdiagnostik ihrer chronischen Erkrankung.
Diskussion: Im Einklang mit internationaler Literatur zeigen auch die Ergebnisse aus Deutschland ein suboptimales Verhalten der Ärzte im eigenen Krankheitsfall. Es sollte künftig untersucht werden, ob Unterschiede zwischen den verschiedenen Fachgebieten durch Fachspezifika oder auch durch psychologische Faktoren erklärt werden können. Bei der Interpretation der Ergebnisse sind insbesondere das querschnittliche Studiendesign und die niedrige Teilnahmerate zu berücksichtigen.