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Präklinische Erstversorgung von thermischen Verletzungen im Münchner Kindernotarztdienst – ohne intranasale Analgosedierung geht es nicht mehr
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Published: | January 12, 2016 |
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Einleitung: Verbrühungen und Verbrennungen nehmen in der Gesamtstatistik von kindlichen Unfällen den zweiten Platz ein, wobei einen Großteil dieser Verletzungen thermische Verletzungen darstellen.
Bei der Erstversorgung stehen nach der Überprüfung und Sicherstellung der Vitalfunktionen (nach ABCDE) die Schmerztherapie und das Volumenmanagement im Vordergrund.
Patienten und Methode: Auswertung von n= 1816 Kindernotarzteinsätzen des Münchner Kindernotarztdienstes in den Jahren 2008-2010, Analyse des Anteils von thermischen Verletzungen und deren Therapie
Ergebnisse: Die Menge der thermischen Verletzungen betrug 16% (n = 59) aller Unfallursachen und 3% der Gesamteinsätze. In 92% (n = 54) davon handelte es sich um Verbrühungen, in 8% (n = 5) um Verbrennungen. Es waren 27% (n = 16) Säuglinge und 50% (n = 29) Einjährige betroffen. Insgesamt 22% (n = 13) Kinder waren zwischen 2 und 11 Jahren alt. Bei einem Kind war das Alter nicht nachvollziehbar. 36% (n = 21) der Patienten waren Mädchen und 64% (n = 38) Jungen. Zur Verbrennungsfläche wurden auf den Notarztprotokollen keine konsequenten Angaben gemacht, sodass hier keine Auswertung möglich war.
Eine Analgesie wurde bei 91% der Kinder durchgeführt. Hierbei wurden S-Ketamin mit Midazolam in 49% (n = 29), Paracetamol in 34% (n = 20), Fentanyl in 5% (n = 3) und Piritramid in 3% (n = 2) eingesetzt. Hierbei zeigte sich ein zunehmender Trend der intranasalen Applikation der Analgetika. Außerdem bei 30% der Kinder eine Volumengabe durchgeführt. In 5% (n = 3) wurde eine Narkose eingeleitet.
Schlussfolgerung: Bei der initialen Schmerztherapie stellt die intranasale Gabe von Analgetika mittels des Nasalzerstäubers MAD (Mucosal Atomization Device) heutzutage die Standardtherapie dar, da sie ohne i.v.-Zugang mit einer raschen Ansprechzeit dem Kind die Schmerzen schnell lindert. Hierbei haben sich Fentanyl und die Ketamin am Meisten bewährt. Bei kleineren Verletzungen kann so meist auf einen intravenösen Zugang verzichtet werden. Bei größeren Verbrühungen/ Verbrennungen oder bei Kindern, welche Volumen benötigen, kann nach Gabe einer intranasalen Analgesie ein intravenöser Zugang etabliert werden und dann die weitere Analgesie über die intravenöse Applikation von Piritramid, Fentanyl oder Ketamin/Midazolam erfolgen. Infusionstherapien werden nur bei großen Arealen (>10%) oder langen Transportzeiten (>30 min) benötigt.