gms | German Medical Science

34. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2016)

13. - 16.01.2016, Berchtesgaden

Risikofaktoren für ein intra-abdominelles Kompartment bei Schwerbrandverletzten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Dorothee Böhm - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Plastische und Handchirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Deutschland
  • Christoph Hirche - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Plastische und Handchirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Deutschland
  • Johannes Horter - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Plastische und Handchirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Deutschland
  • Thomas Kremer - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Plastische und Handchirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Deutschland
  • Ulrich Kneser - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Plastische und Handchirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Deutschland

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 34. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2016). Berchtesgaden, Deutschland, 13.-16.01.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dav18

doi: 10.3205/16dav18, urn:nbn:de:0183-16dav189

Published: January 12, 2016

© 2016 Böhm et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Fragestellung: Die Erhöhung des intra-abdominellen Drucks durch eine intra-abdominelle Volumenzunahme führt zu einer Minderperfusion des Darmes, bei weiterer Drucksteigerung mit Ausbildung eines intra-abdominellen Kompartments (IAC) sind lokale Darmnekrosen die Folge. Diese und die folgende Durchwanderungsperitonitis führen zu einer stark erhöhten Sterblichkeit, weshalb die Prävention eines intra-abdominellen Kompartments zu den Eckpunkten der modernen Verbrennungsmedizin zählen.

Bei den bisherigen klinischen Studien zum IAC konnte besonders die Volumentherapie als Risikofaktor identifiziert werden. Jedoch besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Volumengabe und verbrannter Körperoberfläche (VKOF), sodass selbst ein restriktiveres Volumenmanagement bei Schwerbrandverletzten weiterhin mit einem hohen Risiko für ein IAC einhergeht. Deshalb ist gerade im Bereich der Schwerbrandverletzten die Untersuchung weiterer Risikofaktoren unabhängig von Volumengabe bzw. Verbrennungsausmaß wichtig, um eine Empfehlung zu präventiven Therapiemaßnahmen geben zu können.

Methoden: Es wurde eine retrospektive Auswertung von insgesamt 12 Patienten mit IAC sowie einer Kontrollgruppe im eigenen Patientengut retrospektiv innerhalb der letzten 5 Jahre durchgeführt. Hierzu erfolgte eine Matched-Pair-Analyse mit Matching der Kontrollgruppe bezüglich der Parameter Verbrennungsausmaß und Alter sowie Volumengabe. Analysiert wurden die Parameter Volumengabe mit Kristalloid/Kolloid-Anteil, Bilanz, Therapie mit Katecholaminen und Prokinetika sowie Beatmungsdrücke, maximaler Laktatwert, minimaler und mittlerer Albuminwert.

Ergebnisse: Bei Matching nach Verbrennungsausmaß und Alter sowie ebenfalls nach Volumengabe zeigt sich ein deutlicher Unterschied in Bezug auf das Verhältnis von Kristalloid- und Kolloidgabe sowie mittlere Bilanz bis zur Ausbildung eines intra-abdominellen Kompartments im Vergleich zur Kontrollgruppe. Weiterhin weist die Gruppe der beatmeten Patienten höhere maximale Spitzendrücke sowie erhöhte mittlere Spitzendrücke über die gesamte Behandlungsdauer bis zum Auftreten des IAC auf.

Schlussfolgerungen: Ziel dieser Fall-Kontroll-Studie ist die Beurteilung weiterer Risikofaktoren unabhängig von Volumengabe bzw. Verbrennungsausmaß und Alter und somit die Entwicklung von Therapieempfehlungen zur Risikominimierung des intra-abdominellen Kompartments bei Verbrennungspatienten. Hierbei scheint weniger die absolute Volumengabe bei Verbrennungspatienten ausschlaggebend zu sein, sondern eher die mittlere Bilanz sowie Anteil der Kristalloidmenge. Besonders bei beatmeten Patienten fällt der deutlich erhöhte Spitzendruck als Risikofaktor für die Ausbildung eines IAC auf.